Kreuz und quer fahren die Umweltministerin und ihr Staatssekretär unter dem Motto „Klima und Energie – Baden-Württemberg geht voraus“ durchs Land, um sich spannende Orte und Unternehmen anzusehen, die vorbildhaft agieren.
Es ist die erste Sommertour für Umweltministerin Thekla Walker. Sie und ihr Staatssekretär Andre Baumann werden in diesem Jahr spannende Orte und Unternehmen im Land besuchen, an denen Klima- und Hochwasserschutz sowie die Energiewende schon beispielhaft gelebt werden.
Die Sommertour 2021 „Klima und Energie – Baden-Württemberg geht voraus“ führt die beiden kreuz und quer durchs Land, von Emmendingen bis Wendlingen und von Whylen bis Adelsheim. Die Tour beginnt am Montag, 2. August, an der Echaz in Reutlingen und endet am Freitag, 6. August, mit einer Schifffahrt über den Bodensee.
Mehr Zeit für die bedeutsamen Themen im Land
„Der Beginn der Sommerferien bietet optimale Gelegenheiten, sich außerhalb der sonst eng getakteten Tagesabläufe mit mehr Zeit den bedeutsamen Themen im Land zu widmen“, sagte Thekla Walker. Und Andre Baumann ergänzte: „Ich freue mich unheimlich auf die unterschiedlichen Stationen der Tour und vor allem auf die Gespräche mit den Menschen, die sich für den Klimaschutz, die Klimavorsorge oder für die Energiewende einbringen.“
Termine Thekla Walker
Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Reutlingen im Allgemeinen und im Besonderen des Stadtteils Betzingen sind schon häufiger von Starkregen und Hochwasser getroffen worden – zuletzt im Juni dieses Jahres. Und derartige extreme Wetterereignisse werden sehr wahrscheinlich angesichts des fortschreitenden Klimawandels weiter zunehmen.
Um sich vor Starkregen und Überschwemmungen zu wappnen, widmet sich die Stadt Reutlingen deshalb schon länger engagiert der Herausforderung, wie sie die Menschen und Häuser vor den damit verbundenen Risiken und Gefahren besser schützen kann.
Umweltministerin Thekla Walker machte sich während ihrer Sommertour 2021 „Klima und Energie – Baden-Württemberg geht voraus“ ein eigenes Bild von den Fortschritten in Betzingen. „Was die Stadt Reutlingen beim Starkregenrisikomanagement und beim Hochwasserschutz alles tut, imponiert mir“, sagte Walker beim Rundgang in Betzingen.
Walker ist vom ganzheitlichen Konzept in Betzingen angetan
Sie war vor allem vom ganzheitlichen Entwicklungskonzept in Betzingen angetan. „Gewässerökologie und Hochwasserschutz finden hier perfekt zueinander und bringen so Mensch und Natur gewinnbringend zusammen.“
So werden neben den Verbesserungen beim Hochwasserschutz mit Landesmitteln in Höhe von 650.000 Euro im ersten von vier Bauabschnitten in der Gegend um den Gaasgarten die Durchgängigkeit für Fische und Kleintiere der Gewässersohle verbessert. Zudem wird der Echaz mehr Raum eingeräumt, sich natürlich und eigendynamisch zu entwickeln.
Das Konzept der Stadt sieht außerdem vor, dass die Verwaltung nicht nur die Bürgerinnen und Bürger auf vielfältige Weise informiert. Sondern auch in die Bauleitplanung und die Baugenehmigungen fließen die Aspekte Hochwasser und Starkregen mit ein. „Gemeinsam mit den Echaz-Anrainern hat die Stadt ein engmaschiges Pegel- und Niederschlagsmessnetz aufgebaut als wichtige und ergänzende Informationsquelle für die Alarmierung der Einsatzkräfte“, erläuterte Ministerin Walker.
