Im Rahmen des Förderprogramms Invest BW hat das Land seit 2021 Zukunftsprojekte mit rund 300 Millionen Euro unterstützt. Davon profitieren vor allem Gründerinnen und Gründer sowie der Mittelstand. Noch bis 31. Januar 2024 läuft der erste Förderaufruf der dritten Phase von Invest BW.
„Invest BW hat als größtes einzelbetriebliches Förderprogramm in der Geschichte Baden-Württembergs die Innovationstätigkeit im Land in den vergangenen Jahren auf beeindruckende Weise vorangetrieben“, sagte Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, am 16. Januar 2024 in Stuttgart. Seit dem Start von Invest BW im Januar 2021 wurden in zwei Phasen verschiedene Förderaufrufe veröffentlicht, bei denen mehr als 2.600 Anträge eingingen und über die das Wirtschaftsministerium Zukunftsprojekte mit rund 300 Millionen Euro unterstützte. Damit konnten Investitions- und Innovationsvorhaben von insgesamt knapp 700 Millionen Euro ausgelöst werden. Davon profitieren vor allem Gründerinnen und Gründer sowie der Mittelstand: Über die Hälfte der Fördermittel ging an Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen. Zudem sind Start-ups sowie die kleinen und mittleren Unternehmen an mehr als 80 Prozent aller Projekte beteiligt, entweder als maßgeblich Verantwortliche oder als Konsortialpartner in Verbundvorhaben mit anderen Unternehmen oder Forschungseinrichtungen.
Enorme Nachfrage nach Innovationsförderung
Invest BW ging Anfang des Jahres 2021 mit je einer Förderlinie für Investitionen und Innovationen an den Start. Auf diese erste Phase folgte ab Oktober 2021 eine zweite Phase, in der Invest BW den Schwerpunkt auf Innovationsförderung legte. Zwei der fünf Förderaufrufe dieser zweiten Phase waren technologieoffen, drei missionsorientiert. Die betreffenden Missionen lauteten „Innovationen für den Klimaschutz“ (Förderaufruf Januar 2022), „Digitalisierung und Künstliche Intelligenz“ (Förderaufruf April 2022) und „Green-Tech“ (Förderaufruf Januar 2023).
Besonders das große Interesse der Unternehmen an Unterstützung für Innovationsprojekte ist bemerkenswert: Über die fünf Förderaufrufe der zweiten Phase hinweg gingen Förderanträge für mehr als 2.000 Vorhaben ein. Insgesamt wurden in der zweiten Phase für die geplanten Innovationen Fördermittel in Höhe von rund 610 Millionen Euro beantragt, das geplante Projektvolumen für die beantragten Vorhaben lag bei über 1,1 Milliarden Euro.
„Die große Resonanz, auf die Invest BW in den vergangenen Jahren stieß, ist ein toller Beweis für den starken Unternehmergeist Baden-Württembergs. Ob es um die Entwicklung neuer, auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierender Software ging oder um die Implementierung innovativer, nachhaltiger Produktionsprozesse: Ich bin stolz auf die vielfältigen Projekte, die wir mit Invest BW möglich machen konnten“, fasste Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut das erfolgreiche Förderprogramm zusammen. „Unsere Unternehmen sind hoch innovativ und haben große Lust, die Zukunft des Landes zu gestalten. Das ist überaus wichtig, denn Innovationen helfen, Krisen wie die Corona-Pandemie oder die Folgen auf die Wirtschaft durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zu mildern oder gar zu überwinden.“
Die Idee von Invest BW
Mit Invest BW sollen wirkungsvolle Anreize für Unternehmen geschaffen werden, ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu erhöhen und innovative Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle schneller an den Markt oder innovative Prozesse schneller in die betriebliche Umsetzung zu bringen. Davon sollen gerade auch mittelständische Unternehmen einschließlich Start-ups profitieren, die im Innovationswettbewerb durch die Krisen der vergangenen Jahre stark beeinträchtigt worden sind. Darüber hinaus soll die aktive Kooperation zwischen Unternehmen und von Unternehmen und Forschungseinrichtungen zur beschleunigten Umsetzung von Forschungsergebnissen in innovative Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle und Prozesse gestärkt und der wirtschaftliche Nutzen des anwendungsorientierten Wissens- und Technologietransfers ausgebaut und beschleunigt werden.
Seit dem Programmstart von Invest BW können branchenübergreifend Unternehmen Förderanträge stellen, sofern sie ihren Sitz, eine Niederlassung oder eine Betriebsstätte in Baden-Württemberg haben oder beabsichtigen, sich auf eine dieser Arten im Bundesland anzusiedeln. Entsprechend des Beihilferechts der Europäischen Union (EU) sind die Fördersätze nach sogenannten Betriebsgrößenklassen gestaffelt. Gefördert werden forschungsrelevante Personalausgaben im eigenen Unternehmen sowie entsprechende Fremdleistungen. Zusätzlich wird ein Gemeinausgabenzuschlag gewährt, was eine vereinfachte Abrechnung der anfallenden Nebenkosten ermöglicht.
Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen profitieren in allen Regionen
Auch wenn sich das Förderprogramm an alle Unternehmen im Land richtet, haben Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen besonders davon profitiert. Rund 57 Prozent der Fördersumme wurde bei diesen Unternehmen bewilligt. Darüber hinaus waren sie an zahlreichen Projekten von Großunternehmen und Forschungseinrichtungen als Konsortialpartner beteiligt.
