Die Stuttgarter Oper im Littmann-Bau muss saniert werden. Der Zahn der Zeit hat dem historischen Gebäude schwer zugesetzt. Für die Sanierung liegen die geschätzten Kosten bei einer Milliarde Euro. In unserem FAQ beantworten wir Ihnen die wichtigsten Fragen zu diesem Mega-Projekt.
Der Littmann-Bau, Heimat der Stuttgarter Oper und des Stuttgarter Balletts, ist eines der wenigen historischen Gebäude in Stuttgart, das erhalten geblieben ist. Die Lage dieses international renommierten Kulturhauses direkt neben dem Landtag hat eine große Strahl- und Symbolkraft, es ist das größte Drei-Sparten-Haus weltweit und die größte Kultureinrichtung des Landes. Das „Stuttgarter Ballett“ ist weltweit ein Begriff, die Oper Stuttgart wurde bereits sechs Mal als „Opernhaus des Jahres“ in der Kritikerumfrage der Opernwelt ausgezeichnet, der Opernchor war 12 Mal „Chor des Jahres“.
Fast eine halbe Million Menschen besuchen pro Jahr die Vorstellungen der Württembergischen Staatstheater, die Arbeitgeber für 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind. Wir stehen in der Verantwortung, dieses Juwel für die nachfolgenden Generationen zu bewahren.
Beteiligungsportal Baden-Württemberg: Rund um die Opernsanierung
Das gilt nur für den ersten, oberflächlichen Blick. Die letzte Sanierung war im Wesentlichen eine Rekonstruktion des Zuschauerraums nach den Originalplänen von Max Littmann und liegt inzwischen 35 Jahre zurück. Auch die Technik stammt aus den 1980er Jahren. Heute geht es daher vor allem um die Arbeitsplätze und die veraltete Bühnen- und Haustechnik.
Die Arbeitssituation für viele der 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würde heute nicht neu genehmigt werden, insbesondere die Arbeitsplätze in den Werkstätten sowie im Bühnen- und Orchesterbereich. Der Betrieb wird nur noch mit Blick auf eine anstehende Sanierung geduldet. Wird nicht saniert, droht eine Betriebsschließung. An einer Sanierung führt also kein Weg vorbei.
Im Jahr 2014 legte das Büro Kunkel Consulting International ein Gutachten vor, in dem der gesamte Sanierungsbedarf erstmals ausführlich ermittelt wurde. Das Gutachten der Theaterexperten haben Fachleute des Landes intensiv geprüft. Eines der Ergebnisse: Um gesetzliche Bestimmungen zur Arbeitssicherheit, Energieeinsparung und Gebäudetechnik zu erfüllen, braucht es neben einer modernisierten Bühne zusätzliche Flächen von rund 10.000 Quadratmetern. Dieser Flächenmehrbedarf wurde in einem weiteren Gutachten gründlich überprüft und bestätigt. Fazit: Die Württembergischen Staatstheater brauchen diese Flächen für ihren erfolgreichen Betrieb.
Die Kostenberechnung teilt sich auf in drei Bestandteile:
- Das Opernhaus mit einer modernen Bühnentechnik: 260 Millionen Euro.
- Den Neubau des Kulissengebäudes: 200 Millionen Euro.
- Die Umstrukturierung und Öffnung bestehender Gebäude mit zusätzlichem Raum für künstlerische Vermittlungsarbeit, Programme für den Tagesbetrieb, neue künstlerische Formate und angemessene Gastronomie: 90 Millionen Euro.
Das sind zusammen rund 550 Millionen Euro auf Basis heutiger Baupreise.
Dem Land ist es wichtig, mit realistischen Annahmen und einer gründlichen Planung an so ein großes Projekt wie die Sanierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater heranzugehen. Die Sanierung und Erweiterung und damit auch die Finanzierung erstrecken sich über rund zehn Jahre. Die Kosten für Arbeit und Baumaterial erhöhen sich jedes Jahr, wie andere Preise auch. Wie stark sie steigen, zeigt der Baukostenindex.