Walker appelliert an die Kommunen, sich stärker zu engagieren
Walker hofft, dass viele Kommunen im Land sich ein Beispiel an Reutlingen nehmen: „Und auch ein Konzept erstellen und viele unterschiedliche Maßnahmen umsetzen, um sich so vor den Naturgefahren zu schützen.“
Die Landesregierung von Baden-Württemberg beteilige sich an dem Starkregenmanagement-Konzept mit bis zu 70 Prozent der Kosten, erläuterte die Umweltministerin. Reutlingen erhalte 132.500 Euro vom Land für ihr bisheriges Konzept. Wie wichtig es sei, auch an kleineren Gewässern die Hochwasservorsorge zu verstärken, habe man zuletzt bei den furchtbaren Ereignissen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gesehen. „An Gewässern mit kleinem Einzugsgebiet kann ein dichtes, ständig unterhaltenes Messnetz Menschenleben retten“, betonte Umweltministerin Thekla Walker.
Auf Tour durchs ganze Land: Ihre dritte Station führte Umweltministerin Thekla Walker nach Philippsburg. Dort entsteht auf dem früheren Gelände des Kernkraftwerks ein Konverter, der Strom aus dem Norden umwandeln und für die Haushalte in Baden-Württemberg nutzbar machen wird.
„Der Konverter in Philippsburg ist Meilenstein und sichtbares Zeichen für die Energiewende in Baden-Württemberg zugleich“, betonte Ministerin Walker bei ihrem Besuch. Das neue Umspannwerk in Philippsburg wird als südlicher Endpunkt der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung Ultranet mit dafür sorgen, dass große Mengen umweltfreundlicher Strom aus erneuerbaren Energien von Norddeutschland nach Baden-Württemberg fließen können.
Zentrale Bedeutung für die Versorgungssicherheit des Landes
Im Mai 2020 waren die beiden 150 Meter hohen Kühltürme auf dem Kraftwerksgelände in Philippsburg in einer spektakulären Aktion gesprengt worden – das Zeitalter der atomaren Stromerzeugung in Philippsburg ging damit zu Ende. Schon wenige Monate später wurde der Grundstein für das 500-Millionen-Bauwerk der TransnetBW gelegt, das in Zukunft Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln wird.
Ministerin Walker betonte noch einmal die zentrale Bedeutung der Anlage für die Stromversorgung des Landes: „Der Konverter in Philippsburg spielt für die Versorgungssicherheit des innovativen Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg eine zentrale Rolle.“ Sie mahnte zugleich bundesweit mehr Anstrengungen beim Netzausbau an sowie deutlich mehr Nachdruck beim Ausbau der erneuerbaren Energien.
In Philippsburg traf die Umweltministerin unter anderem Dr. Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung der TransnetBW, die das Stromübertragungsnetz in Baden-Württemberg betreibt und auf dem Gelände den Konverter für die Hochspannungs-Gleichstrom-Leitung Ultranet errichtet: „Kaum ein Ort in Baden-Württemberg steht so für die Energiewende wie Philippsburg. Ein Symbol für Versorgungssicherheit – früher mit konventionellen Energien, künftig mit erneuerbaren Energien. Wir sind froh, das Gelände unserer Konzernschwester EnKK für den Ultranet-Konverter nutzen zu können, denn das reduziert die Belastungen für Mensch und Umwelt erheblich.“
Besuch bei der Untertagedeponie in Heilbronn
Fürs Land in doppelter Hinsicht von zentraler Bedeutung – das ist die Untertagedeponie in Heilbronn, wo Umweltministerin Thekla Walker auf ihrer Sommertour 2021 Station machte.
Im neuen Teil werden nach wie vor Salzvorkommen erschlossen. Doch in einem Teilbereich des riesigen Bergwerks, in dem kein Salz mehr abgebaut wird, lagern gut gesichert gefährliche Sonderabfälle. Zudem wird in diesem Bergwerk ein Teilabschnitt der SuedLink-Kabel verlegt, die sauberen Windstrom von Norden nach Baden-Württemberg transportieren sollen.
