Mit dem Programm „Innovationsimpulse“ fördert das Kultusministerium besonders innovative Projektvorhaben an den Volkshochschulen. So will das Land die Teilnahme an Weiterbildungsangeboten und die Ansprache von neuen Zielgruppen stärken.
Auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierter Sprachunterricht, Design-Thinking oder Interactive Print von Programmen: Die Volkshochschulen machen sich mit neuen, innovativen Projekten auf den Weg in die Zukunft. Mit dem Ziel, die Teilnahme an Weiterbildung zu erhöhen und die Ansprache von neuen Zielgruppen zu stärken, fördert das Kultusministerium in den Jahren 2023 und 2024 durch das Programm „Innovationsimpulse“ besonders innovative Projektvorhaben an den Volkshochschulen. Etwa 340.000 Euro stehen dafür unter dem Dach der Weiterbildungsoffensive WEITER.mit.BILDUNG@BW bereit. Eine Fachjury bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Volkshochschulverbands Baden-Württemberg, des Deutschen Volkshochschul-Verbands, der Wissenschaft, der Kommunen sowie des Landes hat aus insgesamt 36 eingereichten Anträgen 20 Förderprojekte ausgewählt.
Mit den Innovationsimpulsen möchten das Kultusministerium und der Volkshochschulverband die Einrichtungen ermutigen, bei der Gewinnung von Teilnehmenden, der Programmplanung und der Ansprache von Kursleitenden neue Wege zu gehen. Das Förderprogramm soll Freiräume zum Experimentieren geben und es ihnen ermöglichen, innovative Formate, Arbeitsweisen und Modelle der Weiterbildung zu erproben – sowohl im digitalen Raum als auch in Präsenz.
„Orte der Veränderung“
„Mit den Innovationsimpulsen möchten wir den Volkshochschulen ermöglichen, out-of-the-box zu denken, innovative Ideen zu entwickeln und Neues zu wagen. So sollen neue Zielgruppen angesprochen und Menschen für Weiterbildung motiviert werden“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper und ergänzt: „Für mich sind Volkshochschulen ideale Orte für Veränderung und Orientierung, für Zusammenhalt und für die Vermittlung von Wissen. Sie öffnen den Menschen Räume, sich über die wichtigen aktuellen Themen und Veränderungen zu informieren, sich auszutauschen und sich vor allem auch in ihrem eigenen Leben darauf einzustellen.“ Das zeige sich insbesondere bei der digitalen Transformation. Die Volkshochschulen seien prädestiniert, die Menschen hier mitzunehmen und ihnen die Chancen aufzuzeigen, die in dieser Herausforderung bestünden.
„20 Volkshochschulen im Land entwickeln in den nächsten Monaten neue innovative Veranstaltungen und Kursformate, die zukunftsweisend sind“, sagt der Verbandsdirektor Dr. Tobias Diemer und betont: „Die Projekte zeigen die hohe Kreativität und Innovationskraft der Volkshochschulen im Land. Wir freuen uns, dass die Projekte mit Hilfe von Fördermitteln des Landes ab September in die Umsetzung gehen können.“
20 Förderprojekte in drei Clustern
Die 20 Förderprojekte lassen sich in drei thematische Cluster einteilen:
In Cluster 1 „Förderung von Vielfalt: Integration – Inklusion – Weiterbildung für benachteiligte Zielgruppen“ geht es beispielsweise darum, die Teilnehmenden von Integrationskursen beim Einstieg in den Beruf zu unterstützen. So plant es etwa die Volkshochschule Biberach in ihrem Projekt „Wegweiser in den Beruf – Vom Integrationskurs in den Job“. Die Volkshochschule Neckarsulm baut ein Zentrum für Mehrsprachigkeit und will damit die Muttersprachen bei Kindern und Jugendlichen stärken.