Die Planungen stehen am Anfang, es gibt eine Machbarkeitsstudie, aber noch keinen konkreten Entwurf. Wie beispielsweise das sogenannte Kulissengebäude mit den Werkstätten später aussehen wird, weiß noch niemand. Unabhängig von einem konkreten Entwurf bestehen bei der Logistik auf der Baustelle, im Untergrund oder beim Denkmalschutz, Planungs- und somit Kostenrisiken.
Deshalb haben die Fachleute des Landes kalkuliert, was bei einem so großen und komplexen Projekt noch an Unwägbarkeiten kommen kann und entsprechend vorgesorgt. Das sind 165 Millionen Euro zusätzlich zu den errechneten 550 Millionen Euro. Weil die Kosten für Bauarbeiten in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen werden, müssen über eine Laufzeit von rund zehn Jahren rund 243 Millionen Euro alleine dafür eingeplant werden. Das macht dann rund 960 Millionen Euro, wenn die Planung 2020 fortgeführt wird. Die Kosten teilen sich das Land und die Stadt. Jedes Jahr Warten, in dem nicht mit der Sanierung begonnen wird, kostet auf Basis der Machbarkeitsstudie rund 30 Millionen Euro zusätzlich.
Die kalkulierte Gesamtsumme entspricht vergleichbaren Projekten ähnlicher Größenordnung in Deutschland und in anderen Ländern, die teilweise bereits laufen. Geringere Kalkulationen zu Beginn hatten sich als nicht belastbar genug erwiesen. Das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt hat dazu eine aufschlussreiche Vergleichsstudie und -dokumentation erstellt.
Damit der Betrieb auch während der Bauzeit möglich ist, braucht es für die Aufführungen von Oper und Ballett und die 1.400 Arbeitsplätze eine Übergangslösung – eine Interimsoper. Deren Kosten von 85,4 Millionen Euro (die sich Land und Stadt je zur Hälfte teilen) kämen dazu. Außerdem errichtet die Stadt für 84,1 Millionen Euro zwei Gebäude, die nach Nutzung für die Interimsoper dauerhaft erhalten und genutzt werden.
Die Kosten fallen nicht auf einen Schlag an, sondern verteilen sich auf viele Jahre. Die Dauer von zehn Jahren bedeutet, dass im jährlichen Durchschnitt mit unter 100 Millionen Euro kalkuliert werden kann. Da das Land Baden-Württemberg und die Landeshauptstadt Stuttgart sich als Träger der Staatstheater Stuttgart die Kosten teilen, läge der Durchschnitt jeweils bei unter 50 Millionen Euro.
Grundlage für das Umsetzungskonzept und die Grobkostenplanung sind die Anforderungen der Württembergischen Staatstheater an Flächen und technische Ausstattung. Das ist die Grundlage für einen modernen und künstlerisch wertvollen Spielbetrieb. Die Stuttgarter Oper und das Ballett haben Weltrang, sie sind international von herausragender kultureller Bedeutung. Mit der Sanierung und Erweiterung soll dieses Aushängeschild Baden-Württembergs weiterhin arbeits- und konkurrenzfähig bleiben.
Die im Raum stehende Summe ist nicht auf dem Papier künstlich günstiger gerechnet worden im Wissen, dass es später nicht mehr zu halten sein wird. Vergleichbare Projekte in anderen Städten zeigen, dass sie sich in einer ähnlichen Größenordnung bewegen – auch wenn sie im Vorfeld günstiger schienen.
- Bei den Städtischen Bühnen Köln, einem Zweispartenhaus (Oper und Schauspiel) mit rund 700 Beschäftigten waren die reinen Baukosten anfangs mit 253 Millionen Euro veranschlagt. Diese werden sich jüngsten Berechnungen zufolge auf eine Höhe zwischen 554 und 571 Millionen Euro summieren.