Umweltministerin Walker betonte: „Die Untertagedeponie Heilbronn ist wichtiger Bestandteil für die umweltgerechte und schadlose Entsorgung gefährlicher Abfälle.“ Trotz aller Fortschritte der Unternehmen beim Vermeiden von gefährlichen Abfällen müssten auch künftig Schadstoffe sicher abgelagert werden.
Deponie der höchsten Sicherheitsklasse
Der weit überwiegende Anteil gefährlicher Abfälle wird behandelt, dem Stoffkreislauf wieder zugeführt oder auf andere Weise verwertet. „Saubere“ Stoffkreisläufe setzen jedoch die „Ausschleusung“ von Schadstoffen voraus. Ministerin Walker sagte: „Sichere Deponien für gefährliche Abfälle sind deshalb für mehr Kreislaufwirtschaft unverzichtbar.“
Deponien der höchsten Sicherheitsklasse sind aus guten Gründen nur in Salz erlaubt. Baden-Württemberg ist eines der wenigen Bundesländer, das über solche Kapazitäten verfügt.
SuedLink-Kabel unterquert den Raum Heilbronn
Durch einen Bereich des ehemaligen Salzabbaus wird die Stromtrasse SuedLink auf einer Strecke von rund 15 Kilometer geführt. Im Raum Heilbronn trifft die Stromtrasse – ein wichtiges Projekt für die Energiewende – auf dichte Besiedlung. Die Bundesnetzagentur hat daher Baden-Württembergs Vorschlag zugestimmt, die SuedLink-Kabel für einen Teilabschnitt unter Tage in den Grubenbauen der Südwestdeutschen Salzwerke AG zu verlegen und damit den Raum Heilbronn komplett zu unterqueren.
Ministerin Walker ist überzeugt: „Das ist eine gute Lösung: Mit dem Verlegen der Kabel tief unter die Erde vermeiden wir Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und Natur in dieser dicht besiedelten Region.“
Betreiber der Untertagedeponie Heilbronn ist die Südwestdeutsche Salzwerke AG (SWS). Die beiden größten Aktionäre der SWS AG sind die Stadt Heilbronn und das Land Baden-Württemberg mit jeweils 49 Prozent der Anteile.
Umweltministerin Thekla Walker hat im Rahmen ihrer Sommertour 2021 das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg besucht. Das Umweltministerium arbeitet schon sehr lange eng und vertrauensvoll mit ISE bei Themen wie Wasserstoff, Photovoltaik und großformatige Silicium-Solarzellen zusammen. „Das ist eine sehr intensive Zusammenarbeit, von der beide Seiten sehr profitieren“, lobte Walker in Freiburg.
Die Umweltministerin informierte sich bei ihrem Besuch über die aktuellen Projekte und hob die herausragende Stellung und Bedeutung von ISE als Forschungseinrichtung hervor: „Das Fraunhofer ISE ist europaweit das größte Solar-Institut und auch weltweit eines der wichtigsten. Mit ihrem fachlich-wissenschaftlichen Know-how unterstützt es unsere Arbeit beim Klimaschutz und bei der Energiewende und hilft uns immer auf dem neuesten Forschungsstand zu sein.“
Agri-Photovoltaik liefert Strom und Obst auf einer Fläche
Ein neues Projekt soll sich bald schon mit der Agri-Photovoltaik (Agri-PV) befassen. Das Umweltministerium hat sich auf Bundesebene dafür eingesetzt, dass diese innovative Technologie künftig besser gefördert werden kann, um die Energiewende in Baden-Württemberg voranzubringen. „Agri-PV ist eine tolle Sache, weil man damit nicht nur Strom, sondern auch noch Obst und Gemüse auf einer gemeinsamen Fläche ernten kann“, betonte Umweltministerin Thekla Walker.
Agri-PV-Anlagen sollen bei dem Vorhaben in Zusammenarbeit mit Fraunhofer ISE sowohl auf Forschungs- sowie an Praxisstandorten errichtet werden. Im Fokus steht dabei der Sonderkulturanbau und hier insbesondere der Obst- und Beerenanbau. Bei den fünf geplanten Anlagen sind die Kulturen Apfel, Birne, Süßkirsche, Himbeere und Aprikose Forschungsgegenstand. Die PV-Anlagen über den Kulturen sind mit Leistungen zwischen 200 und 300 Kilowatt geplant. „Ich hoffe, dass wir bei der Agri-PV viele Nachahmer finden werden, weil sie viele Vorteile hat“, sagte Ministerin Walker.
