Statt auf Papier bekommen Gymnasien die Abituraufgaben in diesem Jahr auf einem verschlüsselten USB-Stick. An dem Verfahren hat es einige Kritik gegeben. Ein Testlauf mit 41 Gymnasien hat jetzt aber gezeigt, dass die Befürchtungen unbegründet sind. Vor den Faschingsferien gibt es einen weiteren Testlauf mit allen Gymnasien.
Der Testlauf für die Verteilung der Abituraufgaben für die diesjährige Reifeprüfung an den allgemein bildenden Gymnasien ist erfolgreich verlaufen. Das ergab die Auswertung der Rückmeldungen aller 41 Gymnasien, die sich am Test beteiligt haben. Die Schulleiterinnen und Schulleiter meldeten dem Kultusministerium mehrheitlich zurück, dass der Testlauf ohne Probleme verlaufen und das Zeitfenster großzügig bemessen sei und ausreiche.
„Der Testlauf hat problemlos geklappt. Ich bin sehr froh, dass ich testen durfte“, lautet eine Rückmeldung, „Ich bin tiefenentspannt und möchte das Signal senden, dass wir das selbstverständlich hinbekommen“, so eine weitere Aussage. „Die Aufregung um diese Sache konnte ich von Anfang an nicht nachvollziehen. Das Verfahren lässt sich problemlos anwenden“, so ein weiteres Feedback, „es ist nicht nachvollziehbar, warum das nicht klappen sollte“. Positiv wurde wahrgenommen, dass die Schulen das Verfahren im Vorfeld der Prüfungen testen konnten, das schaffe Sicherheit, so die Schulleitungen. Auch die Handreichung und die Checklisten, die das Kultusministerium den Gymnasien mit an die Hand gegeben hat, wurden als hilfreich empfunden.
Schulleitungen sind gelassen und gut vorbereitet
„Ich hatte keinen Moment Zweifel daran, dass unsere Gymnasien es nicht schaffen, Aufgaben zu drucken und zu kopieren. Unser Ziel ist, dass die Abiturprüfungen reibungslos verlaufen. Eine so wichtige Prüfung wie das Abitur bedeutet naturgemäß Aufregung, da können die Schulen nicht noch künstlich erzeugte Panikmache gebrauchen, das halte ich für sehr unverantwortlich. Ich möchte deshalb die Schulleitungen, und auch die Schülerinnen und Schüler und Eltern ermuntern, sich nicht beunruhigen zu lassen. Unsere Gymnasien sind gut aufgestellt, das hat der Testlauf gezeigt. Es gibt keinen Grund für Panik, Sorgen oder Ängste“, sagt Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann.
Im Vorfeld hatten Verbände und Gewerkschaften das neue Distributionsverfahren kritisiert. Das Kopieren bedeute eine „massive Belastung“ und „Stress“ für die Schulen, das Verfahren sei „nicht praktikabel“ oder „einfach verrückt“. Die wenigsten Schulen hätten überhaupt funktionierende Kopiergeräte, so eine Befürchtung. Das neue Verfahren würde gar zu Unterrichtsausfall führen und an den Schulen breche „Hektik“ aus. „Das sind Aussagen und Befürchtungen, von denen sich die Schulleiter ausdrücklich distanzieren. Unsere Bildungspolitik lebt von einer lebendigen Debattenkultur, doch die Beiträge sollten sich um wirkliche Herausforderungen drehen und keine Debatten erzeugen, die mit der Realität an den Schulen wenig bis gar nichts gemein haben“, so Eisenmann.
Digitales Verfahren für die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch
Die Schulen erhielten für den Testlauf einen USB-Stick mit Musteraufgaben, die sie ausdrucken mussten. Dafür haben sie vom Kultusministerium eine Handreichung mit einer Checkliste erhalten, in der alle erforderlichen Schritte von der Entschlüsselung der Dateien bis zum Ausdruck der Prüfungsaufgaben beschrieben sind. Dieser erste Testlauf verfolgte das Ziel, Rückmeldungen der Schulleitungen zu erhalten, um das Verfahren sowie die Handreichung und Checklisten zu optimieren. Ein zweiter Testlauf mit allen Schulen erfolgt in der neunten Kalenderwoche zwischen dem 25. Februar und 1. März, also unmittelbar vor den Faschingsferien. Dieser soll allen Schulen ermöglichen, sich rechtzeitig im Vorfeld der Prüfungen bereits mit dem Verfahren vertraut zu machen, schulspezifische Besonderheiten zu klären und gegebenenfalls Rücksprache mit ihren Ansprechpartnern in den Regierungspräsidien, den Abiturreferenten, zu halten.
Die Abituraufgaben in den Fächern des bundesweiten Aufgabenpools der Kultusministerkonferenz, Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch werden dieses Jahr nicht in Papierform ausgeliefert. Stattdessen erhält jede Schule einen USB-Stick mit den verschlüsselten Prüfungsaufgaben. Die Auslieferung der Abituraufgaben in allen weiteren Fächern erfolgt in der gewohnten bereits gedruckten Form. Der USB-Stick wird mit den gedruckten Prüfungsaufgaben der anderen Fächer geliefert. Die Eröffnung sowie der Druck der Abituraufgaben erfolgt am Morgen des jeweiligen Prüfungstages an der Schule.
Das neue Verfahren ist eine Konsequenz der Schuleinbrüche in den Jahren 2017 und 2018. Vor diesem Hintergrund sind alle Länder gehalten, die Lagerung der Aufgaben aus dem bundesweiten Aufgabenpool der Kultusministerkonferenz so kurz wie möglich zu halten, um das Sicherheitsrisiko zu minimieren. Die Sechs Länder Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und das Saarland arbeiten bereits seit vielen Jahren erfolgreich mit elektronischen Distributionsverfahren.