- Die Stadt Frankfurt steht, wie viele andere Städte in Deutschland, vor der Herausforderung sich über den Zustand ihrer Theatergebäude Gedanken zu machen. Derzeit untersucht die vom Magistrat der Stadt Frankfurt eingesetzte „Stabsstelle Zukunft der Städtischen Bühnen“, ob und unter welchen Bedingungen eine Sanierung der Theaterdoppelanlage unter Bestandsschutz möglich ist. Hierbei wird auch berücksichtigt, ob eine Auslagerung von Funktionen sinnvoll ist. Die Prüfung der Stabsstelle vervollständigt die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie, die im Sommer 2017 vorgestellt wurde. Die Theaterdoppelanlage am Willy-Brandt-Platz beinhaltet aktuell insgesamt vier Bühnen für Oper und Schauspiel sowie Arbeitsplätze für über 1.100 Mitarbeiter. In der Machbarkeitsstudie wurden drei Varianten vorgestellt mit Gesamtkosten von rund 848 bis zu 888 Millionen Euro, inklusive Kosten für Interim, Risikozuschläge und zu erwartende Baupreissteigerungen.
Der Vergleich mit diesen Häusern ist angemessen: Die Württembergischen Staatstheater Stuttgart sind mit 1.400 Beschäftigten das größte Drei-Sparten-Theater weltweit (Oper, Ballett, Schauspiel).
Die Staatliche Vermögens- und Hochbauverwaltung prüft während jedes Bauprojektes fortlaufend, wie sich Einsparungen realisieren lassen. Dazu gehört bei der Sanierung und Erweiterung der Staatstheater die Frage, ob durch eine dauerhafte Verlagerung eines Teils der Flächen etwas günstiger gebaut werden kann.
Für den Einbau der Kreuzbühne wird eine Kostenspanne von 20 bis 26 Millionen Euro auf Basis heutiger Preise veranschlagt, beziehungsweise – wieder einschließlich der absehbar steigenden Baupreise – 27 bis 35 Millionen Euro. Da die Bühnentechnik sowieso ausgetauscht werden muss, spielt sie in dieser Kostenspanne keine Rolle.
Kreuzbühnen sind heute absoluter Standard in modernen Opernhäusern. Hinzu kommt: Mit einer Kreuzbühne im Littmann-Bau lassen sich die Kulissen schneller wechseln – damit wären mehr Aufführungen für das Stuttgarter Ballett möglich. Die Nachfrage nach Karten für das Ballett ist aktuell bei weitem nicht zu befriedigen. Das Ballett muss Besucherinnen und Besucher oftmals abweisen.
Der Spielbetrieb im historischen Littmann-Bau wäre nur noch wenige Jahre aufrechtzuerhalten. Es könnte aus Gründen des Arbeitsschutzes oder des Brandschutzes sogar eine kurzfristige Schließung drohen.
Diese Fragen sind von den Trägern, der Bauverwaltung und den Württembergischen Staatstheatern intensiv diskutiert worden. In einem mehrjährigen Prozess im Verwaltungsrat der Staatstheater hat sich das Gremium für eine Sanierung und Erweiterung des Opernhauses entschlossen, unter anderem auch weil ein Neubau teurer wäre.
Das historische Opernhaus im Herzen der Stadt muss auch bei einem Neubau erhalten werden, um dort weiterhin Ballettaufführungen zeigen zu können. Auch dafür müsste umfassend saniert werden, was erhebliche Kosten von mehreren hundert Millionen Euro verursachen würde. Der überwiegende Teil ergibt sich aus gesetzlichen Auflagen.
Um die Kosten besser einordnen zu können, hat die Landeshauptstadt einen fiktiven Neubau berechnet. Dieser könnte realistisch beispielsweise auf dem S21-Gelände hinter dem neuen Bahnhof entstehen. Mit einem Baubeginn wäre erst nach Inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofs und dem Rückbau des Gleisvorfelds zu rechnen – also etwa ab 2028.
Aus den bekannten Kosten von Opernhausprojekten in Kopenhagen, Oslo und Linz wurde ein Mittelwert errechnet, erweitert um die zu erwartenden Baukostensteigerungen für die Bauzeit von 2029 bis 2034. Dieser Mittelwert für einen Opernneubau beträgt 642 Millionen Euro.
