Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut hat den Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg 2023 an Unternehmen aus Baienfurt, Freiburg, Heidelberg und Löchgau verliehen. Mit dem Preis werden alljährlich die innovativsten Entwicklungen kleiner und mittlerer Unternehmen des Landes honoriert.
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, hat am 21. November 2023 den mit insgesamt 50.000 Euro dotierten Landes-Innovationspreis, den Dr.-Rudolf-Eberle-Preis, verliehen. Mit dem Preis werden alljährlich die innovativsten Entwicklungen kleiner und mittlerer Unternehmen des Landes honoriert.
„Die ausgezeichneten Innovationen zeigen einmal mehr die beeindruckende Vielseitigkeit der Innovationskraft der Wirtschaft in Baden-Württemberg“, sagte Wirtschaftsministern Hoffmeister-Kraut anlässlich der Preisverleihung. „In einer Zeit enormer Herausforderungen durch die ökologische und digitale Transformation sind Innovationen der Schlüssel zu einer resilienteren und nachhaltigeren Wirtschaft in Baden-Württemberg“, so die Ministerin weiter.
Letztlich gehe es dabei darum, eigene Produkte und Geschäftsmodelle hervorzubringen und damit Wertschöpfung im Land zu generieren, gerade mit Blick auf die zukunftsweisenden Technologien. Die in diesem Jahr ausgezeichneten Innovationen stammen aus den Bereichen Medizintechnik, Werkstoffinnovation, Wasserstofftechnologie, Batterietechnik, digitale Mobilitäts- und Logistiklösungen sowie der Anwendung von Virtual-Reality-Technologie.
Fünf Preisträger und zwei Anerkennungen
Vier Unternehmen wurden im Hinblick auf die 39. Verleihung des Innovationspreises durch das Preiskomitee ausgewählt: die CellForm Hydrogen GmbH & Co. KG aus Baienfurt erhielt ein Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro, die Glassomer GmbH aus Freiburg im Breisgau in Höhe von 15.000 Euro und die Konzelmann GmbH aus Löchgau sowie Precisis GmbH aus Heidelberg jeweils 7.500 Euro. Zusätzlich erhielt die exporto GmbH aus Konstanz den mit 7.500 Euro dotierten Sonderpreis der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft (MBG) für Innovationen von jungen Unternehmen. Zwei weitere Unternehmen, die highQ Computerlösungen GmbH aus Freiburg im Breisgau und die imsimity GmbH aus St. Georgen im Schwarzwald wurden mit einer Anerkennung ausgezeichnet. Hoffmeister-Kraut sprach allen Ausgezeichneten ihre Glückwünsche aus.
Auch die Stuttgarter Regierungspräsidentin Susanne Bay zeigte sich ebenfalls beeindruckt: „Die Herausforderungen unserer Zeit müssen ein Ansporn sein, neue Wege zu gehen, um unsere Zukunft innovativ zu gestalten. Die Preisträgerinnen und Preisträger zeigen auch in diesem Jahr, dass viele Unternehmen im Land sich intensiv mit Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung beschäftigen. Der Innovationspreis weist wieder eine beeindruckende Bandbreite an Ideen und Erfindergeist am Innovationsstandort Baden-Württemberg auf.“
Die Preisträger 2023:
Die CellForm Hydrogen GmbH & Co. KG aus Baienfurt erhält 20.000 Euro für die Entwicklung ihrer Bipolarplatten für die Wasserstofftechnologie. Die Nutzung von grünem Wasserstoff gilt als Schlüssel zum ökologischen Umbau wirtschaftlicher Prozesse. Bei Wirtschaftlichkeit und Effizienz der Technologie gibt es aber einen hohen Verbesserungsbedarf. Hierbei spielen Bipolarplatten eine wichtige Rolle, die sowohl bei Elektrolyseuren und Brennstoffzellen zum Einsatz kommen. Ein neues, innovatives Fertigungsverfahren der CellForm Hydrogen GmbH & Co. KG ermöglicht die kostengünstige Produktion extrem feiner Bipolarplatten mit bisher nicht herstellbaren Kanälen. Es erhöht die Effizienz von Wasserstoff-Stacks signifikant und ermöglicht so wirtschaftlichere Brennstoffzellen- und Elektrolysesysteme. Damit lassen sich nicht nur die Nachteile einer Brennstoffzelle gegenüber der Batterie im Gesamtwirkungsgrad kompensieren, es können auch neue Anwendungsbereiche für Wasserstoff erschlossen werden, etwa in Hochleistungsanwendungen wie der emissionsfreien Luftfahrt.
Die Glassomer GmbH aus Freiburg im Breisgau erhält 15.000 Euro für ihre innovative Methode zur Glasverarbeitung durch Glas-Spritzguss. Quarzglas ist ein hochrelevantes Material für verschiedene Industrien, da es hohe Transparenz mit hoher thermischer, chemischer Stabilität und Kratzfestigkeit kombiniert. Quarzglas gilt daher als erste Wahl für Beleuchtungen, Optiken, haptische Schnittstellen und technische Spezialbauteile. Es lässt sich jedoch mit konventionellen Methoden schwer bearbeiten, daher waren die realisierbaren Formen bisher immer stark eingeschränkt und zudem meist sehr energieintensiv. Die Glassomer GmbH entwickelte ein Verfahren zum Spritzguss von Glas, dass die Formgebung des Glases bei 130 Grad Celsius ermöglicht. So lassen sich einerseits Ressourcen sparen, andererseits werden ganz neue Designs in Quarzglas ermöglicht. Dies ist für verschiedene Industrien von Nutzen, zum Beispiel um neuartige, effizientere Belichtungen, Optiken oder Mikro-Synthesereaktoren herzustellen. In letzteren können mit dem Verfahren thermisch und chemisch stabile Glaschips produziert werden, die neue innovative Möglichkeiten eröffnen, etwa bei der Verarbeitung aggressiver Chemie.