Wasserstoff-Reallabor in Grenzach-Wyhlen
Ihre Sommertour hat Umweltministerin Thekla Walker in den Landkreis Lörrach nach Grenzach-Wyhlen geführt. Genauer in das Wasserstoff-Reallabor. Dort wird lebensnah erprobt, wie man den grünen Wasserstoff und die Nebenprodukte wie Abwärme so nutzen kann, dass sie sich ökologisch und ökonomisch zu einem lohnenswerten Geschäftsmodell entwickeln können.
„Das ist ein faszinierender Ort, um sich im Hier und Jetzt schon die Zukunft der Energiewende anzusehen“, sagte Ministerin Walker bei ihrem Rundgang über das Gelände des Wasserkraftwerks.
Grenzach-Wyhlen ist eine von wenigen Elektrolyse-Anlagen in Baden-Württemberg, die grünen Wasserstoff im größeren Maßstab (ein Megawatt und mehr) erzeugt.
Grüner Wasserstoff soll Schlüssel-Energieträger in Deutschland werden
Ziel des durch Bund und Land geförderten Forschungsvorhabens des Unternehmens Energiedienst Holding AG – mit dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg als Projektkoordinator – ist es aufzuzeigen, wie grüner Wasserstoff in der Mobilität, Industrie und bei der Wärmeversorgung so intelligent vernetzt und günstiger als bisher produziert werden kann, damit er hohe Wirkungsgrade erzielen und so für viele rentabel wird.
„Wenn es uns gelingt, grünen Wasserstoff für die Allgemeinheit wettbewerbsfähig zu machen, dann kann er zu einem der Schlüssel-Energieträger bei der Energiewende hin zu regenerativem Strom werden“, betonte Walker.
Grüner Wasserstoff als Energieträger und die Brennstoffzelle als moderne und klimafreundliche Technologie seien von enormer Bedeutung für eine Zukunft, in der wir im Strom-, im Wärme- und im Verkehrssektor auf fossile Energieträger und -treibstoffe verzichten wollen. „Der Klimaschutz spielt in der Landesregierung eine herausragende Rolle und deshalb investieren wir auch schon länger in den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft im Land“, hob die Umweltministerin hervor. Dazu habe das Umweltministerium als federführendes Ressort eine Wasserstoff-Roadmap Baden-Württemberg auf den Weg gebracht.
Land investiert sehr viel in Wasserstoff- und Brennstofftechnologien
Von der Erzeugung grünen Wasserstoffs über den Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur bis hin zur industriellen und energiewirtschaftlichen Anwendung setze die Landesregierung alles daran, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen: „Baden-Württemberg soll deshalb auch weltweit ein Spitzenstandort für die Wasserstoffwirtschaft werden. Daran arbeiten wir gemeinsam mit der Wissenschaft und der Wirtschaft. Das Reallabor hier in Grenzach-Wyhlen ist dafür ein gelungenes Beispiel“, betonte Walker.
Außerdem sei Baden-Württemberg bereit, sich großzügig an der Finanzierung innovativer Projekte zur Entwicklung der Brennstoffzellentechnologie und zum Aufbau einer industriellen Produktion zu beteiligen. Erst Anfang Juli habe der Ministerrat deshalb beschlossen, erläuterte die Klimaschutzministerin, dass wir in den kommenden fünf Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag bereitstellen, um europaweit bedeutsame Projekte im Wasserstoff- und Brennstoffzellenbereich mitzufinanzieren. „Wir wollen gemeinsam mit den Unternehmen beim Klimaschutz vorankommen. Wir wollen den Klimaschutz auch zu einem wirtschaftlichen Erfolgsmodell machen, mit dem sich Geld verdienen lässt und neue Arbeitsplätze entstehen können.“
Ihre Sommertour 2021 hat Thekla Walker am Bodensee beendet. „Es war eine intensive Woche mit schönen Eindrücken, spannenden Terminen und faszinierenden Menschen, die ich kennen gelernt habe. Sie brennen alle für eine erfolgreiche Energiewende und haben viele tolle Ideen, wie sie den Klimaschutz im Land voranbringen können“, sagte Walker zum Abschluss in Konstanz.
