Im Rahmen ihrer Sommerreise hat Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut Einrichtungen in den Bereichen Gesundheitswirtschaft und Künstliche Intelligenz besucht.
Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hat ihre diesjährige Sommerreise fortgesetzt. Unter dem Titel „Einsatz und Nutzen der Schlüsseltechnologie KI in der Gesundheitswirtschaft – eine Zukunftsbranche für Baden-Württemberg“ besuchte die Ministerin die Universitätsmedizin Mannheim sowie die Fraunhofer Projektgruppe Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie (PAMB) zum Thema „Künstliche Intelligenz (KI) in der Krebsdiagnostik“. Außerdem standen Besuche beim Unternehmen Roche Diagnostics GmbH und dem BioRN Life Science Cluster Rhine-Neckar in Heidelberg auf dem Programm.
„Künstliche Intelligenz ist ein enormer Innovationsbeschleuniger. Dieses Potential müssen wir zum Wohle der Patientinnen und Patienten auch für die Gesundheitswirtschaft in Baden-Württemberg optimal nutzen“, sagte Hoffmeister-Kraut. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig ein leistungsfähiges Gesundheitssystem sei. „Unser Land ist hier gut aufgestellt. Aber wir können uns darauf nicht ausruhen, sondern müssen uns ständig weiterentwickeln“, betonte die Ministerin. Neben den Leitbranchen Maschinenbau und Automobilindustrie entwickeln sich Gesundheitsindustrie und die Gesundheitsdienstleistungen zunehmend zu einem entscheidenden Wachstumstreiber und Jobmotor.
Aufbau eines Innovationspark KI
„Im Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg fördern wir Innovationen und Partnerschaften, mit dem Ziel, neue Technologien noch schneller zum Erfolg zu bringen“, so Hoffmeister-Kraut weiter. Insbesondere im Gesundheitswesen finden sich vielfältige Anwendungen für die Schlüsseltechnologie KI, beispielsweise bei der Diagnostik, Forschung in der Pharmazie oder der Optimierung medizinischer Produkte. „Die Potentiale von KI sind enorm: Nicht nur bei der Suche nach einem Impfstoff gegen Covid19 bietet die Künstliche Intelligenz bereits vielversprechende Lösungsansätze“, so Hoffmeister-Kraut.
Um einen Ort zu schaffen, an dem innovative Ideen entwickelt und umgesetzt werden, prüft das Land aktuell den Aufbau eines großen Innovationspark KI in Baden-Württemberg. „Wir müssen vor allem die Kommerzialisierung von Künstlicher Intelligenz entschlossen vorantreiben und dafür sorgen, dass aus exzellenter Forschung neue und durch KI verbesserte Produkte und Dienstleistungen ‘made in Baden-Württemberg‘ entstehen. Das gilt auch und gerade für die Gesundheitswirtschaft“, sagte die Ministerin. „Wir wollen in Zukunft zum einen Nutzer, zum anderen vor allem aber auch global bedeutender Lieferant von KI-basierten Produkten und Dienstleistungen sein. Das Interesse daran ist groß. Und wir müssen hier schnell sein. Der Innovationspark KI wäre das größte Innovationsprojekt mit öffentlicher Beteiligung in Baden-Württemberg seit Jahrzehnten“, hob Hoffmeister-Kraut hervor.
Zunächst besuchte die Delegation die Universitätsmedizin Mannheim zum Themengebiet „KI in der Krebsdiagnostik“ und zum Projekt „RESECT“, das vom Wirtschaftsministerium gefördert wird. Künstliche Intelligenz soll hier eine hochpräzise Erkennung und Quantifizierung von Tumoren und eine optimierte Therapieplanung mittels einer wettbewerbsfähigen Softwarelösung ermöglichen. „Wir wollen die Stärke des Gesundheitsstandorts Baden-Württemberg weiter festigen und ausbauen, indem wir unsere zahlreichen starken und renommierten Forschungseinrichtungen möglichst optimal mit den Unternehmen verzahnen. Innovative Forschungsprojekte müssen möglichst zügig in marktfähige Produkte zum Nutzen unserer Patientinnen und Patienten umgesetzt werden“, so Hoffmeister-Kraut.
