Baden-Württemberg hat gute Chancen, seine ländlich geprägten Räume zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Das zeigt die Studie „Entwicklung der ländlichen Räume in Baden-Württemberg“.
„Baden-Württemberg verfügt im Vergleich zu anderen Bundesländern und sogar im internationalen Vergleich über einen starken und attraktiven Ländlichen Raum. Um die Zukunftsfähigkeit des Ländlichen Raums zu erhalten, müssen die Weichen zur Bewältigung absehbarer Herausforderungen frühzeitig gestellt und vorhandene Potenziale zielgerichtet ausgebaut werden. Daher haben wir das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund und das Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung an der Universität Stuttgart beauftragt, in der Studie ‚Entwicklung der ländlichen Räume in Baden-Württemberg‘ die Zukunftsfähigkeit des Ländlichen Raums erneut zu untersuchen und damit die Datensätze der im Jahr 2011 veröffentlichten IREUS-Studie fortzuschreiben“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, beim Akademieabend „Vitale Städte und Gemeinden im Ländlichen Raum – Analysen und Handlungsfelder“.
Gutes Zeugnis für den Ländlichen Raum
Die Studie bestätigt, dass Baden-Württemberg gute Chancen hat, seine ländlich geprägten Räume zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Zukunftsrisiken sind zwar einzuräumen und werden in der Studie angesprochen. Mit einer integrierten Gesamtstrategie, welche die wirtschaftliche, demografische und infrastrukturelle Entwicklung in ihren wechselseitigen Abhängigkeiten thematisiert, können Disparitäten aber auch zukünftig begrenzt und ein ‚Abhängen‘ einzelner Räume vermieden werden.
„Auch in der Neuauflage der Studie von 2020 erweist sich der Ländliche Raum wieder als Rückgrat unseres Landes. Eine Debatte über ‚abgehängte Räume‘, die wir aus anderen Bundesländern kennen, ist in Baden-Württemberg daher auch weiterhin vollkommen fehl am Platz. Stattdessen ist es unsere Aufgabe, die Lebensverhältnisse in Baden-Württemberg differenziert zu betrachten“, unterstrich der Minister.
Bedeutung der Studie für die Kommunalpolitik
Bei dieser differenzierten Betrachtung kommt, laut Minister Hauk, der kommunalen Ebene eine ganz zentrale Bedeutung zu. Denn die Sicherung der Attraktivität des Ländlichen Raums als Wohn- und Wirtschaftsstandort sei auch Aufgabe der Kommunen. Nur so könnten die Herausforderungen und Veränderungen in den ländlichen Kommunen erfolgreich bewältigt werden. Daher appellierte Hauk an die kommunalen Vertreter, die Studie für die Kommunalpolitik zu nutzen. „Anhand der Ergebnisse können Gemeinden ihre Stärken und Schwächen analysieren, ihre lokalen Strategien daran anpassen und mit Nachbargemeinden zusammenarbeiten. Wichtig ist, miteinander ins Gespräch zu kommen. Mit den Nachbargemeinden, aber auch innerhalb der Verwaltung und in der Bürgerschaft“, so Hauk.
Der Ländliche Raum erwirtschaftet mehr als ein Viertel der gesamten Bruttowertschöpfung Baden-Württembergs. „Dies liegt nicht zuletzt an den zahlreichen mittelständischen Unternehmen, den ‚Hidden Champions‘, die mit viel Fleiß und Können attraktive Arbeitsplätze sichern und ihren Beitrag zur Wertschöpfung leisten“, betonte Hauk. Aufgrund der vorausschauenden und dezentralen Strukturpolitik des Landes sei Baden-Württemberg auch in der Fläche wirtschaftlich stark.
Attraktiver Arbeits- und Lebensraum
Minister Hauk wies aber auch darauf hin, dass viele Dörfer und Kleinstädte im Ländlichen Raum nicht nur überaus attraktive Arbeitsräume sind, sondern dass es sich dort auch gut leben lässt. „Etwa 60 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg fühlen sich dem Ländlichen Raum zugehörig. Denn er wird als ein Gesellschaftsideal wahrgenommen. Er steht für Zusammenleben, Gemeinschaft und Miteinander“, so Hauk.
Dennoch dürfe man auch neue Entwicklungen, Veränderungen und Herausforderungen im Ländlichen Raum nicht aus den Augen verlieren. Es sei Aufgabe des Landes, diese Entwicklungen bestmöglich zu unterstützen. „Mit seinen Förderprogrammen und Initiativen bietet das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz einen ganzen Baukasten an passgenauer Unterstützung. Unser Flaggschiff ist dabei das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR), das seit nunmehr 25 Jahren für integrierte Strukturentwicklung steht“, hob der Minister hervor. Mit dem Kabinettsausschuss Ländlicher Raum habe das Ministerium ein weiteres erfolgreiches Instrument auf Landesebene ins Leben gerufen, bei dem alle Ministerien an einem Tisch sitzen und gemeinsam ebenso innovative wie pragmatische Lösungsansätze entwickeln.
Die Studie im Überblick
- Die 2011 vorgelegte Studie „Der Beitrag der ländlichen Räume Baden-Württembergs zu wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und sozialer Kohäsion – Positionsbestimmung und Zukunftsszenarien“ des Instituts für Raumordnung und Entwicklungsplanung basierte auf einer räumlich und zeitlich differenzierten Datenbasis zur demografischen, wirtschaftlichen und infrastrukturellen Entwicklung in den ländlichen Räumen Baden-Württembergs. Die erzeugten Zeitreihen umfassten überwiegend die Jahre 1996 bis 2009 und wurden auf Gemeindeebene vorgehalten.
- Mit der neuen Untersuchung „Entwicklung der ländlichen Räume in Baden-Württemberg“ (PDF) wurde dieser Datenbestand fortgeschrieben und in Teilen erweitert. Dies erfolgte mit dem Ziel, die aktuellen Entwicklungen von Demografie, Wirtschaft und Infrastruktur aufzugreifen und neue Trends zu thematisieren. Letzteres betrifft vornehmlich die internationale Zuwanderung, die damit teilweise verbundenen neuen oder verstärkten Aufgaben der Bildung und Integration sowie der Wohnraumversorgung.
- Die Studie wurde bei der Tagung „Starke ländliche Räume in Baden-Württemberg – Aktuelle Analysen zu Wirtschaft, Demografie und Infrastruktur“ am 31. Januar 2020 in Sulz am Neckar der Öffentlichkeit präsentiert.
- Ergänzend zur Tagung finden beziehungsweise fanden folgende weitere Akademieabende vor Ort zum Thema „Vitale Städte und Gemeinden im Ländlichen Raum – Analysen und Handlungsfelder“ statt:
- Donnerstag, 05. März 2020, 18 bis 20:30 Uhr, in Zweiflingen im Hohenlohekreis,
- Montag, 09. November 2020, 18 bis 20:30 Uhr, in Ostrach im Landkreis Sigmaringen,
- Donnerstag, 10. Dezember 2020, 18 bis 20:30 Uhr, in Nellingen im Alb-Donau-Kreis