Natur- und Artenschutz im Wald sind Kernaufgaben moderner Waldwirtschaft, die im Einklang mit den Belangen der Tier- und Pflanzenarten stehen müssen. Expertinnen und Experten haben deshalb ein entsprechendes Schutzkonzept für den Staatswald entwickelt, das sicherstellt, dass die Gelbbauchunke in Baden-Württemberg geeignete Lebensräume im Wald findet.
„Die Waldbewirtschaftung in Baden-Württemberg folgt einem integrativen Ansatz. Unsere Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer haben den gesetzlichen Auftrag, die Grundsätze und Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege in ihrem Handeln zu berücksichtigen. Dazu zählt für die heimische Tier- und Pflanzenwelt ausreichend Lebensräume zu erhalten. Damit gehört der Natur- und Artenschutz im Wald zu den Kernaufgaben moderner Waldwirtschaft“, sagte Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, am 15. Juni 2023, anlässlich der Vorstellung des Vorsorgekonzeptes für die Gelbbauchunke von der Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (ForstBW) im Staatswald bei Wüstenrot (Landkreis Heilbronn).
Der Natur- und Artenschutz ist eine wichtige Säule bei der vorbildlichen Bewirtschaftung der Staatswälder in Baden-Württemberg. Dabei legt ForstBW insbesondere Wert auf die Bedürfnisse gefährdeter Arten. Expertinnen und Experten haben jetzt ein entsprechendes Schutzkonzept für den Staatswald entwickelt, das sicherstellt, dass die Gelbbauchunke (Bombina variegata) in Baden-Württemberg geeignete Lebensräume im Wald findet.
„Wenn wir bestimmte Arten im Wald erhalten wollen, müssen wir aktiv was für sie tun. Das gelingt vor allem im Rahmen einer nachhaltigen und naturnahen Waldbewirtschaftung, weil sie alle Waldfunktionen im Blick hat und Maßnahmenpläne zum Schutz und Erhalt bestimmter Arten in die Bewirtschaftungsweise der Wälder integrieren kann. Der Schutz der Gelbbauchunke ist ein Paradebeispiel dafür, was wir verlieren, wenn wir die Bewirtschaftung der Wälder aufgeben“, betonte Minister Peter Hauk.
Wälder haben viele Funktionen
Auch für den Staatswald gilt der Grundsatz den Wald multifunktional und entsprechend der Nachhaltigkeitsprinzipien zu bewirtschaften. Es ist die Gewähr dafür, dass der Wald insbesondere mit seinen Funktionen für das Gemeinwohl erhalten bleibt, als Ort zum Erholen, für den Boden-, Klima- und Artenschutz sowie der Versorgung mit sauberen Wasser und zertifizierten Holz aus der Region unter anderem für die Bioökonomie. Deshalb ist die Waldwirtschaft in Baden-Württemberg wichtig und wird künftig weiter an Bedeutung gewinnen.
Streng geschützte Art
Die Gelbbauchunke steht bundesweit auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. „Ein solches Vorsorgekonzept besteht bislang in keinem anderen Bundesland. Wir gehen hier voran und machen deutlich, dass der Artenschutz bei ForstBW großgeschrieben wird. Denn die Anstrengungen für die Gelbbauchunke bedeuten für unsere Forstleute zusätzliche Aufgaben“, beschreibt Felix Reining, Vorstand von ForstBW.
„Das Konzept ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie die vielfältigen Ansprüche der Gesellschaft an den Wald miteinander abgewogen und in Einklang gebracht werden können. Die Entwicklung und Erstellung dieses Vorsorgekonzepts erfolgten in einem aufwändigen partizipativen Prozess, unter Federführung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg“, sagte Forstminister Peter Hauk.
Zum Konzept gehört, dass die Försterinnen und Förster im Staatswald die möglichen Lebensräume für Gelbbauchunken aufsuchen und kartieren. Besonders spannend für die Unken sind neu entstandene und besonnte Gewässerstellen. „Die Gelbbauchunke als Pionierart bevorzugt solche Habitate, da in diesen weniger Fressfeinde für die Eier und Kaulquappen vorkommen. Wenn solche Gewässer bereits seit Jahren bestehen, siedeln sich darin Molche und räuberische Insektenarten an, die verhindern, dass der Nachwuchs der Unken überlebt“, erklärte Felix Reining.
Forstarbeiten und Artenschutz in Einklang bringen
Als sehr gute Habitate haben sich die Fahrspuren von Forstmaschinen auf Rückegassen erwiesen. ForstBW hält trotzdem weiter an seinen Vorgaben für die Befahrung von Rückegassen fest. „Hier gilt es, einen geeigneten Kompromiss zu finden aus der bodenschonenden Holzernte, bei der keine oder nur geringe Fahrspuren entstehen, und den Lebensraumanforderungen der Gelbbauchunke“, erklärte Vorstand Felix Reining von ForstBW. Aber auch mit der guten forstlichen Praxis lasse sich ein solches Konzept gut in Einklang bringen. Oft reiche es schon aus, Rückgassen nicht direkt nach der Befahrung instand zu setzen. Felix Reining sagte: „Wo es nötig und standörtlich geeignet ist, legen unsere Forstwirtinnen und Forstwirte auch künstliche Gewässer an. Ich freue mich sehr, dass wir ein modernes und zukunftsweisendes Konzept für den Umgang mit dieser wichtigen Art erarbeitet haben. Damit kommt ForstBW seiner Vorbildrolle nach“.
ForstBW
Die Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (ForstBW) arbeitet seit dem 1. Januar 2020 als eigenständiges Unternehmen. ForstBW trägt die Verantwortung für die Bewirtschaftung von über 324.000 Hektar Staatswald – das entspricht einem Viertel der Waldfläche Baden-Württembergs- und ist damit der größte Forstbetrieb des Landes. ForstBW setzt sich zum Ziel ökologisch vorbildlich, sozial ausgewogen und ökonomisch erfolgreich zu arbeiten. Im Sinne des Waldes und der Menschen bildet das Prinzip der Nachhaltigkeit die Grundlage unserer Tätigkeit. Dazu tragen landesweit circa 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei. Die naturnahe und nachhaltige Bewirtschaftung des Staatswaldes durch Forst Baden-Württemberg, die Anstalt öffentlichen Rechts ist FSC® C120870 und PEFC zertifiziert. Seit dem 1. Oktober 2020 trägt ForstBW zudem das Gemeinwohl Ökonomie Zertifikat.
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