Zweite Station war die Fraunhofer-Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie (PAMB) an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg. Die Projektgruppe wurde 2011 vom Wirtschaftsministerium und der Fraunhofer-Gesellschaft eingerichtet, um Automatisierungspotenziale in der Medizin und Biotechnologie zu erschließen. Sie ist die erste bekannte Einrichtung mit diesem Schwerpunkt. Das Ziel von PAMB ist der Transfer von Technologien und Produkten in die klinische Praxis/Anwendung. „Mit dem Projekt ANIMMED fördern wir im Rahmen des Forums Gesundheitsstandort BW am PAMB die Entwicklung der Methoden und die Gestaltung der erforderlichen Infrastruktur, um KI möglichst vielen Medizintechnikunternehmen in Baden-Württemberg für ihre Produkte und Dienstleistungen zugänglich zu machen“, so Hoffmeister-Kraut.
Die Ministerin übergab im Rahmen der Sommerreise außerdem die Urkunde des Qualitätslabels „Cluster-Exzellenz Baden-Württemberg“ an die Clusterinitiative „Medizintechnologie in Mannheim“. Die Clusterinitiative ist damit eine von aktuell neun Clusterorganisationen in Baden-Württemberg, die mit dem Qualitätslabel ausgezeichnet wurden. Landesweit gibt es insgesamt rund 110 regionale Cluster-Initiativen, landesweite Netzwerke und Landesagenturen. Gleichzeitig erhält die Clusterinitiative „Medizintechnologie in Mannheim“ das europaweit gültige „Cluster Management Excellence Label GOLD“, das mit Unterstützung der Europäischen Kommission entwickelt wurde. Beide Auszeichnungen wurden zunächst für zwei Jahre vergeben. „Mannheim und die Region bilden in Europa einen Hotspot in der Medizintechnologie. Dies liegt auch am professionellen Management der Cluster-Initiative Medizintechnologie Mannheim. Mit seinen rund 100 Mitgliedern gehört es zu den leistungsstärksten Clustermanagements in Baden-Württemberg“, sagte Hoffmeister-Kraut.
Dritte Station war das Unternehmen Roche Diagnostics GmbH. Der Standort in Mannheim trägt dazu bei, dass Diagnostika und Medikamente von Roche Patienten in aller Welt erreichen. Roche engagiert sich weltweit im Kampf gegen Covid19 und entwickelt diagnostische Lösungen in jeder Phase - von der akuten Infektion, über die diagnostische Betreuung erkrankter Patienten bis hin zum Nachweis einer durchgemachten Infektion. Investiert wird in die Erkennung der akuten Covid19-Infektion (PCR), Tests für die Behandlung des erkrankten Patienten, Tests zur Erkennung einer durchgemachten Infektion (Antikörpertests) sowie digitale Lösungen für ein entsprechendes Management in jeder Phase (CoViveApp). „Wir sind stolz darauf, dass der drittgrößte Standort von Roche weltweit hier im Hightech-Umfeld in Mannheim mit seinem dichten Netzwerk an Forschungsinstitutionen, Hochschulen und Biotechunternehmen in der Region verankert ist. Mit dem Pharmadialog und dem Forum Gesundheitsstandort gibt es bereits zwei etablierte Plattformen, in denen wir erfolgreich und eng zusammenarbeiten, um unseren Gesundheitsstandort nachhaltig zu stärken“, sagte die Ministerin.
Abschließend besuchte die Delegation das „BioRN Life Science Cluster Rhine-Neckar“ im Business Development Center (BDC) in Heidelberg. Es ist eines der führenden deutschen Cluster der sogenannten roten Biotechnologie, das bereits 2008 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als Spitzencluster „Zellbasierte & molekulare Medizin in der Metropolregion Rhein-Neckar“ sowie 2015 mit Gewinn des BMBF-Wettbewerbs zur Internationalisierung von Spitzenclustern ausgezeichnet wurde. Die Aktivitäten des Clusters fördern das Internationalisierungspotential vor allem von kleinen und mittleren Unternehmen sowie Start-ups und stärken auf diese Weise die Strahlkraft der gesamten Region. Vor Ort besuchte die Ministerin mit den Unternehmen „living brain“ und „HD Vision“ zwei innovative Start-ups. „Die beiden jungen und aufstrebenden Unternehmen sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Künstliche Intelligenz genutzt werden kann, um innovative Produkte bis zur Marktreife zu entwickeln“, so Hoffmeister-Kraut.
„Viele Herausforderungen im Gesundheitswesen konnten wir in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich angehen. Mit unserem Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg haben wir dazu ressortübergreifend und gemeinsam mit den wichtigsten Akteuren im Land eine optimal vernetzte Plattform geschaffen. Wir tun alles dafür, Baden-Württemberg als Gesundheitsstandort nachhaltig zu stärken – denn die Gesundheitswirtschaft ist eine der wichtigsten Zukunftsbranchen für unser Land“, so das Fazit der Wirtschaftsministerin.