Das Cannstatter Volksfest oder auch Wasen ist das größte Volksfest in Baden-Württemberg. Laut eigener Aussage gar das größte Schaustellerfest Europas. Jedes Jahr strömen Ende September über vier Millionen Menschen auf das Festgelände Cannstatter Wasen am rechten Neckarufer. 2018 hat das Cannstatter Volksfest sein 200. Jubiläum gefeiert. Als eintägiges landwirtschaftliches Fest fand das Volksfest zum ersten Mal 1818 statt.
Bereits im ersten Jahr besuchten 30.000 Menschen das Fest. Seit 1841 gibt es den Volksfestumzug. Schon damals lockten die 10.000 Teilnehmer des Umzugs über 100.000 Besucher an. Im 19. Jahrhundert war das Volksfest noch ein eintägiges Fest. Im 20. Jahrhundert verlängerte sich das Fest stetig. Um 1950 waren es bereits zehn Tage. Zuletzt verlegten die Veranstalter 2007 die Eröffnung von Samstag auf Freitag. Damit dauert das Cannstatter Volksfest heute 17 Tage.
Alle vier Jahre findet auf dem Wasen parallel zum Cannstatter Volksfest das Landwirtschaftliche Hauptfest (LWH) statt. Mit rund 650 Austellern und Organisationen sowie einer Gesamtfläche von 130.000 Quadratmetern ist es Süddeutschlands größte Fachmesse für Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft und begeisterte 2018 über 210.000 Besucher.
Der Blutritt im oberschwäbischen Weingarten ist eine Pferdeprozession zu Ehren einer über 950 Jahre alten Reliquie, die wenige Tropfen Blut in einem Erdklumpen enthält. Der Überlieferung nach soll es sich dabei um das Blut von Jesus Christus handeln. Nach Weingarten gelangte der heilige Gegenstand als Brautgeschenk im Jahr 1070.
Bei der Prozession wird die Reliquie durch die Stadt und die Umgebung getragen. Die Kapsel mit der Erde ist von einem mit 65 Edelsteinen besetzten Goldkreuz eingefasst. Der Ritt reicht wohl bis ins 14. Jahrhundert zurück. In einer Schrift aus dem Jahr 1526 wird er schon als „Brauch von alther“ bezeichnet. Heute nehmen an der Prozession, die jährlich am Blutfreitag, dem Freitag nach Christi Himmelfahrt, stattfindet, über 3.000 Reiter – und seit 2022 auch Reiterinnen – teil. Die in über 100 Blutreitergruppen organisierten Reiterinnen und Reiter sind in Frack und Zylinder gekleidet. Auch die Pferde werden für diesen Anlass fein herausgeputzt. Etwa 80 Musikkapellen begleiten die Prozession.
Weitgehend im Dunkeln liegt der Ursprung des Storchentags in Haslach im Kinzigtal. Es handelt sich um einen Brauch, der wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert stammt, bei dem die Kinder Haslachs auf ihre Kosten kommen.
Jedes Jahr am 22. Februar, wenn die Katholiken das Fest des heiligen Petrus feiern, ziehen die Kinder geführt vom „Storchenvater“ durch die Straßen. Der Storchenvater ist in einen schwarzen Mantel gekleidet. Auf dem Kopf trägt er einen Zylinder, auf dem zwei aus Sperrholz ausgesägte Storchen sitzen. Auf dem Rücken trägt er Brotlaibe – sein Lohn für den Tag. Seine lange Stange dient zum einen dazu, die drängenden Kinder zurückzuhalten, zum anderen dazu, aus den Fenstern Brezeln für die Kleinsten zu Angeln. So zieht die Schar angeführt vom Storchenvater durch Haslach, mit dem Ruf „Heraus, heraus!“ auf den Lippen. Vor jedem Haus bleiben sie stehen und rufen so lange, bis die Bewohner die Gaben für die Kinder herausgeben.
Angela Merkel, Norbert Blüm, Erwin Teufel, Kurt Beck, Winfried Kretschmann und Joschka Fischer haben neben der Politik eine weitere Gemeinsamkeit. Sie wurden vom Stockacher Narrengericht angeklagt und verurteilt. In Stockach regiert seit mehr als 660 Jahren in der Zeit von Drei Könige bis kurz vor Ostern das „Hohe Grobgünstige Narrengericht“. Eine nur noch in Abschrift existierende Urkunde aus dem Jahr 1351 bestätigt das Privileg, einmal im Jahr das Narrengericht abhalten zu dürfen.
