Schule

Starker Fokus auf Qualität und Leistungsfähigkeit im Schulsystem

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Schüler arbeiten gemeinsam an einer Aufgabe

Die zentrale bildungspolitische Aufgabe wird im Jahr 2018 sein, die Qualität und Leistungsfähigkeit des baden-württembergischen Schulsystems zu verbessern. Dazu setzt das Kultusministerium weiterhin einen Schwerpunkt auf die Schlüsselqualifikationen Lesen, Schreiben, Rechnen. Im Fokus stehen außerdem die Lehreraus- und -fortbildung sowie die schulischen Unterstützungssysteme.

Im neuen Jahr bereitet das Kultusministerium dafür die Einrichtung zweier neuer Institutionen vor: das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung sowie das Institut für Bildungsanalysen. „2018 wird das Jahr grundlegender Weichenstellungen in der Bildungspolitik. Wir brauchen in Baden-Württemberg einen systematischen Blick auf unsere Schulen und eine datengestützte Schulentwicklung, die es uns erlaubt, die Unterrichtsqualität regelmäßig zu überprüfen und nachzusteuern. Das ist unsere vorrangige Aufgabe, nicht nur für 2018, sondern in den kommenden Jahren insgesamt“, sagt Kultusministerin Susanne Eisenmann.

Verschiedene Bildungsstudien und Leistungsvergleiche, zuletzt die Grundschul-Studie IGLU, zeigen den Handlungsbedarf bei der Qualitätsverbesserung von Unterricht und Schule in Baden-Württemberg. Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann hat daher bereits im Sommer 2017 ein Qualitätskonzept vorgestellt, das die Weichen für eine konsequente Orientierung an Qualität und Leistungsfähigkeit im baden-württembergischen Schulwesen stellen soll. Die geplanten strukturellen Änderungen bündeln und schärfen Zuständigkeiten. Das Konzept ist das Ergebnis zahlreicher Analysen, Gespräche und Diskussionen mit Schulpraktikern, Bildungsforschern, Verbänden, Fachleuten aus anderen Bundesländern, Vertretern der Schulverwaltung und Beratungsgremien – sowie zahlreicher öffentlicher und interner Veranstaltungen.

Strukturelle Reformen bei der Aus- und Fortbildung notwendig

„Die strukturelle Neuausrichtung wird nicht sofort zu besseren Schülerleistungen führen. Entscheidend ist jedoch, nun die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen“, betont Eisenmann. Die Ministerin hat hierzu eine Trendwende in der Schulpolitik eingeleitet: Weg vom Wildwuchs „handgestrickter“ Fortbildungskonzepte und weg von ungeprüften Konzepten und Methoden. „Stattdessen werden wir unsere Entscheidungen künftig auf Basis empirisch belegter Erkenntnisse treffen und unsere Fortbildungen und Konzepte vor ihrem flächendeckenden Einsatz auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen“, so Eisenmann.

Was passiert im Jahr 2018?

Die beiden genannten Institutionen sollen ihren Betrieb Anfang 2019 aufnehmen. Die inhaltliche Neuausrichtung im Sinne der genannten qualitativen Stärkung hat hingegen längst begonnen. Beispielhaft können hier folgende Maßnahmen genannt werden:

