Transformation

Eine Wasserstoff-Roadmap für Baden-Württemberg

Lesezeit: 7 Minuten
  • Teilen
  •  
Ein Mann betankt ein Automobil mit Wasserstoff.

Baden-Württemberg soll bei Wasserstoff weltweit Vorreiter werden. Mit einem klaren Fahrplan will sich das Land national und international als wichtiger Standort der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Industrie präsentieren und die hier tätigen Unternehmen entsprechend positionieren.

Umweltminister Franz Untersteller hat seinen Kabinettskollegen in der Sitzung des Ministerrats am Dienstag, 21. April 2020, eine neue Welt skizziert, in der der Verkehr, die Industrie oder der Wärmesektor fast vollständig ohne schädliche Treibhausgasemissionen auskommen können. „Um unser Klima zu schützen, müssen wir die erneuerbaren Energieträger auch in die Anwendungsfelder bringen, die sich bislang nur schwer elektrifizieren lassen“, sagte Untersteller. „Und die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie wird mittel- bis langfristig eine bedeutende Rolle in der Industrie und im Verkehr spielen.“ Aus diesem Grund hat Untersteller im Ministerrat die Planungen für eine Wasserstoff-Roadmap für das Land vorgestellt.

Die Zeit dränge, fügte der Umweltminister hinzu. Vor allem für den Industrie- und Technologiestandort Baden-Württemberg biete grüner Wasserstoff, der klimaneutral aus erneuerbarem Strom erzeugt wird, große Potenziale. „Aber wir dürfen mit der Umsetzung entsprechender Maßnahmen und weiteren Investitionen nicht warten“, stellte Untersteller klar. „Vielmehr werden die nächsten zwei bis fünf Jahre entscheidend sein, welche Rolle das Land im zukünftig entstehenden Weltmarkt für Wasserstoff- und Brennstoffzellen einnehmen wird.

Baden-Württemberg soll bei Wasserstoff weltweit Vorreiter werden

Geht es nach Untersteller, dann soll das Land hier weltweit Vorreiter werden. „Grüner Wasserstoff kann das Erdöl von morgen werden. Er bietet große Chancen für das Land, die jetzige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und diese durch vorhandene Forschungs- und Technologiekompetenz sowie Innovationsfähigkeit weiter auszubauen.“

Um dieses ehrgeizige Ziel erreichen zu können, benötigt Baden-Württemberg daher einen klaren Fahrplan, eine sogenannte Roadmap, für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Ziele einer solchen Roadmap sind, Baden-Württemberg national wie auch international als wichtigen Standort der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Industrie zu präsentieren und die hier tätigen Unternehmen entsprechend zu positionieren. Die Roadmap habe außerdem zum Ziel, dass die langfristig erwarteten Potenziale des Wasserstoffs für die Energie- und Verkehrswende sowie für den Klimaschutz im Land selbst genutzt werden können.

Die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie gehört schon seit mehreren Jahren zur Schwerpunkforschung im Land. Seit Dezember 2019 fördert die Landesregierung beispielsweise die Brennstoffzellen-Forschungsfabrik HyFab, die durch das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung in Ulm und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg aufgebaut wird. Das Vorhaben wird im Rahmen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft mit 18,5 Millionen Euro unterstützt. HyFab hat das Ziel, die Zulieferindustrie zu stärken und eine offene, flexible Plattform zu schaffen, in der schnelle, automatisierte Fertigungs- und vor allem Qualitätssicherungsverfahren von Brennstoffzellenstapeln entwickelt und erprobt werden können.

Gutes Beispiel für die neue Welt ist die Metropolregion Rhein-Neckar

Ein gutes Beispiel für das Potenzial von Wasserstoff im Verkehr ist die Metropolregion Rhein-Neckar. Dort wird Wasserstoff erlebbar gemacht und ausprobiert, etwa als Antrieb für Busse. Die Region zählt zu den Gewinnern des nationalen Wettbewerbs „HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland“ und erhält für ihr Konzept zum vernetzten Ausbau der Wasserstoff-Nutzung und Wertschöpfung 20 Millionen Euro Fördermittel des Bundes. Eine Kofinanzierung des Projekts durch Landesmittel in gleicher Höhe ist vom Kabinett bereits bewilligt. „Mit diesem Projekt können wir die Welt von morgen unter Realbedingungen erfahren“, sagt Untersteller. So sollen hier eine Hochdruck-Abfüllanlage, H2-Tankstellen sowie Pkw, Busse, Müllfahrzeuge und Straßendienstfahrzeuge mit Brennstoffzellentechnologie eingesetzt werden.