Die Konzelmann GmbH aus Löchgau erhält 7.500 Euro für die Neuentwicklung einer Notentgasung von Li-Ionen-Batterien. Der zunehmende Einsatz von Elektrofahrzeugen kann zu Engpässen beim Laden führen. Abhilfe schaffen kürzere Ladezeiten, was aber mit höheren Stromstärken verbunden ist. Diese führen zu einer höheren thermischen Belastung der Batterien. Sicherheitselemente der Batteriemodule, die bisher eingesetzt werden, stoßen dabei oft an ihre Grenzen. Die von der Konzelmann GmbH neu entwickelte Notentgasung für Li-Ionen-Batterien sorgt dafür, dass es beim Überhitzen einzelner Zellen nicht zu einem Dominoeffekt kommt, der zu einem Brand der Batterie führen kann und infolgedessen zum Brand des gesamten Fahrzeugs. Das Sicherheitselement besteht aus einer gasdichten Membran, die mit Kunststoff hinterspritzt ist. Dabei kann der Druck, bei dem die Membran platzt, je nach Anwendungsfall voreingestellt werden. Gleichzeitig ist dieser sogenannte gasdichte Berstring kostengünstig herstellbar und jedes Exemplar kann leicht einzeln geprüft werden.
Die Precisis GmbH aus Heidelberg erhält 7.500 Euro für ihren Hirnschrittmacher gegen epileptische Anfälle. Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, etwa ein Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Bei etwa 30 Prozent der Epilepsiepatienten bleiben die Anfälle auch unter der Behandlung mit Medikamenten bestehen. Um diesen Patienten helfen zu können, wurde von der Precisis GmbH ein minimalinvasives Neurostimulationsgerät entwickelt. Es handelt sich dabei um einen sicheren und wirksamen Hirnschrittmacher, der Epilepsiepatienten von ihren belastenden Symptomen befreien kann. Das derzeit einzige Stimulationsgerät, das direkt unter die Kopfhaut implantiert wird, ermöglicht eine gezielte Stimulation des Gehirns, ohne es überhaupt zu berühren. Die verschiedenen Stimulationstherapien erlauben eine patientenindividuelle Therapie, die über ein Tablet programmiert wird. Der Patient oder die Patientin spürt die Stimulation nicht.
Sonderpreis der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft (MBG):
Den mit 7.500 Euro dotierten Sonderpreis der MBG, der sich an junge Unternehmen richtet, erhält in diesem Jahr die exporto GmbH aus Konstanz für ihre automatisierten Lösung für Logistik- und Zollabwicklungen, die den grenzüberschreitenden E-Commerce erleichtert. Die Anforderungen der Zolldeklaration und steuerlichen Abwicklung im globalen grenzüberschreitenden Online-Handel sind sehr komplex. Mit der Innovation werden die Bereiche Logistik, Steuer, Zoll und Software bestmöglich aufeinander abgestimmt, sodass auch bei veränderten Bedingungen der Bestell- und Lieferprozess problemlos abgewickelt werden kann.
Eine Anerkennung erhielten jeweils:
Die highQ Computerlösungen GmbH aus Freiburg im Breisgau für ihre Mobilitätsplattform, die nicht die Wege Einzelner, sondern einer ganzen Gruppe mittels Künstlicher Intelligenz (KI) optimiert und so die Mobilitätswende umsetzen will. In der Mobilitätsplattform werden kommunale Verkehrsdaten in Verbindung mit Informationen von/zu Mobilitätsdienstleistern an einem Ort zusammengeführt. Innovativ daran ist, dass nicht die Wege Einzelner, sondern einer ganzen Gruppe mittels künstlicher Intelligenz optimiert werden. Durch digitalisierte Mobilitätsangebote und datenschutzkonforme Verhaltenserkennung gibt hier eine mobile App über KI-basierte Berechnungen nachhaltige, multimodale Wegeketten aus. Die Idee dahinter: Indem alle Verkehrsteilnehmende sozial verantwortlich an ihr Ziel gelangen, soll der Zusammenhalt der Gesellschaft gestärkt und die Mobilitätswende ermöglicht werden.
Die imsimity GmbH aus St. Georgen im Schwarzwald mit Lernanwendungen auf der Basis von Virtual Reality (VR), die bei der Aus- und Fortbildung von Pflegekräften Ressourcen schont und sie effizienter macht. Bei den VR-Lernanwendungen der imsimity GmbH trägt die VR dazu bei, ressourcenschonend die Effizienz und Produktivität der Aus- und Fortbildung von Pflegekräften zu steigern. Das System besteht aus einem Virtual Reality Lernpaket mit Software und professioneller VR-Hardware. Damit kann ein hybrider Lernraum inklusive ergänzender digitaler Komplettlösung zur Schulung von Pflegekräften betrieben werden. In der Basisausbildung, wie in Hygiene oder Anatomie und bei Spezial-Schulungen wie Tracheostoma- oder Katheter-Wechsel, werden berufliche Einsatzszenarien realitätsnah, einprägsam und nachhaltig im virtuellen Raum erlebbar gemacht.