Der Fahrplanwechsel am 12. Dezember bringt viele Verbesserungen im Nahverkehr. Das Angebot in Baden-Württemberg wird um zusätzliche 1,3 Millionen Zugkilometer im Jahr ausgedehnt. Besonders der Süden des Landes profitiert von zusätzlichen attraktiven Verbindungen.
Mit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2021 gewinnt der öffentliche Nahverkehr in vielen Regionen im Land an Attraktivität. Das Angebot in Baden-Württemberg wird um zusätzliche 1,3 Millionen Zugkilometer im Jahr ausgedehnt. Damit sind die Nahverkehrszüge in Baden-Württemberg pro Jahr insgesamt 82 Millionen Kilometer unterwegs – was rund 100-Mal der Strecke von der Erde zum Mond und zurück entspricht. Auf der Südbahn ersetzen klimafreundlichere Elektrozüge die Dieselzüge, zusätzliche Fahrten des Metropolexpresses (MEX) mit Start und Ziel in Stuttgart werden eingeführt und von und nach Ulm verkehrt künftig die Regio Stadtbahn (S-Bahn) Donau-Iller.
Der Umstieg lohnt sich
Verkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Der neue Fahrplan bringt wieder ein deutlich verbessertes Angebot mit sich. Insbesondere die Region zwischen Donau, Allgäu und Bodensee kann sich nun nach Abschluss der Bauarbeiten an den Bahnstrecken über ein massiv ausgebautes Angebot freuen – zwei neu elektrifizierte Strecken, drei neue Regiobuslinien und damit ein deutlich attraktiverer öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV). In fast allen Landesteilen erfüllt das Zugangebot fast überall den Landesstandard, der eine stündliche Anbindung garantiert. Bis zum Jahr 2023 werden im Land Baden-Württemberg insgesamt 358 neue Züge im Landesdesign auf die Schienen gesetzt. Das hat ein Ziel: Einen attraktiven ÖPNV, eine Einladung zum Umsteigen in die klimafreundliche Mobilität.“
Die wichtigsten Änderungen im Detail:
Viele Jahre wurde geplant, seit 2018 wird gebaut. Ab dem 12.Dezember kann die „Südbahn“ zwischen Ulm, Biberach, Ravensburg, Friedrichshafen und Lindau endlich mit elektrischen Zügen befahren werden. Damit wird der Bahnverkehr wesentlich umweltfreundlicher, nachdem statt Loks und Triebwagen mit Dieselmotor nun elektrische Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Zusätzlich wird das Angebot deutlich ausgeweitet: Zwischen Friedrichshafen und Ulm wird erstmals ein halbstündliches Angebot im Expressverkehr eingeführt. Neben dem stündlichen Regionalexpress der Linie 5 verkehrt jetzt auch der Interregioexpress (IRE) der Linie 3 jede Stunde statt bisher alle zwei Stunden mit Elektro-Triebzügen, die einen bequemen, niedrigen Einstieg besitzen. Für Reisende zwischen Stuttgart und Lindau gibt es zunächst noch keine Fahrzeitverkürzungen, da in Ulm weiterhin der Anschluss vom schnellen, in fester Taktlage verkehrenden ICE-Verkehr abgewartet werden muss. Das bedeutet aber auch, dass es einen größeren Puffer im Fahrplankonzept geben wird, womit Verspätungen leichter abgebaut und die Züge pünktlicher unterwegs sein können. Zwischen Friedrichshafen und Lindau werden die Fahrpläne der Züge angepasst und eine Bedienung des neuen Bahnhof Lindau-Reutin mit sehr guten Anschlüssen an den Fernverkehr und die S-Bahn nach Vorarlberg geschaffen. Auch im Fernverkehr kommt auf der Südbahn ein zusätzliches Zugpaar ins Angebot, welches die Bodenseeregion umsteigefrei mit Frankfurt im Norden verbindet und weiter über die österreichischen Skigebiete am Arlberg bis nach Wien verkehrt. Detailliert werden die neuen Fahrpläne auch auf der FAQ-Seite des Ministeriums für Verkehr erklärt und sind natürlich bereits heute in der Fahrplanauskunft abrufbar.