Nachdem dieser Neubau errichtet ist und Oper, Ballett und die Produktionsstätten umgezogen sind, könnte erst eine Sanierung des Littmann-Baus und der Umbau des Kulissengebäudes beginnen. Auf eine Kreuzbühne könnte verzichtet werden, da im Littmann-Bau dann nur noch Ballett-Aufführungen vorgesehen sein würden. Die Sanierungskosten reduzieren sich daher auf Basis heutiger Preise um 20 bis 26 Millionen Euro. Auch ließe sich auf einen geringen Teil der Bühnentechnik verzichten. Das Kulissengebäude müsste nicht abgebrochen und neu und größer errichtet, sondern könnte reduziert saniert werden. Ebenso wären die Anpassungen in Hof 3 zum Eckensee hin weniger aufwändig.
Auch hier müssen mögliche Risiken und absehbare Baukostensteigerungen eingerechnet werden.
In der Summe dieser Teilprojekte ist mit Kosten von 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro zu rechnen. Darin enthalten sind nicht die zusätzlichen Kosten für den fortwährenden Unterhalt einer zweiten Spielstätte, die Land und Stadt dann ebenfalls zu tragen hätten.
Auch wenn in beiden Häusern Musik gespielt wird, so haben ein Opernhaus und ein Konzerthaus vollkommen unterschiedliche Anforderungen an die Architektur und die Akustik. Eine Ausweichspielstätte für Oper und Ballett benötigt einen Bühnenturm und Orchestergraben. Ein Konzerthaus benötigt dies nicht. Im Gegenteil würde ein Bühnenturm die Konzertakustik zunichtemachen. Die Stadt hat diese Frage begutachten lassen. Der Gutachter kommt zu dem eindeutigen Schluss, dass weder für die Oper noch für das Konzerthaus aus einem solchen Mischgebäude eine gute Lösung entstehen würde.
Bei den Wagenhallen. Die Landeshauptstadt Stuttgart hat auf Grundlage des Wettbewerbsergebnisses Rosenstein eine Neukonzeption für ein Opernhausinterim auf dem C1-Areal an den Wagenhallen erarbeitet. Dabei werden mehr als die Hälfte der entstehenden Gebäude dauerhaft nachgenutzt, indem sie nach dem Operninterim für die „Maker City“ im künftigen Rosenstein-Quartier als Büros, Werk- und Kulturstätten und auch Wohnungen zur Verfügung stehen werden.
Der Rest, besonders die Spielstätte, wird in Modulbauweise erstellt und lässt sich danach verkaufen. Da viele Opernhäuser weltweit saniert werden müssen, gibt es für diese Module einen Markt. Das Kulturschutzgebiet mit der Container City und dem Stadtacker bei den Wagenhallen bleibt erhalten. Das ist auch den Staatstheatern stets ein Anliegen gewesen. Nicht zuletzt ist dieser Standort bestens an Bus und Bahn angebunden.
Während das Opernhaus saniert und erweitert wird kann dort nicht gespielt, gesungen, musiziert und getanzt werden. Um auch während der Bauzeit die künstlerische Exzellenz von Oper und Ballett zu erhalten und den Stuttgarter Bürgerinnen und Bürgern wie auch den vielen Besuchern aus nah und fern ein vielfältiges Programm anbieten zu können, benötigt man eine temporäre Ersatzbühne.
Zunächst müssten der Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart und der Landtag von Baden-Württemberg den Plänen grundsätzlich zustimmen und Geld für einen Architekturwettbewerb und die darauf aufbauende Planung bereitstellen. Darüber soll im Frühjahr 2020 entschieden werden.
Wenn es Mehrheiten für das Projekt gibt, können der Wettbewerb und danach die öffentliche Ausschreibung für die Interimsspielstätte an den Wagenhallen mit den zur Nachnutzung bestimmten Funktionsgebäuden folgen. Für die Sanierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater am Hauptstandort müssen die Bauherren Stadt und Land ein Wettbewerb vorbereiten und durchführen. Voraussichtlich 2025 könnte dann der Umzug in die Ausweichspielstätte beginnen.