Geförderte Projekte in Cluster 1:
- vhs Biberach: Wegweiser in den Beruf – Vom Integrationskurs in den Job
Teilnehmende von Integrationskursen erhalten ein gezieltes Coaching und werden unter Einbeziehung lokaler Arbeitgeber niederschwellig beim Einstieg in den Beruf unterstützt. - vhs Bodenseekreis: Englisch für blinde Menschen und Menschen mit Sehbeeinträchtigung
Ein neues Kursformat für blinde Menschen und Menschen mit Sehbeeinträchtigung, das die Inklusion dieser Gruppe in vhs-Kursen stärkt. - vhs Heilbronn Projekt: Interkulturelle Zukunfts-LOTSEN „Wege in den Beruf“
Die vhs bildet Teilnehmende von berufsbezogenen Deutschkursen zu „Zukunftslotsen“ aus, die Teilnehmenden von Integrationskursen frühzeitig Information und Beratung zum Einstieg in den Beruf anbieten. - vhs Neckarsulm: Aufbau eines Zentrums für Mehrsprachigkeit: Muttersprachen stärken bei Kindern und Jugendlichen
Kinder aus mehrsprachigen Familien werden mit muttersprachlichen Kursen in ihrer Identität gestärkt und ihre Sprachkompetenz gefördert. Ergänzend dazu bietet das Zentrum Austausch-, Informations- und Beratungsangebote für Eltern, die mehrsprachig erziehen. - vhs Nürtingen: Ich zeige dir unsere Stadt
In Zusammenarbeit mit Integrationskurs-Teilnehmenden erarbeitet die vhs mehrsprachige Stadtführungen. Die neu gewonnenen und qualifizierten Kursleitenden bieten Führungen in ihrer Muttersprache an und eröffnen damit neue Perspektiven auf die Stadt. - vhs Rottweil: Die Lehr:Werkstatt der vhs Rottweil
Der Betsaal der ehemaligen Synagoge in Rottweil wird als Unterrichtsraum genutzt, um mit Schülerinnen und Schülern, Auszubildenden und ihren Lehrerinnen und Lehrern in Workshops politische, geschichtliche sowie gesellschaftliche Themen zu behandeln. - vhs Schwäbisch Gmünd: Aufstehen! – Hinstehen! – Bleiben!
Die vhs entwickelt ein praxisorientiertes, modulares Qualifizierungskonzept für Eltern aus unterschiedlichen Sprach- und Kulturkreisen. Die Teilnehmenden können anschließend selbständig Kursangebote konzipieren und durchführen.
Zum Cluster 2 „Digitale Tools und Medien: Zielgruppen erreichen – anders lernen und lehren“ zählen Projekte, die zum Beispiel digitale Tools zur Ansprache von neuen Zielgruppen oder den Einsatz von KI zur Optimierung ihrer Angebote nutzen. So plant beispielsweise die Volkshochschule Leinfelden-Echterdingen zur Ansprache von 20- bis 30-Jährigen spezielle Angebote über Interactive Print auf eine neue und digitale Art zu bewerben. Die Volkshochschule Reutlingen entwickelt ein Modell für KI-basierten Gruppen-Sprachunterricht.
Geförderte Projekte in Cluster 2:
- vhs Aalen: vhs SplAAsh – Lerninhalte auf TikTok und Instagram
Die vhs nutzt TikTok und Instagram als niederschwellige Lernplattformen und positioniert sich dort mit kostenfreien Lerninhalten. Gleichzeitig werden dadurch reguläre On- und Offline-Angebote beworben. - vhs Leinfelden-Echterdingen: Interactive Print (AR): vhs „erleben“, visualisieren – und teilen!
Der zielgruppenspezifische Programmbereich „vhs 20 I 30 – Lifestyle und Trends“ wird durch die Integration von Interactive Print auf eine neue und digitale Art beworben. Die digitale Erweiterung wird auch für die Homepage und Social-Media-Accounts genutzt. - vhs Pforzheim: vhs.goes.Insta
Die vhs weitet ihre bisherige Interaktion mit Kund*innen durch die Implementierung und Etablierung der Plattform Instagram aus. Durch den kundenzentrierten Prozess sollen neue Zielgruppen angesprochen und erschlossen werden. - vhs Reutlingen: KI-basierter Sprachunterricht: Mit innovativen Methoden attraktiv für neue Zielgruppen
Zusammen mit Kursleitenden entwickelt die vhs ein Modell für die Implementierung von KI-basiertem Gruppen-Sprachunterricht, um neue Zielgruppen für die Angebote der vhs zu erschließen. - vhs Stuttgart: Digitalisierungscamp (digital4me) für Kinder aus sozial benachteiligten Familien.
Das Digitalisierungscamp ermöglicht sozial benachteiligten Kindern den Zugang zur digitalen Welt und befähigt sie, sich darin selbstbestimmt zu bewegen. Neben der Vermittlung von digitalen Kompetenzen stehen die Förderung von kollaborativem und kreativem Denken und Handeln im Mittelpunkt. - vhs Südliche Bergstraße: Ressourcenwerkstatt für Lehrende
Die Volkshochschule richtet einen Lernraum für Lehrkräfte ein – sowohl physisch als auch virtuell. Das analog-digitale Format bietet eine flexible Nutzung und dynamische Einbindung neuer Lerninhalte, von der neue und bereits aktive Kursleitende profitieren.