Am Morgen hatte die Umweltministerin den Solarpark auf der ehemaligen Industriemülldeponie am Mooswald im Landkreis Konstanz eingeweiht. Der Solarpark Moos kann mit einer installierten Leistung von 750 Kilowatt auf einer Fläche von 1,68 Hektar rund 8000 Kilowattstunden pro Jahr Strom produzieren und somit rund 800 Mooser Bürgerinnen und Bürger versorgen.
„Der Solarpark ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir Flächen nachhaltig, klimafreundlich und naturnah nutzen können“, sagte die Umweltministerin. Um den Erhalt der artenreichen Wiese sicherzustellen, wurden die Modulhöhen mindestens 70 bis 90 Zentimeter über dem Boden angebracht. „Dadurch kann die Wiese nun durch Schafe gepflegt werden“, fügte Walker hinzu. „Das bringt die Energiewende voran und wir stärken gleichzeitig die biologische Vielfalt.“
Bodenseeschifffahrts-Betriebe gehören dem Klimabündnis an
Danach fuhr Ministerin Walker weiter nach Konstanz, wo sie die Bodenseeschifffahrts-Betriebe (BSB) besuchte und eine Rundfahrt über den See machte.
Insbesondere der kürzlich erfolgte Beitritt der BSB zum Klimabündnis Baden-Württemberg war ein zentraler Gesprächspunkt. Die BSB hat sich zum Ziel gesetzt, die gesamten Treibhausgasemissionen bis 2031 um mindestens 25 Prozent zu reduzieren. Unter anderem mit E-Schiffen und der Umstellung der Dieselkraftstoffe auf sogenannte E-Kraftstoffe. Das entspricht 2300 Tonnen weniger Emissionen gegenüber dem Basisjahr 2018. „Das ist eine gute Nachricht für alle Menschen, Tiere und Pflanzen“, betonte Walker in Konstanz, „weil der Bodensee ein riesiger Trinkwasserspeicher und gleichzeitig Lebensraum von zahleichen Organismen ist.“
Termine Andre Baumann
- 10:00 Uhr bis 11:00 Uhr: Stuttgart, Landtag, Landespressekonferenz Abfallbilanz 2020
- 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr: Biederbach (Landkreis Emmendingen), Bürgerwindpark Biederbach
Der zweite Tag seiner Sommertour hat Umweltstaatssekretär Andre Baumann am 3. August 2021 nach Wendlingen am Neckar im Landkreis Esslingen und nach Bietigheim-Bissingen im Landkreis Ludwigsburg geführt. Bei der Besichtigung einer Hochwasserschutzmaßnahme und dem Besuch der Firma Dürr Systems AG standen die Themen Klimaschutz und Klimaanpassung im Mittelpunkt.