  • Der Pakt für gute Bildung und Betreuung soll die frühkindliche Bildung gezielt qualitativ stärken. Zentrale Bestandteile sind Angebote für Kinder mit Sprachförderbedarf. Auch verpflichtende Förderangebote werden derzeit diskutiert. Gegenstand ist dabei auch ein Gesamtkonzept, das Ganztags- und Betreuungsangebote im Sinne einer passgenauen Angebotspalette besser in den Blick nimmt.
  • Die Methode „Schreiben nach Gehör“ wurde abgeschafft.
  • Die Grundschulen haben durch eine Erhöhung der Stundentafel und die Verschiebung des Fremdsprachenunterrichts mehr Lernzeit in Deutsch und Mathematik erhalten.
  • Zudem entwickelt das Kultusministerium derzeit einen Rechtschreibrahmen für die Klassen 1 bis 10. Dieser soll im Schuljahr 2018/19 an alle Schulen gehen und verbindliche Vorgaben für den Rechtschreibeunterricht enthalten. Fachliche Unterstützung erhält das Kultusministerium dabei durch den Rat für deutsche Rechtschreibung und das Mercator-Institut der Universität Köln.
  • Die Realschulen mit ihrer sehr heterogen zusammengesetzten Schülerschaft haben Poolstunden zur intensiveren Förderung leistungsstarker und leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler erhalten.
  • Die Reform der gymnasialen Oberstufe schafft zusätzliche Möglichkeiten der Profilbildung. Die Schüler sollen Schwerpunkte für vertieftes Wissen setzen können, was der Studierfähigkeit und der beruflichen Orientierung zugutekommt.
  • Die Landesregierung nimmt die Begabtenförderung stärker in den Blick, etwa mit dem Plan, in Bad Saulgau ein MINT-Exzellenzgymnasium einzurichten. Dieses soll die bisherigen Anstrengungen in der Begabtenförderung mit dem Landesgymnasium für Hochbegabte Schwäbisch Gmünd und den Hochbegabtenklassen sowie die Bund-Länder-Initiative zur Förderung leistungsstarker Schüler ergänzen.
  • Das Kultusministerium arbeitet an einem Konzept, das die Schulleitungen stärken, von Verwaltungsaufgaben entlasten und sie zielgenauer auf ihre Rolle als Führungskraft vorbereiten soll. Mitte Dezember hat sich Eisenmann mit circa 60 Schulleitern aller Schularten dazu ausgetauscht. Die Hinweise der Teilnehmer fließen in die weiteren konzeptionellen Überlegungen ein. Das Konzept will die Ministerin bis Frühjahr 2018 vorstellen.
  • Das bewährte Konzept der Sommerschule wird auf Grundschulen ausgeweitet. Bereits im Sommer 2018 startet die Umsetzung mit einigen Pilot-Grundschulen. In den Sommerschulen wiederholen Schüler am Ende der großen Ferien Lerninhalte, um sich gezielt auf das neue Schuljahr vorzubereiten.
  • Außerdem überprüft das Kultusministerium derzeit die Wirksamkeit der Sprachförderung in den Vorbereitungs- und VABO-Klassen.
  • Derzeit läuft eine Sichtung aller Schulversuche mit der Fragestellung: was ist sinnvoll, was kann beendet werden?
  • Der Landesrechnungshof überprüft derzeit die Ressourcensteuerung in der Schulverwaltung mit dem Ziel, diese künftig gezielter einsetzen zu können.

Aktueller Stand der Umsetzung

Im Sommer 2017 hat das Kultusministerium mit den Vorarbeiten für die Gründung des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung sowie des Instituts für Bildungsanalysen begonnen. Um diesen Prozess mit all seinen Detailfragen und Umsetzungsschritten zu steuern, hat das Kultusministerium eine Lenkungsgruppe eingerichtet. Diese führt die Ergebnisse der zwölf thematischen Arbeitsgruppen zusammen, die sich regelmäßig circa alle zwei Wochen treffen. In ihnen wirken Vertreter der unterschiedlichen Institutionen und Ebenen der Schulverwaltung mit. Dadurch ist gewährleistet, dass Fachwissen und Perspektiven der Mitarbeiter von Anfang an mit einbezogen sind. Auch die Personalvertretungen sind beteiligt.

Die Arbeitsgruppen haben den Auftrag, die Aufgaben der zwei neuen Institutionen genau zu beschreiben, ihre Schnittstellen und ihre Abgrenzung zueinander sowie den Personalbedarf zu konkretisieren und Organigramme zu erstellen. „In einem Flächenland wie Baden-Württemberg brauchen wir auch künftig dezentrale und schulnahe Fortbildungs- und Beratungsangebote für Schulen. Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung wird darum auch regionale Standorte haben, über die wir die zentral entwickelten Konzepte wirkungsvoll umsetzen können“, sagt Ministerin Eisenmann.

