Schule

„Wollen das Leistungsniveau in der Breite anheben“

Grundschueler liest mit seinen Mitschuelern im Unterricht (Bild: © dpa).

In diesen Tagen ziehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung sowie des Instituts für Bildungsanalysen Baden-Württemberg in ihre neuen Büros ein. Im Doppelinterview sprechen die beiden Institutsleiter Dr. Thomas Riecke-Baulecke und Dr. Günter Klein unter anderem über den Anteil ihrer Häuser an der Qualitätsoffensive des Kultusministeriums.

Herr Klein, Herr Riecke-Baulecke, in diesen Tagen ziehen Ihre Mitarbeiter in die jeweiligen Häuser. Ist das nun sozusagen der finale Startschuss des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) sowie dem Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW)?

Riecke-Baulecke: Offiziell arbeiten unsere Institute ja bereits seit 1. März. Dass wir nun in Leinfelden-Echterdingen und in Stuttgart im ehemaligen Landesinstitut für Schulentwicklung tätig sind, intensiviert aber noch einmal die Zusammenarbeit. Der strukturelle Aufbau im ZSL ist damit aber noch nicht zu Ende. Unsere Regionalstellen und die jeweiligen Leitstellen Pädagogische Unterstützung (LPU) sollen zum Beispiel ab dem neuen Schuljahr schrittweise ihre Arbeit aufnehmen.

Klein: Es ist wichtig, dass wir in dieser Übergangszeit von den alten zu den neuen Strukturen die anfallenden Aufgaben, wie etwa die zentralen Prüfungen, bruchlos fortführen. Parallel dazu wollen wir im IBBW die Voraussetzungen für eine elektronische Datenerhebung sowie eine gemeinsame Datenhaltung und -verarbeitung schaffen. Dies sind zentrale Voraussetzungen für das künftige strategische Bildungsmonitoring – und dies ist wiederum ein Kernaspekt im Rahmen des Qualitätskonzepts des Kultusministeriums.

IBBW und ZSL gelten als Säulen dieses Konzepts…

Riecke-Baulecke: …die aber nur in guter Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium sowie mit den Schulen und der Schulaufsicht funktionieren. Ich besuche daher derzeit Schulleiter, Seminare und Landesakademien, um unsere Ideen vorzustellen, aber vor allem auch Anregungen aufzunehmen. Es gibt zahlreiche innovative Ansätze, die wir nutzen können. Mit dem Qualitätskonzept hat die Kultusministerin die größte Strukturreform im Bereich Bildung angestoßen, die es in Deutschland gibt. Ich kenne kein anderes Bundesland, in dem eine so intensive Debatte geführt wird. Es wird tatsächlich in neue Richtungen gedacht – und hier ist der Dialog zwischen allen Beteiligten unerlässlich.

Fokus auf Qualität des Unterrichts

Klein: Unerlässlich für eine zielgerichtete und wirksame Qualitätsentwicklung sind aussagekräftige Daten. Deshalb wird das IBBW eine verlässliche Datengrundlage für den Dialog von Schulaufsicht und Schulen zur Verfügung stellen. Bis Ende dieses Jahres werden wir eine erste gezielte Aufbereitung von Daten vorlegen. Ziel ist es, das Schulwesen in Baden-Württemberg wieder an die Spitze zu bringen. Der Fokus liegt dabei auf der Qualität des Unterrichts. Mit dem Bildungsmonitoring wollen wir die Schulen und die Schulaufsicht zusammen mit dem ZSL bei der Qualitätsentwicklung unterstützen – wissenschaftlich fundiert und praxisrelevant.

