Baden-Württemberg erlebt einen Trend zu echten Start-ups. Die Gründerszene im Land verändert sich. Das Ziel der Landesregierung: Start-ups nachhaltig unterstützen.
In Baden-Württemberg ist die Zahl der neuen Unternehmensgründungen traditionell eher gering. Die guten Erwerbsmöglichkeiten bei vielen erfolgreichen Unternehmen sowie der schwach ausgeprägte gründungsintensive Dienstleistungsbereich sorgen für einen hohen Anteil abhängig Beschäftigter. Dabei waren die großen Firmen wie Daimler und Bosch ebenfalls einst Start-ups. Damals existierte dieser Begriff jedoch noch nicht.
Trend zu echten Start-ups
Doch in den letzten drei bis vier Jahren hat sich die Gründungsszene in Baden-Württemberg massiv verändert. Im Südwesten gibt es einen neuen Gründungstrend. Dabei stehen innovative Geschäftsideen mit Wachstumspotential im Vordergrund. Ein Trend zu echten Start-ups also. „Baden-Württemberg ist ein attraktiver Standort für Start-ups und traditionell ein Land der Tüftler, Denker und Existenzgründungen. Die Rahmenbedingungen für innovative Gründungen sind hervorragend und die baden-württembergische Gründerszene ist jung, vielseitig und lebendig“, sagt Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut.
Besonderheiten der baden-württembergischen Start-up-Szene
Die baden-württembergische Start-up-Szene ist eine ganze Besondere. Chancengründer dominieren das Gründungsgeschehen in Baden-Württemberg deutlich. Chancengründungen sind Gründungen, die nicht aus einer Not heraus erfolgen, zum Beispiel wegen Arbeitslosigkeit. Chancengründer bringen im Durchschnitt häufiger Marktneuheiten an den Start, beschäftigen häufiger Mitarbeiter und schaffen es, länger am Markt zu bestehen als Notgründer. Im Gründungsmonitor 2015 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) belegt Baden-Württemberg bei der allgemeinen Gründungstätigkeit bisher noch den vorletzten Platz aller westdeutschen Bundesländer. Bei den Chancengründern liegt Baden-Württemberg hingegen auf einem Spitzenplatz.
Charakteristisch für die Start-up-Szene im Land ist zudem die Dezentralität. Statt der Ballung an einem Ort gibt es verschiedene regionale Ökosysteme mit unterschiedlicher technologischer Prägung und starker Business-to-Business-Orientierung. Also Anwendungen und Produkte von Unternehmen für Unternehmen. So bietet zum Beispiel Mannheim ein einzigartiges Start-up-Ökosystem in einem inspirierenden, urbanen Umfeld. Immer mehr junge Unternehmen entwickeln hier Ideen für die Zukunft. Die mg:gmbh betreibt acht Start-up-Zentren mit fast 300 Entrepreneuren und einem vielseitigen Branchenspektrum – von Musik-, Kreativ- und Modewirtschaft bis hin zu Informations- und Medizintechnik sowie Technologie.
Die Start-ups selbst organisieren sich in regionalen Netzwerken, wie Start-up Mannheim oder Start-up Stuttgart.
Etablierte Unternehmen des Landes entwickeln aktuell verstärkt eigene Acceleratoren- und Corporate-Venture-Angebote, zum Beispiel Daimler, EnBW, Bosch, Mahle, Porsche, Kärcher und Aesculap. Dabei wenden sie sich verstärkt baden-württembergischen statt internationalen Start-ups zu.
Hohe Qualität bei Gründungen
Bemerkenswert im bundesweiten Vergleich ist, dass neugegründete Unternehmen im Südwesten schon nach kurzer Zeit nicht mehr nur aus dem Gründer selbst bestehen, sondern schnell weitere Arbeitsplätze schaffen. Das zeigt: Die Qualität der Gründungen in Baden-Württemberg ist hoch. Und laut dem „Gründungsmonitor“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau liegt Baden-Württemberg auch bei der Gründungsquote, also der Anzahl der Gründungen im Vergleich zur Einwohnerzahl, bei den Flächenländern auf Platz drei.
Baden-Württemberg soll Gründerland werden
Die Landesregierung will Baden-Württemberg zum Gründerland zu machen und die neue Start-ups zu unterstützen. Mit verschiedenen Projekten und Angeboten fördert das Land Gründerinnen und Gründer auf dem Weg zum Unternehmenserfolg.
Um das Interesse für eine eigene Unternehmensgründung an den Hochschulen zu stärken, fördert die Landesregierung mit einem Projekt zur Gründungskultur neue Formate, die unternehmerisches Denken an Hochschulen schon bei Studierenden stärken. Das Ziel: Selbständigkeit als mögliche Berufsperspektive ins Bewusstsein zu rücken, Mut geben, eigene Wege zu gehen, vor möglichem Scheitern nicht zurückzuweichen, aber auch die Bearbeitung ganz konkreter betriebswirtschaftlicher Fragestellungen. Ein weiteres Beispiel ist der Elevator Pitch. Landesweit bekommen Start-ups bei verschiedenen Veranstaltungen die Gelegenheit, sich und ihre Geschäftsidee potenziellen Geldgebern, regionalen Institutionen und Kunden zu präsentieren und sich untereinander zu vernetzen.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut erkunden auf einer Delegationsreise die Gründerkultur in Israel. Neben dem Silicon Valley in Kalifornien ist die Silicon Wadi genannte Region Tel Aviv die zweitgrößte Gründerregion.
Quelle:
/red