Ein weiterer Meilenstein hin zu einem noch besseren Angebot rund um Ulm ist die grenzüberschreitende verkehrende Regio S-Bahn Donau-Iller. „Die neue Marke Regio S-Bahn steht für einen attraktiven Schienenpersonennahverkehr in Baden-Württemberg und in Bayern, dies- und jenseits der Donau, der die Systemvorteile der S-Bahn – regelmäßiges Angebot im Takt – in den ländlichen Raum überträgt“, so Verkehrsminister Winfried Hermann.
Die Regio-S(RS)-Bahn startet auf der Südbahn (Linie RS 21) zwischen Ulm, Laupheim und Biberach mit zusätzlichen Zügen morgens und abends. Außerdem stehen für die Brenzbahn Ulm – Heidenheim – Aalen (RS 5 und RS 51) sowie die Donaubahn Ulm – Munderkingen (RS 3) fünf zusätzliche Triebzüge zur Verfügung, so dass stark ausgelastete Züge als Doppelgarnituren verkehren können und mehr Kapazitäten für die Fahrgäste geschaffen werden. Das neue Angebot wurde am 8. Dezember gemeinsam mit den Partnern öffentlich vorgestellt.
Umfangreiche Verbesserungen kommen mit der Inbetriebnahme des sogenannten „E‑Netzes Allgäu“ im Dezember 2021. Das Projekt wird dann das Potenzial der vor einem Jahr elektrifizierten Strecke nutzen. Es werden stündliche Verbindungen zwischen Lindau, Wangen, Kißlegg, Leutkirch und Memmingen angeboten. Diese Züge werden zweistündlich sogar über Memmingen hinaus nach München durchgebunden – als Expressverbindung ab Memmingen mit vergleichbaren Reisezeiten wie der Eurocity-Express des Fernverkehrs. Der Verkehrsminister Winfried Hermann betont: „Die Züge sind dank der Elektrifizierung zwischen Bayern und Baden-Württemberg klimafreundlicher unterwegs. Mehr Verbindungen und damit ein attraktives Angebot sind für das württembergische Allgäu eine sehr wichtige Verbesserung.“
Der Fahrplan wird im Vergleich zu heute kontinuierlich bis in die späten Abendstunden und auch am Wochenende ausgedehnt, sodass auch abends regelmäßige stündliche Zugverbindungen bestehen. Die neuen, blau-weißen Züge werden von Go-Ahead Bayern betrieben werden.
Zwischen Aulendorf, Bad Waldsee und Kißlegg kommen weiterhin die bekannten Dieseltriebwagen im Stundentakt zum Einsatz, da diese Strecke noch nicht elektrifiziert ist. Ergänzend zu den neuen Angeboten von Go-Ahead fahren diese Züge von Kißlegg abwechselnd nach Wangen und Leutkirch, sodass für diese bedeutenden Mittelzentren weiterhin eine direkte Anbindung an die Südbahn sichergestellt ist. Insgesamt steigt das Zugkilometervolumen auf dem baden-württembergischen Abschnitt zwischen der Landesgrenze bei Tannheim und Wangen im Jahr 2022 um deutliche 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Auf der Bodenseegürtelbahn werden in Absprache mit der Deutschen Bahn und der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) kurzfristig Verbesserungen bei einzelnen Halten und Verbindungen ab Januar und stufenweise bis April ermöglicht.
Das Land Baden-Württemberg unterstützt bereits seit dem Jahr 2015 die Aufgabenträger im ÖPNV bei der Einrichtung von Regiobuslinien. Diese Busse binden Orte ohne direkten Schienenanschluss mit attraktiven Buslinien im Stundentakt an den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) an. In diesem Jahr fördert das Land elf neue Regiobuslinien bis ins Jahr 2026 mit insgesamt 13,3 Millionen Euro. Während fünf der neuen Linien bereits in Betrieb gegangen sind, gehen fünf weitere Linien zum 12. Dezember in Betrieb. Eine weitere Linie wird im Laufe des Jahres 2022 starten. Die Linienverläufe der neu in Betrieb gehenden Linien:
- Wangen – Isny
- Schopfheim – Rheinfelden (ab 2022)
- Dörzbach – Möckmühl
- Leutkirch – Bad Wurzach
- Tettnang – Meckenbeuren
- Speyer – Wiesloch-Walldorf
- Schwetzingen – Wiesloch-Walldorf
Insgesamt werden Reisenden ab 2022 landesweit 36 verschiedene Regiobus-Linien zur Verfügung stehen.