Entwicklung einer Wasserstoff-Roadmap

Zur Entwicklung einer Wasserstoff-Roadmap soll eine ressortübergreifende Projektgruppe unter Federführung des Umweltministeriums eingerichtet werden, die die Erarbeitung der Roadmap koordiniert. Die Erstellung der Roadmap wird in einem engen Abstimmungsprozess zusammen mit den berührten Ressorts, der Industrie, der Wissenschaft, Verbänden und Politik erfolgen. Die anschließende Umsetzung und Begleitung beziehungsweise Weiterentwicklung der Roadmap soll über eine noch zu gründende Plattform „Wasserstoff und Brennstoffzelle – H2BW“ erfolgen. Zu den zentralen Akteuren gehören sowohl kleine und mittelständische wie auch international agierende Großunternehmen sowie universitäre und außeruniversitäre Forschungsinstitutionen.

Dieser Prozess soll extern begleitet werden. Der Auftakt des Dialogprozesses ist für Juli geplant und soll mit der Erstellung der Roadmap und deren Vorstellung im Dezember 2020 enden. Insofern Sie Interesse daran haben, die Wasserstoff-Roadmap mitzugestalten, bitten wir Sie, per E-Mail an thomas.gschwind@um.bwl.de Kontakt aufzunehmen.

Beteiligungsportal: Wasserstoff-Roadmap BW

Umweltministerium: Strategiedialog Automobilwirtschaft

Umweltministerium: Studie zu den Potenzialen der Wasserstoff- und Brennstoffzellenindustrie (PDF)

Weitere Meldungen

Schaubild mit wesentlichen Zahlen zur Hochschulfinanzierungsvereinbarung III von 2026 bis 2030.
Hochschulen

Land sichert Finanzierung der Hochschulen bis 2030

Blaulicht und Schriftzug "Stopp Polizei" auf einem Einsatzfahrzeug.
Polizei

Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 des Bundes vorgestellt

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Energiewirtschaft

Einsparpotenzial beim klimaneu­tralen Umbau des Energiesystems

Ein Personenzug «Regio DB Südbahn» fährt in den Hauptbahnhof in Ulm, während auf dem Bahnsteig eine Reisende wartet. (Foto: © dpa)
Schienenverkehr

DB Regio gewinnt Ausschreibung für Neckartal und Südbahn

Schaubild beschreibt wie das Radon-Innenraummessprogramm funktioniert
Strahlenschutz

Neuauflage des erfolgreichen Radon-Messprogramms für Wohngebäude

Kabinettssitzung in der Villa Reitzenstein in Stuttgart
Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 1. April 2025

Eine Doktorandin aus Venezuela arbeitet im Labor. (Bild: © dpa)
Fachkräfte

Landesagentur für die Zuwanderung von Fachkräften startet

Saal eines Commercial Courts
Justiz

Justiz baut Angebot von Commercial Courts weiter aus

Das Logo von Invest BW
Innovation

Große Resonanz auf Förderaufruf zu Technologietransfer

 Windräder stehen auf den Anhöhen in der Nähe des Kandels bei Waldkirch. (Bild: dpa)
Energiewende

„Dialogforum Energiewende und Naturschutz“ verlängert

Eine Biene zieht Nektar aus einer gelben Wiesenblume.
Biodiversität

Bewerbungsstart für „Baden-Württemberg blüht“

Logo Startchancen BW
Schulen

Weitere Schulen im Startchancen-Programm

von links nach rechts: Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Kerstin Jorna (Europäische Kommission), Luc Van den hove (Präsident und CEO von imec), Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der flämische Ministerpräsident Matthias Diependaele bei der Bekanntgabe des Ansiedlungsprojekts
Innovation

Neues imec-Kompetenzzentrum in Baden-Württemberg

Ein Bio-Bauer bringt mit seinem Traktor und einem Tankwagen als Anhänger, die angefallende Jauche auf einer Wiese aus. (Bild: dpa)
Landwirtschaft

Neue App für GAP-Anstragsteller verfügbar

Neue Nationalparkleitung: Dr. Britta Böhr (links) und Berthold Reichle (rechts)
Nationalpark

Neue Leitung des Nationalparks Schwarzwald