Der Westflügel des Museums steht wieder für die Museumsnutzung zur Verfügung. Das Naturkundemuseum in Karlsruhe hat durch den Wiederaufbau des Westflügels auf rund 1.200 Quadratmetern zwei große Ausstellungsräume hinzugewonnen, die im Erdgeschoss die bestehenden Vivariumflächen großzügig erweitern und im Obergeschoss zusätzliche Sonderausstellungsflächen bieten.
„Mit der neuen Ausstellung ‚Form und Funktion - Vorbild Natur’ setzt das Naturkundemuseum in Karlsruhe neue Maßstäbe in der baden-württembergischen Museumslandschaft. Allein schon aus biologischer Sicht stellt diese Ausstellung mit den Aquarien und Terrarien eine große neue Attraktion des Museums dar. Ihre besondere Bedeutung bekommt sie aber durch die Verbindung zur Bionik: Die Natur als Vorbild für technische Problemlösungen verspricht interessante und spannende Museumsbesuche“, erklärte Kunstministerin Theresia Bauer bei der feierlichen Übergabe des Westflügels.
„In rund zweieinhalb Jahren Bauzeit entstand ein beeindruckender Gebäudeteil. Dies zeigt, wie engagiert und motiviert alle Beteiligten zusammengearbeitet haben. Ein Highlight sind dabei die eingebauten Großaquarien, die eine ganz besondere bauliche Herausforderung darstellten. Die attraktiven Ausstellungsräume sind eine große Bereicherung für das Museum und die Museumslandschaft in Karlsruhe. Den kleinen und großen Besucherinnen und Besuchern wünsche ich auf ihren Entdeckungstouren durch das Naturkundemuseum unvergessliche Erlebnisse“, so Staatssekretärin Gisela Splett.
Durch den Aufbau des Westflügels konnte der Flügel wieder mit den Ausstellungsräumen des Museumsgebäudes verbunden werden. Die historische Eingangshalle wurde modernisiert und im darüber liegenden Kassettensaal befinden sich nun eine Cafeteria und ein Museumsshop.
Bei der technischen Gebäudeausstattung lag der Fokus ganz auf der Energieeffizienz. So setzte man beispielsweise für die Aquarienbeleuchtung LED-Technik ein, die mehr als 50 Prozent Energie spart.
Das Land Baden-Württemberg investierte in die Sanierung rund sieben Millionen Euro und in die museale Ausstattung weitere rund drei Millionen Euro.
Das Staatliche Museum für Naturkunde
Das Staatliche Museum für Naturkunde ist eines der großen Forschungsmuseen Deutschlands. Seine Bestände gehen auf die markgräfliche Naturaliensammlung zurück, die sich im 18.Jahrhundert zu einer bedeutenden wissenschaftlichen Sammlung entwickelt hatte und ab 1785 in der Hofapotheke des Karlsruher Schlosses erstmals als Museum öffentlich zugänglich wurde.
Das heutige Museum wurde von dem Architekten Karl Josef Berckmüller von 1865 bis 1872 im Renaissance-Stil zwischen Friedrichsplatz und Nymphengarten gebaut. Es beherbergte ursprünglich die Hofbibliothek, das Münzkabinett, die ethnografische Sammlung, die Altertümersammlung und das Naturalienkabinett. Ende des 2. Weltkriegs waren lediglich die Außenmauern, die „langen Säle“ im Ostflügel und die Eingangshalle des stattlichen Bauwerks erhalten. Der Wiederaufbau erfolgte in mehreren Abschnitten von 1954 bis 1972 mit äußerst knappen Mitteln. Der Westflügel, von dem nur die Straßenfassade und das Kellergeschoss im Vorkriegszustand erhalten blieb, wurde in den 1950er Jahren nach praktischen Gesichtspunkten als Büchermagazin notdürftig wieder aufgebaut und mit fünf-geschossigen Hochregalen ausgestattet. Nach dem Auszug der Badischen Landesbibliothek und des Generallandesarchivs begann im November 2013 die Sanierung des Westflügels für eine museale Nutzung.