Auch im Großraum Stuttgart bessert das Land das Zugangebot auf den Strecken von Stuttgart nach Aalen, Murrhardt und Ulm weiter auf. Auf der Remsbahn werden insbesondere am Wochenende mehr Züge fahren. Wie an Samstagen fahren die Züge nach Aalen künftig auch am Sonntag zwischen 9 und 20 Uhr im Halbstundentakt. Die Nachtschwärmer-Züge nach Aalen, welche bisher nur von und nach Schorndorf verkehrten, fahren dann direkt von und nach Stuttgart. Der nächtliche Umstieg von der S-Bahn in den MEX-Zug in Schorndorf entfällt damit.
Auch auf der Murrbahn wird das halbstündliche Angebot auch an Sonntagen eingeführt, von Montag bis Freitag sogar bis 22 Uhr. Eine tägliche Frühverbindung erreicht Stuttgart nun schon um 5:30 Uhr, und die Nachtschwärmer-Züge verkehren neu statt bis Backnang auch ab/bis Stuttgart. Damit verkehren an Sonntagen bis zu zehn zusätzliche Züge.
Auf der Strecke von Stuttgart nach Ulm fällt bei zwei MEX-Verbindungen der Umstieg in Esslingen weg: Der Zug von Geislingen 6:49 Uhr verkehrt nun von Esslingen direkt nach Stuttgart (7:57 Uhr). Das macht vielen Pendlerinnen und Pendlern den Weg in die Landeshauptstadt einfacher.
Eine weitere Verbesserung betrifft die Hochrheinbahn: Aufgrund der jahrelangen Qualitätsprobleme mit den Zügen des IRE 3 zwischen Basel, Waldshut, Singen und Friedrichshafen werden für diese Linie nun lokbespannte Doppelstockzüge eingesetzt. Diese bieten wesentlich niedrigere und breitere Einstiege als die bisherigen Triebwagen und mehr Platz für Fahrgäste, Fahrräder und Gepäck. Anstatt der Neigetechnik-Triebwagen (Baureihe 612) werden alle zwei Stunden Lok-Wagen-Züge mit Doppelstockwagen auf der Hochrhein- und Bodenseegürtelbahn unterwegs sein. Zwischen Singen und Basel verkehren diese Züge abwechselnd zu den bisherigen Neigetechnik-Triebwagen. Das neue Konzept auf dieser Linie und der neu elektrifizierten Südbahn machte es notwendig, dass auch der Fahrplan auf der Bodenseegürtelbahn zwischen Friedrichshafen und Radolfzell umgestellt werden musste. Gegenwärtig gibt es Gespräche, wie das Angebot kurz- und mittelfristig noch insbesondere in der morgendlichen Hauptverkehrszeit verbessert werden kann.
Auf der Verbindung von Lauda nach Würzburg wird das Angebot nun auch am Wochenende auf ein stündliches Angebot zwischen 7 und 21 Uhr verbessert werden. Auf dieser Verbindung wird DB Regio zusätzlich modernisierte elektrische Fahrzeuge einsetzen.
Für Pendlerinnen und Pendler in der Region Rhein-Neckar wird insbesondere das Angebot nach Rheinland-Pfalz deutlich ausgebaut. Während Fahrgäste innerhalb Baden-Württembergs bereits seit Ende 2020 mehr Zugverbindungen nutzen können, wird auf den Strecken von Mannheim nach Mainz ein Halbstundentakt mit fabrikneuen, weiß-schwarzen S-Bahn-Zügen angeboten werden. Auch zwischen Mannheim und Bensheim werden Züge dann stündlich fahren. Damit erhalten diese Strecken das bestmögliche Angebot, das mit der bestehenden Infrastruktur überhaupt möglich ist.
Fahrpläne bereits abrufbar
Die neuen Fahrpläne sind in der Fahrplanauskunft im Internet, am Telefon und an den Auskunftsschaltern wie gewohnt abrufbar. Fahrplantabellen zum Download werden ebenfalls für alle Strecken angeboten. Auch gedruckt sind die Fahrpläne für 2022 im „Kursbuch Baden-Württemberg“ in den meisten Bahnhofsbuchhandlungen erhältlich.