Nach 1945 lud das Narrengericht immer Politiker vor. Getreu dem Motto, dass diese immer schuldig seien. Mit Annette Schavan zitierte das Gericht 1997 erstmals eine Frau vor den „Kadi“ mit 21 Richtern. Da das Narrengericht laut eigener Aussage keine Frauen schlage, wurden Schavan, Angela Merkel (2001), Andrea Nahles (2008), Renate Künast (2010), Malu Dreyer (2017) und Annegret Kramp-Karrenbauer (2019) nicht wie die männlichen Delinquenten zum „Laufnarren“ geschlagen.
Um die Strafe kommen aber auch die Frauen nicht herum. Diese ist in der Regel in Eimern Wein zu begleichen, wobei ein Eimer 60 Litern entspricht. Nur der ehemalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß durfte in Bier bezahlen. Die Gerichtsverhandlung, die immer in Anwesenheit der Angeklagten stattfindet, findet weit über Baden-Württemberg hinaus Aufmerksamkeit.
600 Meter lang und 1,80 Meter breit ist der Blumenteppich, der in Hüfingen zur Fronleichnamsprozession auf der Straße ausgelegt wird. Das Vorbild für den Brauch stammt aus Süditalien. 1842 wurde er in Hüfingen erstmals ausgeübt, nach einer Pause im Zweiten Weltkrieg erhielt er großen Aufschwung. Tausende von Blumen werden ab vier Uhr morgens in farbenprächtigen Motiven ausgelegt. Die Vorlagen dazu sind entweder eigene Entwürfe oder sie stammen aus farbigen Glasfenstern, aus der Buchmalerei oder aus Gemälden. Die ganze Gemeinde ist an der Arbeit beteiligt. Nach der Frühmesse beginnt die Prozession. Daran schließt sich das Hochamt in der Stadtkirche St. Verena an.
Der „Schwörbrief“ beendete im 14. Jahrhundert die Kämpfe der Zünfte gegen die Bürgerinnen und Bürger. Er garantierte beiden ihre Rechte sowie die unterstützende Zusammenarbeit von Bürgermeister und Ständen. Noch heute steht der historische Eid, den der Bürgermeister den Ratsherren und allen Bürgerinnen und Bürgern leistet, im Mittelpunkt des Schwörmontags. Dem folgt am Nachmittag eine bunte und phantasievolle Bootsparade, das „Nabada“ auf der Donau. Der Schwörmontag findet jedes Jahr im Juli statt und wird von der „Schwörwoche“ umrahmt. Sie beinhaltet alle vier Jahre das traditionelle Fischerstechen mit einem Turnier auf der Donau, farbenprächtigen Umzügen und Fischertänzen in der Stadt.
Frühlingsbräuche, um den Winter auszutreiben und den Sommer einzuholen, sind seit dem Mittelalter bekannt. 1893 wurde in Heidelberg der Sommertagszug wieder ins Leben gerufen. Am vierten Sonntag nach Fastnacht, dem Sonntag Laetare, findet in der Stadt ein großer Festumzug statt. Die Kinder tragen bunt geschmückte Sommertagsstecken. Im Mittelpunkt stehen die beiden „Butzen“: Zwei pyramidenförmige Gestalten, die eine in Stroh gekleidet als „Winter“, die andere in Tannengrün, den „Sommer“ symbolisierend. Nach einem Kampf, aus dem natürlich der Sommer siegreich hervorgeht, wird der Winter verbrannt.
Jedes Jahr an Pfingsten feiert die Stadt Schwäbisch Hall das Siedersfest, das auch Kuchen- und Brunnenfest heißt. Erste Belege dafür finden sich schon im 15. Jahrhundert, als die Siederzunft nach der jährlichen Reinigung der Saalquelle Kuchen erhielt und auf der Kocherinsel tanzte. Diese Elemente gehören auch heute noch zum Fest.
Es beginnt am Samstagabend mit einem Fackeltanz der Sieder auf dem Marktplatz. Am Sonntag folgt dann die Präsentation des Kuchens, der Siederstanz und das Spielen von mittelalterlichen Gerichtsszenen. Auch eine Siedehütte ist dabei, die originalgetreu den Vorgang des Salzsiedens zeigt.