Riecke-Baulecke: Unser gemeinsames zentrales Ziel ist es, das Leistungsniveau der Schüler in der Breite anzuheben. An den Schulen wird sehr gute Arbeit geleistet, aber Baden-Württemberg ist das Land mit den größten Veränderungen in der Schülerschaft. Zum Beispiel haben etwa 40 Prozent Probleme mit der Sprache. Auf diese Herausforderungen müssen wir uns einstellen. Hierfür entwickeln wir in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem IBBW einen validierten Unterrichtsfeedbackbogen, um die Qualität des Fachunterrichts zu sichern und weiterzuentwickeln. Führungskräfte müssen noch mehr hinsichtlich der Unterrichtsqualität qualifiziert werden. Es braucht auch pädagogische Leitlinien sowie Fortbildungs- und Unterstützungsangebote in puncto digitale Medien. Zudem wollen wir die Schülergruppe, die keinen Anschluss im Berufsleben findet, deutlich reduzieren. Und wir wollen insbesondere auch das innovative Denken im Bereich der Naturwissenschaften stärken. Und dies alles bedarf natürlich auch Fortbildungen unserer Lehrerinnen und Lehrer.

Der mit diesen Veränderungen erhoffte Erfolg stellt sich nicht von heute auf morgen ein. Man braucht einen langen Atem…

Klein: …und man braucht mehrere kleine Schritte beziehungsweise Projekte, damit die Qualitätsoffensive Früchte trägt. Vor allem braucht es aber den Dreiklang von klaren Zielen, dazu passenden Daten und anschließend daran anknüpfenden Förder- und Unterstützungsangeboten. Die datengestützte Qualitätsentwicklung muss auf allen Ebenen geschehen. Wir arbeiten daher am Aufbau einer Plattform für das Prüfungsmanagement und die Evaluation sowie an der Neukonzeption verschiedener Erhebungsverfahren. Wir wollen die Lernstandserhebungen schrittweise ausbauen und damit die individuellen Lernentwicklungen systematisch und verbindlich erfassen – kombiniert mit einer anschließenden konkreten Förderung der Schüler.

Der wissenschaftliche Beirat hat ja auch darauf verwiesen, dass man in Baden-Württemberg vor allem die Schülerinnen und Schüler, deren Leistungen Mindeststandards verfehlen, stärker in den Blick nehmen solle, damit der Südwesten bei den Bildungsstudien wieder besser abschneidet. Welche konkreten Pläne gibt es dazu im ZSL?

Riecke-Baulecke: Ein Augenmerk des Qualitätskonzepts liegt darauf, Basiskompetenzen und Anschlussfähigkeiten zu sichern. In diesem Zusammenhang wollen wir prüfen, inwiefern wir die Orthographie-Initiative weiterführen, wie wir die Förderkonzepte „Lesen macht stark“ und „Mathe macht stark“ auf die Grundschule ausweiten und wie wir die Schwerpunktschulen durch sprachsensiblen Fachunterricht und Sprachförderprogramme unterstützen können. Denn mit unseren Projekten haben wir alle an KM, IBBW und ZSL ein Ziel: Wir wollen deutlich verbesserte Leistungsergebnisse unserer Schüler.

Die beiden neuen Institute

ZSL: Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) bildet den Rahmen für ein wissenschaftsbasiertes, zentral gesteuertes und auf Unterrichtsqualität fokussiertes Ausbildungs-, Fortbildungs- und Unterstützungssystem für die allgemein bildenden und beruflichen Schulen. Lehreraus- und -fortbildung werden systematisch miteinander verknüpft und somit gestärkt. Präsident des ZSL ist Dr. Thomas Riecke-Baulecke. Der angesehene Fachmann auf dem Gebiet der schulischen Qualitätsentwicklung war seit 2003 Direktor des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein. Dieses hat er aufgebaut und 15 Jahre lang erfolgreich geführt.

Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung

Im Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) wird ein strategisches Bildungsmonitoring aufgebaut, das eine datengestützte Qualitätsentwicklung vom Kultusministerium bis hin zu den Schulen unterstützen soll. Direktor des IBBW ist Dr. Günter Klein. Der ausgewiesene Experte in der Bildungslandschaft Baden-Württembergs war unter anderem als Lehrer, stellvertretender Schulleiter, Referent am Kultusministerium und Leiter des Staatlichen Schulamts Nürtingen tätig. Zuletzt war er Direktor des bisherigen Landesinstituts für Schulentwicklung (LS) in Stuttgart.

Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg

Das Qualitätskonzept für das Bildungsystem in Baden-Württemberg

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