Mobilität

Vom Automobilland Nr. 1 zum Mobilitätsland Nr. 1

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Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Rednerpult im Landtag von Baden-Württemberg.

Um den Wandel in der Mobilität zu begleiten und zu gestalten, hat die Landesregierung einen „Strategiedialog Automobilwirtschaft“ ins Leben gerufen. Baden-Württemberg soll vom Automobilland Nr. 1 zum Mobilitätsland Nr. 1 werden.

Das Automobil stehe vor einer Zeitenwende und mit ihm auch Baden-Württemberg, warnte Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Rahmen einer Regierungsinformation im Landtag. Doch die derzeitige Debatte um das Auto sei dominiert von einem Blick in den Rückspiegel. Damit dürfe man sich aber nicht begnügen, sonst übersehe man die Mobilitätsrevolution, die gerade in vollem Gange sei.

Die Mobilität verändert sich grundlegend

Drei Herausforderungen würden diese Zeitenwende im Automobilbau antreiben, führte Kretschmann aus: Der Klimawandel verlange ein schnelles Umsteuern hin zum emissionsfreien Automobil. Durch die Digitalisierung wandele sich das Auto vom gesteuerten zum selbststeuernden Fahrzeug, das seinem Fahrer digitale Serviceangebote mache. Und durch eine neue Mobilitätskultur und digitale Plattformen werde das Auto vom Kernprodukt zu einem Puzzleteil vernetzter Mobilität. „All das verändert die Mobilität von Grund auf“, so Kretschmann.

„Wir werden von zwei Seiten in die Zange genommen“, beschreibt Kretschmann die aktuelle Situation. „Im Westen wird unsere Automobilindustrie von neuen Wettbewerbern wie Tesla und Waymo herausgefordert. Im Osten haben China, Südkorea und Japan die Nase bei der Batterieproduktion vorne – und damit bei einer der entscheidenden Schlüsseltechnologie für das Elektroauto.“ Dazu kämen neue Mitspieler wie Google und Tencent oder Uber und Didi Chuxing. „Klar ist, das emissionsfreie, autonome und vernetzte Auto der Zukunft wird kommen. Die Frage ist nur: Wird es in Fremont, Wuhan oder Sindelfingen vom Band rollen?“, so Kretschmann.

Den Wandel der Mobilität begleiten und gestalten

Die Landesregierung will die Transformation der Automobilwirtschaft begleiten. Sie soll zu einem Erfolg für das Klima, für die Gesundheit sowie für die Unternehmen und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land machen.

„Deshalb habe ich als erster Ministerpräsident überhaupt einen Strategiedialog zur Transformation der Automobilwirtschaft gestartet“, sagte Kretschmann. Dabei arbeiten über 80 Institutionen aus Politik, Automobilwirtschaft, Zulieferern, Arbeitnehmern, Wissenschaft und Zivilgesellschaft eng zusammen.

Der Strategiedialog geht in sieben strategischen Handlungsfeldern die wichtigsten Zukunftsaufgaben wie Forschung und Entwicklung, Veränderung der Arbeitswelt, Digitalisierung, vernetztes und autonomes Fahren, systematisch an. Eine gesellschaftliche Klammer bildet dabei das Handlungsfeld Bürgerbeteiligung und Zivilgesellschaft.

Zwölf Pilotprojekte des Strategiedialogs

Das Kabinett hat bereits zwölf Pilotprojekte des Strategiedialogs auf den Weg gebracht: In den Lernwerkstätten 4.0 werden Angestellte von Autowerkstätten in den neuesten Technologien aus Digitalisierung, Elektronik und Software weitergebildet. Der „Transformations-Hub Elektromobilität“ unterstützt kleine und mittlere Unternehmen bei ihrer strategischen Neuausrichtung. Baden-Württemberg hat ein deutschlandweit einzigartiges Testfeld für autonomes Fahren eingerichtet. Die Landesregierung unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung innovativer Mitfahr-Dienstleistungen, ebenso die Kommunen bei der Entwicklung von neuen digitalen Mobilitätsangeboten. Das Land fördert auch im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) den Umstieg auf emissionslose Antriebe. Für Elektroautos fördert Baden-Württemberg den Ausbau und die Entwicklung intelligenter Ladeinfrastruktur.

Offensive in der Batterietechnologie

„Wir gehen auch bei der Batterietechnologie in die Offensive. Das wichtigste Bauteil des Elektrofahrzeugs sollten wir nicht kampflos anderen überlassen“, sagte Kretschmann.

Gemeinsam mit dem Bund ruft die Landesregierung deshalb zwei europaweite Leuchttürme der Batterieproduktion ins Leben. Ein Zentrum für digitalisierte Batteriezellenproduktion soll die Grundlage für die Massenproduktion von Batterien in Baden-Württemberg schaffen. In Freiburg will die Landesregierung ein europäisches Prüf- und Kompetenzzentrum für Batterien und Energiespeichersysteme etablieren.

Mobilitätswandel trifft auch die Gesellschaft

„Die Zeitenwende beim Auto ist aber nicht nur eine wirtschaftliche und technologische Herausforderung. Sie ist auch eine gesellschaftliche Herausforderung“, erklärte Kretschmann. Sie verändere die Arbeitswelt und die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen, von Grund auf. „Deshalb setzen wir auch bei der Transformation auf die Politik des Gehörtwerdens.“

„1886 erblickte das Auto bei uns das Licht der Welt“, sagte Kretschmann, „und noch heute sind wir das Automobilland Nummer 1“. Doch das Auto verändere sich rasant und fordere die Automobilwirtschaft heraus. Die Landesregierung tue daher alles, dass Baden-Württemberg auch bei der Neuerfindung des Autos an der Spitze steht. Denn, so zitiert Kretschmann den US-Amerikanischen Informatiker Alan Kay: „Die beste Methode die Zukunft vorherzusagen besteht darin, sie zu erfinden.“ Und genau das mache man, so Kretschmann: „Wir wollen, dass Baden-Württemberg vom Automobilland Nr. 1 zum Mobilitätsland Nr. 1 wird.“

Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg

Regierungsinformation „Strategiedialog Automobilwirtschaft“ (PDF)

Quelle:

/red

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