Im Cluster 3 „Volkshochschule (vhs) neu gedacht: mobil – agil – partizipativ“ sind Projekte, die sich mit agilen Arbeitsweisen auseinandersetzen oder mobile sowie aufsuchende Bildung erproben. So experimentiert die Volkshochschule Bruchsal mit Design-Thinking-Ansätzen, um neue Angebote und Formate für unterschiedliche Zielgruppen zu entwickeln. Beim Projekt der Volkshochschule Karlsruhe dagegen geht es um eine niederschwellige Teilhabe durch aufsuchende, mobile Bildungsberatung und partizipative Programmgestaltung.
Geförderte Projekte in Cluster 3:
- vhs Bruchsal: VHS Bruchsal – Together we learn 4 tomorrow
Die Methode des Design Thinking unterstützt die Entwicklung neuer Angebote und Formate für unterschiedliche Zielgruppen. Durch die Anwendung dieser Methode kann die Volkshochschule Ideen und Innovationsimpulse schneller und agiler umsetzen. - vhs Freiburg: Marktstand VHS – mittendrin und überall dabei
Mit einem umgebauten Fahrradanhänger ist die Volkshochschule auf Wochen-, Floh- und Feierabendmärkten präsent und ermöglicht so neuen Teilnehmenden einen niederschwelligen Zugang zur Weiterbildung. - vhs Karlsruhe: Niederschwelligkeit und Teilhabe durch aufsuchende, mobile Bildungsberatung und partizipative Programmgestaltung
Die vhs schafft neue Beratungsszenarien in Form von aufsuchender und mobiler Beratung, um Menschen besser zu erreichen. Die Beratung wird durch eine partizipative Programmgestaltung sowie Sensibilisierung des Personals ergänzt. - vhs Laichingen-Blaubeuren: Gemeinsam wachsen, kulturell vielfältig aufblühen im "Blauen Saal" – dem Open-Air Lern- & Begegnungsraum der vhs Laichingen-Blaubeuren-Schelklingen e.V.
Mit dem multifunktionalen Open Air Lern- und Begegnungsraum „Blauer Saal“ schafft die vhs einen Dritten Ort, der neue Zielgruppen anspricht und die Sichtbarkeit im öffentlichen Raum erhöht. Vielfältige Nutzungspotentiale ermöglichen einen Ort des Austauschs und der Begegnung. - Abendakademie und vhs Mannheim: Transformative Programmentwicklung am Beispiel des Trendthemas Keramik: Kreativ zur innovativen Programmplanungsstrategie
Am Beispiel Keramik erprobt die Mannheimer Abendakademie und vhs neue Prozesse der Programmentwicklung und macht diese auch für andere Bereiche und Volkshochschulen nutzbar. Innovative Wege der Formatentwicklung und der Kursleitendensuche sind Bestandteil des Projekts. - vhs Ostfildern: Create your Future – die Zukunftsfabrik Ostfildern
Jugendliche und Integrationsteilnehmende werden anhand der Methode der Zukunftswerkstatt partizipativ in die vhs-Programmplanung eingebunden. Ein offenes Programm zum Thema Future Skills ermöglicht eine niederschwellige Kompetenzerweiterung der Teilnehmenden. - vh Ulm: Agile vh Ulm
Mit der Einführung agiler Methoden kann die Volkshochschule schneller und maßgeschneiderter auf veränderte Bedürfnisse in den Programmbereichen sowie auf Trends und gesellschaftliche Entwicklungen reagieren.
Volkshochschulverband Baden-Württemberg
Zum Volkshochschulverband Baden-Württemberg gehören 161 Volkshochschulen mit etwa 650 Außenstellen. Die Einrichtungen vor Ort bieten ein flächendeckendes Netz an vielfältigen Angeboten zur Allgemeinbildung, einschließlich der Bildung für nachhaltige Entwicklung, zur Gesundheitsbildung, in Sprachen, zum Thema Integration und zur beruflichen Qualifizierung sowie in der Alphabetisierung und Grundbildung.
Volkshochschulverband: Arbeitsschwerpunkte der Volkshochschulen