Daneben müssen rechtliche Fragen geklärt werden, wie etwa die nach der künftigen Rechtsform der Institutionen oder die Frage, wo diese räumlich angesiedelt werden. Parallel dazu wird die konzeptionelle Weiterentwicklung der Lehreraus- und Lehrerfortbildung sowie der Beratungs- und Unterstützungssysteme für Schulen vorangetrieben. Denn die notwendige inhaltliche Arbeit soll nicht erst in den neuen Institutionen beginnen. Vielmehr sollen die neuen Institutionen im Jahr 2019 ihre Arbeit mit inhaltlich fundierten Maßgaben und Empfehlungen aufnehmen können.

Der von der Ministerin eingesetzte wissenschaftliche Beirat unter Vorsitz von Prof. Dr. Ulrich Trautwein tagt bereits seit Herbst ebenfalls in enger Taktung und lässt seine wissenschaftliche Expertise in den Prozess einfließen. Er gibt Rückmeldungen und Anregungen zu den Zwischenergebnissen der Arbeitsgruppen, bringt aber auch eigene Impulse ein.
Im ersten Halbjahr 2018 soll nach derzeitigem Stand die Umsetzungsplanung abgeschlossen sein. Im zweiten Halbjahr 2018 steht die konkrete Umsetzung auf der Tagesordnung.

Informationen zur Aufgabenverteilung

Kernaufgaben des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung:

  • Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung soll die Schulen durch Beratung mit Fokus auf der Unterrichtsqualität sowie durch die Erarbeitung und Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien bei der Schulentwicklung unterstützen.
  • Ein weiterer Schwerpunkt sind am aktuellen Stand der Wissenschaft orientierte Lehrerfortbildungen. Die Angebote sollen unter einem Dach gebündelt, überprüft, weiterentwickelt und in die Fläche getragen werden.
  • Außerdem soll die Zuständigkeit für die Staatlichen Seminare für Didaktik und Lehrerbildung, an denen Lehrkräfte im Referendariat ausgebildet werden, auf das neue Zentrum übergehen. Damit soll die Lehreraus- und -fortbildung systematisch miteinander verknüpft und damit gestärkt werden.

Kernaufgaben des Instituts für Bildungsanalysen:

  • Kernaufgabe des Instituts für Bildungsanalysen ist der Aufbau eines datenbasierten, strategischen Bildungsmonitorings. Dieses soll alle Ebenen des Bildungssystems vom Kultusministerium bis zu den Schulen unterstützen.
  • Vordringliches Ziel ist eine systematische, wissenschaftlich basierte Beobachtung und Dokumentation von Bildungsprozessen und -ergebnissen, um Ansatzpunkte für Qualitätsverbesserungen identifizieren zu können.
  • Anhand von Daten wie den Ergebnissen von Vergleichsarbeiten, den Auswertungen der amtlichen Schulstatistik sowie sozioökonomischer Daten sollen künftig zielgerichtet Probleme angegangen werden können.
  • Zugleich sollen empirisch belegte Erkenntnisse als Steuerungswissen für Politik und Praxis nutzbar gemacht werden, um eine langfristig wirksame Schul- und Unterrichtsentwicklung zu unterstützen.
  • Das Institut wird Programme und Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit überprüfen und Optimierungshinweise geben, bevor diese in die Fläche gehen.

Kernaufgaben des wissenschaftlichen Beirats:

  • Der wissenschaftliche Beirat unter Leitung von Professor Dr. Trautwein, Tübingen, begleitet wissenschaftlich die laufende Arbeit am Qualitätsprozess.
  • Er gibt Leitlinien für eine wissenschaftlich fundierte Praxis der beiden Institutionen vor und berät die Leitungen der Institutionen bei zentralen Themen und Fragestellungen.
  • Er fördert eine enge Verzahnung der Institutionen untereinander und mit führenden wissenschaftlichen Einrichtungen.

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