Mit 400.000 Euro unterstützt das Land neun Modellprojekte zur Verbesserung des Zugangs zu medizinischer Behandlung von Menschen ohne Krankenversicherung.
Die Landesregierung unterstützt die projektbezogene Arbeit zur Verbesserung des Zugangs zu medizinischer Behandlung von Menschen ohne Krankenversicherung und fördert landesweit neun Projekte mit einer Laufzeit von rund anderthalb Jahren. Dafür stehen 400.000 Euro zur Verfügung, teilte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha mit.
„Es besteht ein hoher praktischer Bedarf an niedrigschwelligen medizinischen Behandlungsangeboten“, sagte Minister Lucha. Daneben spielt das sogenannte Clearing, also Beratungen, die auf eine Vermittlung in eine Krankenversicherung gerichtet sind, eine große Rolle. Mit dem Förderprogramm werden daher sowohl Modellprojekte für die anonyme Krankenbehandlung als auch solche mit dem Ansatz eines Clearings gefördert.
Niedrigschwellige Angebote für medizinische Versorgung
Trotz eines regelmäßig bestehenden gesetzlichen Anspruchs auf eine Krankenbehandlung existieren Barrieren, die für einige Personenkreise den Zugang zu einer Gesundheitsversorgung erschweren. Dies betrifft etwa wohnungslose Personen, Personen, bei denen hohe Beitragsschulden für die Krankenversicherung aufgelaufen sind, in der Prostitution tätige Personen und Personen ohne Aufenthaltsstatus.
Auf lokaler Ebene haben sich zivilgesellschaftliche Initiativen gebildet, die Angebote insbesondere für eine Notfall- beziehungsweise Basisversorgung geschaffen haben. Häufig handelt es sich dabei um Anlaufstellen, bei denen betroffene Personen an kooperierende Ärztinnen und Ärzte vermittelt werden. Behandlungsleistungen werden in der Regel ehrenamtlich erbracht oder über Spenden finanziert. Minister Lucha: „Die Menschenwürde gebietet, dass alle Menschen in Notlagen medizinisch versorgt werden. Hier setzen wir mit den geförderten Modellprojekten an.“
Evaluation der Modellprojekte
Im Rahmen der Projektförderung wird eine Evaluation stattfinden. Hierzu wird eine anonymisierte beziehungsweise pseudonymisierte statistische Erhebung zur Ermittlung des bestehenden Bedarfs an Behandlungs- beziehungsweise Beratungsangeboten erfolgen. Dabei wird insbesondere ermittelt, welche Personengruppen die jeweiligen Angebote in Anspruch nehmen und welche Gründe die Betroffenen an einer Inanspruchnahme des regulären Versorgungssystems hindern.
„Wir freuen uns über die hohe Anzahl der eingegangenen Förderanträge mit vielen verschiedenen Ansatzpunkten und Umsetzungsideen. Das zeigt, dass wir verschiedene Wege ausprobieren sollten, um daraus Schlüsse für eine zukünftig bessere Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung ziehen zu können“, so Lucha abschließend.
Geförderte Projekte Förderaufruf 2023/2024 „Projekte zur anonymen Krankenbehandlung
Projektträger | Projektname | Fördersumme |
Die Herberge, Hilfen für Menschen in Wohnungsnotlagen Friedrichshafen (Bodenseekreis) | A.B.B.A. - Anonyme Ärztliche Beratung und Behandlung für Alle | 35.657,00 Euro |
Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Ulm e. V. | Gesundheit für Alle – Clearingstelle und Anonymer Behandlungsschein Ulm | 121.510,24 Euro |
Diakonisches Werk im Evangelischen Kirchenbezirk Ortenau | Gesa - Gesundheitsversorgung für alle | 17.100,00 Euro |
Malteser Hilfsdienst e. V. Stuttgart | Clearingstelle | 55.138,65 Euro |
Malteser Hilfsdienst e. V. Mannheim | Clearingstelle | 55.779,00 Euro |
Beratungsstelle Amalie des Diakonischen Werks Mannheim | Gesundheitsberatung und medizinische Hilfen für Frauen in der Prostitution ohne Krankenversicherung | 16.000,00 Euro |
Diakonisches Werk für den Stadt- und Landkreis Heilbronn | Aufbau eines niederschwelligen Behandlungsangebotes für Personen in der Prostitution in Heilbronn | 30.000,00 Euro |
Diakonisches Werk Karlsruhe | Beratung für Menschen in der Prostitution ohne Krankenversicherung | 42.129,96 Euro |
Aidshilfe Tübingen-Reutlingen e. V. | Gesundheitsvorsorge für Sexarbeiter*innen (und andere Frauen) ohne Krankenversicherung | 19.817,00 Euro |