Für den Einbau einer Kreuzbühne müsste der Littmann-Bau an einer Seite um etwa 2,50 Meter verbreitert werden. Ohne eine Kreuzbühne ist ein Wechsel von Auftritten der Sparten Oper und Ballett und zwischen verschiedenen Aufführungen sehr aufwändig. Auch bei der künstlerischen Gestaltung sind teils Grenzen gesetzt. Mit einer Kreuzbühne lassen sich Bühnenbilder in Zukunft schneller wechseln. Auch wären damit mehr Aufführungen, beispielsweise für das stark nachgefragte Stuttgarter Ballett, möglich.
Ein Jahrhundert-Projekt wie die Opernhaussanierung bewahrt den aus dem Jahr 1912 stammenden denkmalgeschützten Bau als Spielstätte für die preisgekrönte Oper und das weltbekannte Ballett für die kommenden Generationen. Es ist ein internationales Aushängeschild der Stadt, der Region und darüber hinaus. Die Württembergischen Staatstheater sind auch ein zentraler Standortfaktor für die Attraktivität von Stadt und Land. Inhaltlich und künstlerisch sind Oper und Ballett selbst zukunftsentwerfend und -gestaltend – sie benötigen aber auch ein Gebäude, in dem sie dies tun können.
Für alle Bürgerinnen und Bürger, für alle Menschen hier im Land und darüber hinaus, für alle Generationen. Oper und Ballett/Tanz sind universelle Kunstformen, die alle und alles einschließt. Sie verbinden Sprache, Bewegung, Musik, Emotionen und Sinnlichkeit zu einem Gesamterlebnis. Die Werke handeln von uns, von Menschen in besonderen Situationen und Konflikten. Oper und Ballett/Tanz arbeiten mit Erinnerung, Gegenwart und Entwürfen für die Zukunft.
Jede Spielzeit besuchen rund 450.000 Menschen die Staatstheater mit Oper, Ballett und Schauspiel. Im Opernhaus gibt es Karten ab acht Euro. Für jede Vorstellung, für jede und jeden, der oder die interessiert ist, einschließlich des Fahrscheins für Hin- und Rückfahrt im VVS-Netz.
Die Oper lädt zu über 300 Vorstellungen unterschiedlicher Formate ein, vom 30-minütigen Sitzkissenkonzert für die Kleinsten über kostenlose Konzerte zur Mittagszeit, Kammerkonzerte und Sinfoniekonzerte in der Liederhalle, Programme zum Mitmachen, neue Formate an neuen Orten, Ungewöhnliches und Verblüffendes, Kooperatives und Integratives, Experimentelles und Audiovisuelles und natürlich die große Oper im historischen Zuschauerraum. Die Junge Oper im Nord richtet sich insbesondere an Kinder und Jugendliche, kooperiert mit allen Schulen im Land und leistet darüber hinaus Stadtteilarbeit in Stuttgart Nord vom Löwentor bis zum Hallschlag.
Das Stuttgarter Ballett präsentiert ein breitgefächertes Repertoire von traditionellen klassischen Balletten bis hin zu zeitgenössischen Tanz und fördert junge und etablierte Choreographen, indem in jeder Spielzeit Uraufführungen in Auftrag gegeben werden. Kostenlose Einführungen und gesonderte Kindereinführungen, Blicke hinter die Kulissen, öffentliche Trainings der Kompanie, Ballett im Park sowie Mini-Tanzworkshops und Ballettführungen sind einige der Vermittlungsprojekte und kostenlosen Angebote.
Ein ähnlicher Kraftakt ist die Modernisierung des Naturwissenschaftlichen Zentrums auf dem Campus der Universität Stuttgart. Ab 2022 und über mindestens 15 Jahre sollen auf Basis heutiger Baupreise für 600 bis 800 Millionen Euro unter anderem in einem ersten Schritt zwei Ersatzgebäude neu gebaut und anschließend zwei Hochhäuser komplett saniert werden. Bei den Anfang der 1970er Jahren gebauten Häusern wurde rund 50 Jahre lang kaum saniert. Entsprechend hoch ist heute der Aufwand. Die bei diesem Projekt geschätzten Kosten sind ebenfalls eine grobe Kalkulation, enthalten allerdings noch keine Berechnung steigender Baupreise.