Hochwasserschutzmaßnahme in Wendlingen am Neckar
„Die extremen Wettereignisse der vergangenen Wochen haben uns eindrücklich gezeigt, wie wichtig eine gute Vorsorge zum Schutz der Bevölkerung ist. Ein effektiver Hochwasserschutz ist eine essentielle Lebensversicherung, die das Risiko von Überschwemmungen verringert“, sagte Umweltstaatssekretär Andre Baumann. Die Stadt Wendlingen am Neckar habe frühzeitig erkannt, dass die in der Vergangenheit getroffenen Schutzmaßnahmen nicht mehr ausreichen, und sich darangemacht, ihre Hochwasserschutzvorkehrungen nicht nur an ein hundertjährliches Hochwasser anzupassen, sondern auch mit einem Klimazuschlag den zukünftigen Klimawandel einzurechnen. Insgesamt wurden die Maßnahmen in drei Baubereichen links und rechts des Neckars geplant. Der letzte Teilabschnitt zwischen der Autobahnbrücke und der Römerbrücke auf der rechten Neckarseite soll bis 2024 abgeschlossen sein. „Das Schadenspotenzial für die Stadt bei Hochwasser am Neckar liegt bei rund 100 Millionen Euro. Da lässt sich schnell ausrechnen, dass die Maßnahmenkosten, die insgesamt auf 10 Millionen Euro geschätzt wurden, sehr gut investiertes Geld sind“, stellte Baumann heraus. Die Stadt Wendlingen am Neckar habe sich von Beginn an mit großem Engagement für einen angemessenen und zukunftsorientierten Hochwasserschutz für ihre Bürgerinnen und Bürger eingesetzt. „Gepaart mit einer guten Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land konnten die Maßnahmen schnell und erfolgreich angegangen werden“, lobte der Umweltsekretär die gelungene Umsetzung der Schutzmaßnahmen.
Besuch bei der Firma Dürr Systems AG
Über die Rolle von Unternehmen beim Klimaschutz und ihren Weg hin zu einer klimaneutralen Zukunft hat sich Staatssekretär Andre Baumann bei seinem anschließenden Besuch der Firma Dürr Systems AG in Bietigheim-Bissingen informiert.
„Für viele Unternehmen wird der Klimaschutz ein immer wichtigeres Handlungsfeld. Eine nachhaltige Produktion, ein effizienter Einsatz von Material und Energie sowie niedrige Kohlendioxidemissionen sind inzwischen ein Wettbewerbsvorteil“, betonte Baumann bei seinem Unternehmensbesuch. Die Firma Dürr Systems AG sei ein weltweit führendes Unternehmen der Umwelttechnik und fertige modernste Maschinen und Anlagen, die Abluft und Abgase effizient reinigen. Lösungen von Dürr finden vielfältig Anwendung. Sie kommen unter anderem in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, bei der Oberflächentechnik, der Beschichtung, der Imprägnierung und Lackierung oder bei der Verarbeitung von Papier, Textilien, Kunststoffen, Folien und weiteren Stoffen zum Einsatz.
„Das Unternehmen hat schon frühzeitig für sich erkannt, dass wirtschaftlicher Erfolg und Nachhaltigkeit sich nicht ausschließen, sondern zusammengehören“, so der Umweltstaatsekretär. „Viele Firmen in Baden-Württemberg handeln inzwischen nach dem gleichen Grundsatz und zeigen, wie wir mit Innovationen und persönlichem Engagement unser Ziel der Klimaneutralität als Industrie- und Technologieland erreichen können.“
Auf seiner Sommertour 2021 besucht Umweltstaatssekretär Andre Baumann in diesem Jahr spannende Orte und Unternehmen im Land, an denen Klima- und Hochwasserschutz sowie die Energiewende bereits gelebt wird. An seinem dritten Tag hat er Station im Geothermiekraftwerk der EnBW in Bruchsal im Landkreis Karlsruhe gemacht.
Baustein für die Energiewende
„Die tiefe Geothermie ist ein vielversprechender Baustein der Energiewende im Land, wenn wir unsere Wärme und Strom in Zukunft nachhaltig erzeugen wollen“, betonte der Umweltstaatssekretär in Bruchsal. Das Geothermiekraftwerk der EnBW in Bruchsal blicke bereits auf eine lange Geschichte zurück. Was als Forschungsanlage zur Stromerzeugung konzipiert und mit Fördermitteln der EnBW Forschung & Entwicklung betrieben wurde, versorge nun, mit der EnBW und den Stadtwerken Bruchsal als Betreiber, darüber hinaus das nahegelegene Areal des Polizeipräsidiums Bruchsal mit Wärme. „Das Geothermiekraftwerk zeigt tagtäglich, wie tiefe Geothermie auch als klimafreundliche Alternative zu einer fossilen Wärmeversorgung sicher und zuverlässig genutzt werden kann. Das ist ein erfolgreicher Praxistest, der hoffentlich noch viele andere Gemeinden und Regionen mit entsprechenden Voraussetzungen überzeugt, tiefe Geothermie für ihre Wärme- und Stromversorgung einzusetzen“, so Baumann.
