Eine vom Land in Auftrag gegebene umfassende Studie gibt praxisgerechte Empfehlungen für einen maßgeschneiderten, bedarfs- und nutzerfreundlichen Aufbau von Ladeinfrastruktur für Elektroautos im Ländlichen Raum.
„Weder auf nationaler noch auf internationaler Ebene gibt es Untersuchungen, die sich mit dem Aufbau von Ladesäulen für Elektroautos im Ländlichen Raum auseinandersetzen. Deshalb hat das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz erstmals in Deutschland eine umfassende Studie zu dieser Thematik in Auftrag gegeben, die ganz speziell die Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der ländlichen Regionen eines Landes in den Fokus nimmt. Die Studie enthält praxisgerechte Empfehlungen für einen maßgeschneiderten, bedarfs- und nutzerfreundlichen Aufbau von Ladeinfrastruktur auf dem Land. Damit soll auch einer öffentlichen Förderung von Ladesäulen nach dem wenig effizienten und kostenaufwändigen Zufallsprinzip eine klare Absage erteilt werden“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, im Rahmen einer Landespressekonferenz anlässlich der Präsentation der Studie „Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge im Ländlichen Raum Baden-Württembergs“. Die Studie wurde vom Fachbüro „Initiative Zukunftsmobilität“ aus Trossingen erstellt.
Die Landesregierung setze sich nachdrücklich für eine deutlich bessere verkehrliche Anbindung durch Ausbau der Bus- und Bahnverbindungen ein. Dennoch werde das Auto in den ländlichen Kommunen bis auf weiteres Verkehrsmittel Nr. 1 bleiben. Deshalb gelte es, den Autoverkehr auch in den Städten und Gemeinden auf dem Land umwelt- und klimafreundlicher zu gestalten.
Wer E-Mobilität will, muss auch die Voraussetzungen dafür schaffen
„Autos mit Elektroantrieb können hierbei auf mittlere Sicht für spürbare Verbesserungen sorgen, indem sie die Luftschadstoff- und Lärmbelastung verringern und die Lebensqualität und Attraktivität der Orte erhöhen. E-Mobilität in der Fläche steht und fällt allerdings mit einer bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur“, so Hauk. Denn die Bürgerinnen und Bürger auf dem Land legten weitere Strecken zurück als in der Großstadt. Entsprechend groß sei deshalb auch die Angst vor dem Liegenbleiben auf offener Strecke aufgrund eines leergefahrenen Akkus. Die Studie biete hierzu praxisgerechte Lösungen an.
Stefanie Bürkle, Landrätin des Landkreises Sigmaringen betont: „Mir ist eine gute Erreichbarkeit ländlicher Räume auf der Straße, der Schiene, über Breitband und mittels E-Mobilität ein Anliegen. Auch ländliche Gebiete müssen flächendeckend mit Schnelladesäulen erschlossen werden. Wir brauchen ein flächendeckendes Netz und eine entsprechende Planung.“
Aufbau eines Grundnetzes von Schnellladeeinrichtungen
Die Studie setzt sich insbesondere mit folgenden Leitfragen auseinander: Wie ist der aktuelle Stand der Ladeinfrastruktur im Ländlichen Raum Baden-Württembergs? Welche wichtigen Nutzergruppen gibt es? Welche Wünsche haben die Alltagsnutzer von E-Autos an eine bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur genau? Welche konkreten Empfehlungen werden für den Auf- und Ausbau weiterer Lademöglichkeiten gegeben? Zentrale Empfehlung der Expertise, so der Minister, sei der Aufbau eines Grundnetzes von Schnellladeeinrichtungen von 100 bis 150 Kilowatt Leistung oder mehr entlang von Hauptverkehrsachsen im Ländlichen Raum. Im Gegensatz zu den Autobahnen oder den Metropolen gebe es derzeit so gut wie keine Ladepunkte im Ländlichen Raum, die ein wirklich zügiges Nachladen von E-Autos ermöglichten. „Ein leistungsfähiges Schnelladegrundnetz würde der Verbreitung der E-Mobilität auf dem Land einen gehörigen Schub verleihen, da sich potenzielle E-Autofahrer sicher sein könnten, auch auf längeren Strecken schnell und sicher nachladen zu können. Flankierend zum Grundnetz wird von den Autoren der Studie ein strikt am Bedarf orientierter Ausbau von Ladepunkten mit einer geringeren Ladeleistung (bis 22 Kilowatt) zur ‚Flächenversorgung‘ empfohlen“, erklärte Minister Hauk. Einsatzbereiche wären beispielsweise Lademöglichkeiten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen im Ländlichen Raum oder an stark besuchten Örtlichkeiten, wie Einkaufszentren, Banken usw.
„Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Ländliche Raum beim weiteren Aufbau von Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge in Baden-Württemberg Berücksichtigung findet. Die hierfür vorgesehenen Fördermittel des Bundes und des Landes müssen in angemessenem Umfang auch Städten und Gemeinden in den ländlich geprägten Regionen zugutekommen“, sagte Minister Hauk. Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz plane Maßnahmen, wie beispielsweise die Durchführung von Modellvorhaben, um die rasche Deckung des Nachholbedarfs des Ländlichen Raums bei der Ausstattung mit einer bedarfsgerechten und nutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur zu unterstützen.