Die Württembergischen Staatstheater Stuttgart sind mit 1.400 Beschäftigten das größte Drei-Sparten-Theater weltweit. Die Städtischen Bühnen Köln mit gut 700 Beschäftigten in bislang zwei Sparten begannen ihre Sanierung mit reinen Baukosten von anfangs veranschlagten 253 Millionen Euro. Diese werden sich jüngsten Berechnungen zufolge auf eine Höhe zwischen 554 und 571 Millionen Euro summieren.
Die Stadt Frankfurt steht, wie viele andere Städte in Deutschland, vor der Herausforderung sich über den Zustand ihrer Theatergebäude Gedanken zu machen. Derzeit untersucht die vom Magistrat der Stadt Frankfurt eingesetzte „Stabsstelle Zukunft der Städtischen Bühnen“, ob und unter welchen Bedingungen eine Sanierung der Theaterdoppelanlage unter Bestandsschutz möglich ist. Hierbei wird auch berücksichtigt, ob eine Auslagerung von Funktionen sinnvoll ist. Die Prüfung der Stabsstelle vervollständigt die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie, die im Sommer 2017 vorgestellt wurde. Die Theaterdoppelanlage am Willy-Brandt-Platz beinhaltet aktuell insgesamt vier Bühnen für Oper und Schauspiel sowie Arbeitsplätze für über 1.100 Mitarbeiter. In der Machbarkeitsstudie wurden drei Varianten vorgestellt mit Gesamtkosten von rund 848 bis zu 888 Millionen Euro, inklusive Kosten für Interim, Risikozuschläge und zu erwartende Baupreissteigerungen.
Die Sanierung und Erweiterung des Opernhauses gehört zu den sogenannten Top-Projekten des Landes. Neben einer detaillierteren Planung und Kostenermittlung als Grundlage für die Entscheidung zur Umsetzung des jeweiligen Top-Projektes ist eine verstärkte Beteiligung der Öffentlichkeit vorgesehen. Als Grundlage braucht es dafür das Umsetzungskonzept mit einer groben Kostenberechnung, das nun vorliegt. Wie vorgesehen, werden die Bürgerinnen und Bürger nun in verschiedenen Verfahren informiert und eingebunden – auch über die Beteiligungsplattformen des Landes und der Landeshauptstadt Stuttgart und in vielen öffentlichen Veranstaltungen.
Der fachliche Prozess läuft im Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater. Dieses Gremium setzt sich aus gewählten Vertreterinnen und Vertretern der im Gemeinderat und im Landtag vertretenen Parteien zusammen sowie aus Vertreterinnen und Vertretern aus Landesregierung und Landeshauptstadt Stuttgart. Der Verwaltungsrat liefert dem Gemeinderat der Landeshauptstadt und dem Landtag von Baden-Württemberg Entscheidungsgrundlagen und Empfehlungen für die Belange der Württembergischen Staatstheater.
In den regelmäßigen Sitzungen bespricht der Verwaltungsrat alle für die Staatstheater wichtigen Themen. Nach den Sitzungen informiert er die Öffentlichkeit über die Ergebnisse. Die Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen berichten in ihren Gremien, um ihre Kolleginnen und Kollegen für Entscheidungen im Gemeinderat und im Landtag über die Staatstheater vorzubereiten. Dies ist die klassische Arbeitsweise einer repräsentativen Demokratie.
Sowohl Stadt als auch Land haben weitere wichtige Aufgaben. Diese werden aber durch die Sanierung und Erweiterung des Opernhauses trotzdem angegangen. Das Land Baden-Württemberg gibt im Jahr rund 50 Milliarden Euro aus. Über zehn Jahre gerechnet entspricht der Landesanteil für die Sanierung und Erweiterung des Stuttgarter Opernhauses etwa 0,1 Prozent des Haushaltsvolumens. Bezogen alleine auf die Bauprojekte des Landes über etwa eine Milliarde Euro pro Jahr entspräche der Landesanteil etwa fünf Prozent. Und das alles bei Kalkulation des höchsten Wertes inklusive Baupreissteigerungen und Risikopuffer.