Nachhaltige Lithiumgewinnung
Das Tiefenwasser der Geothermieanlage in Bruchsal liefert aber nicht nur Wärme, sondern weist auch einen hohen Gehalt an Lithium auf: ein Liter Wasser enthält rund 150 Milligramm Lithium. Beim derzeitigen Wasserdurchsatz könnten so idealerweise in einem Betriebsjahr bis zu 800 Tonnen Lithiumchlorid gewonnen werden. Um das im Tiefenwasser gelöste Lithium zu fördern, soll im Geothermiekraftwerk Bruchsal eine Pilotanlage eingerichtet werden.
Unterstützt wird das ehrgeizige Verbundprojekt „UnLimited“ durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit Mitteln in Höhe von 2,7 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre.
„Lithium ist Bestandteil vieler unserer Zukunftstechnologien“, so der Umweltstaatssekretär. „Leider ist die Gewinnung dieser zunehmend nachgefragten Ressource in den traditionellen Abbaugebieten häufig mit ökologischen und sozialen Problemen verbunden.“ Lithium zukünftig nachhaltig im eigenen Land zu gewinnen, könne nicht nur eine Entlastung für die Ökosysteme weltweit bedeuten, sondern gegebenenfalls Baden-Württemberg und seinen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Wie erreicht man den von der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (PDF) geforderten „guten ökologischen Zustand“ eines Flusses? Ein gutes Beispiel dafür, wie das gelingen kann, ist in Adelsheim-Sennfeld im Landkreis Neckar-Odenwald zu sehen. Umweltstaatssekretär Andre Baumann informierte sich auf seiner Sommertour 2021 vor Ort darüber, wie die Seckach ökologisch fit gemacht wurde.
Staatssekretär Baumann zeigte sich beeindruckt: „Mit einer klugen Baumaßnahme wurden in kurzer Zeit unüberwindbare Hindernisse beseitigt, die bis dahin den im Fluss lebenden Organismen das Wandern erschwert oder unmöglich gemacht haben. Das ist ein wichtiger Beitrag, um die Qualität des Gewässers naturnaher zu gestalten und so bessere Lebensbedingungen für Fische und andere Organismen herzustellen.“
Querriegel sorgen für die erforderliche Flusstiefe
Aufgrund mehrerer stufenartiger Abstürze war die Seckach „ökologisch nicht durchgängig“. Die alte Rampe musste umgebaut werden, damit Fische und Kleinstlebewesen wieder wandern können – dies auch in Zeiten von Niedrigwasser. Um die ökologische Durchgängigkeit herzustellen, wurde ein Raugerinne mit Beckenstruktur erstellt, bei dem das Wasser mit Hilfe von Querriegeln teilweise aufgestaut wird. Auf diese Weise wird auch bei geringen Abflüssen die erforderliche Fließtiefe eingehalten.
Gleichzeitig mussten negative Auswirkungen auf den Hochwasserschutz vermieden werden. Die neue Rampe ist daher so dimensioniert, dass sie auch großen Kräften bei Hochwasserereignissen standhält.
Ebenso stand der Erhalt des Kolks (Gumpe) am Fuße der bestehenden Rampe als wichtiger Lebens- und Rückzugsraum für Fische im Fokus. Der Kolk wird nicht unterhalten und kann sich natürlich entwickeln.
Der Bau wurde Mitte April 2021 begonnen und bereits Mitte Mai 2021 abgeschlossen.
- 10.30 Uhr bis 11:00 Uhr: Erlenbach (Landkreis Heilbronn), Solarpark Erlenbach
- 13:30 Uhr bis 15:00 Uhr: Allmendingen (Alb-Donau-Kreis), Zementwerk SCHWENK