„Mit Invest BW ermöglichen wir in großem Maßstab Innovationen. Davon sollen speziell auch Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen profitieren“, betonte Hoffmeister-Kraut. „Mich freut daher besonders, dass bei Invest BW eine große Zahl von mittelständischen Einzelvorhaben und von Verbundvorhaben gefördert werden, bei denen kleine und mittlere Unternehmen und Start-ups die Projekte leiten. Damit setzen wir das Versprechen des Koalitionsvertrags um, Invest BW zu einem Innovationsförderprogramm für Start-ups und kleine und mittlere Unternehmen zu entwickeln.“
Verarbeitendes Gewerbe besonders stark vertreten
Gerade kleine und mittlere Unternehmen sowie Start-ups, die wenig finanziellen Spielraum besitzen, profitierten besonders. Die meisten Vorhaben wurden mit Fördersummen zwischen 250.000 Euro und 500.000 Euro unterstützt. Ein Blick auf die geförderten Vorhaben verteilt auf die Regionen zeigt, dass alle Regionen des Landes, über alle Größenklassen und Branchen hinweg, erreicht wurden. Besonders stark vertreten ist das verarbeitende Gewerbe, mit einem traditionell hohen Anteil am Bruttoinlandsprodukt in Baden-Württemberg. Invest BW trägt so maßgeblich zu dem Ziel bei, die Innovationskraft des gesamten Landes zu stärken.
„Besonders hervorheben möchte ich, dass die geförderten Unternehmen zusätzlich zu unseren Fördermitteln in großem Maßstab eigenes Geld in die Projekte stecken“, sagte Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut. „Innovationen sind der Schlüssel zum Erfolg unserer Unternehmen und der Wirtschaft in Baden-Württemberg insgesamt. Deshalb verdienen die Innovationsanstrengungen besonders unserer Start-ups sowie der kleinen und mittleren Unternehmen auch im neuen Jahr die volle Unterstützung des Landes.“ Noch bis 31. Januar 2024 läuft ein technologieoffener Förderaufruf, für den zehn Millionen Euro bereitstehen. Im Laufe des Jahres 2024 sind weitere Förderaufrufe geplant.
Antragsstellung
Förderanträge können während der Laufzeit von Förderaufrufen bei VDI/VDE Innovation + Technik GmbH online eingereicht werden. Seit dem 23. Oktober 2023 und noch bis zum 31. Januar 2024 läuft der erste Förderaufruf der dritten Phase von Invest BW. Die eingereichten Vorhaben werden weiterhin nach festgelegten Förderkriterien und unter wettbewerblichen Gesichtspunkten bewertet.
Zu den Neuerungen der dritten Phase gehört ein vereinfachtes Antragsverfahren, das es Unternehmen ermöglicht, einen Antrag mit lediglich einer Skizze ihres Projektes einzureichen. Weitere Details und Informationen zur Antragstellung, Bewertung und Auswahl der Anträge sowie den aktuellen Förderaufruf und die Verwaltungsvorschrift des Wirtschaftsministeriums finden Sie ebenfalls online.
Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus: Invest BW Innovationsförderung
Drei geförderte Projekte (beispielhafte Auswahl aus Förderliste)
- Gründung: 18. September 1992
- Landkreis: Ravensburg
- Name des Projektes: Automation, Umform- und Schweißverfahren für metallische Bipolarplatten
- Gesamtkosten des Teilprojekts: 242.502,00 Euro
- Gesamtkosten des Verbundvorhabens: 1.773.903,90 Euro
- Bewilligte Zuwendung des Teilprojekts: 145.501,00 Euro
- Bewilligte Gesamtzuwendung des Verbundvorhabens: 916.232,00 Euro
- Bewilligung: 5. August 2022
- Start des Vorhabens: 15. August 2022
Im Verbundprojekt werden auf der Basis neuer, innovativer Lösungsansätze Werkzeug, Automation, Presse und Laserschweißverfahren produktspezifisch auf die besonderen Anforderungen der Herstellung sehr dünner Bipolarplatten erforscht und entwickelt, die den funktionalen Kern moderner Brennstoffzellentechnologie bilden. Der CellForm Verbund kombiniert über jeden einzelnen Partner langjährige Erfahrung in der Pressen- und Werkzeugtechnologie für den Umformprozess und in der Lasertechnologie für das mediendichte Fügen Stahlplatten (beziehungsweise -folien). Der CellForm-Ansatz stellt den industrieübergreifend plausibelsten Ansatz zur Herstellung des Produktes in Anbetracht der elektrochemischen Leistung, der zu erwartenden Stückzahlen und eines am Markt erzielbaren Preises dar. Trotz der aktuell geringen Stückzahlen müssen zum jetzigen Zeitpunkt intensive F&E-Arbeiten durchgeführt werden, um die internationale Innovationsführerschaft zu erlangen und zu halten und den Automobilstandort Deutschland auch in zehn Jahren für zukunftsfähige und nachhaltige Mobilitätsansätze zu positionieren.
Kurzzusammenfassung: In diesem Projekt geht es darum, neue und innovative Methoden zu erforschen und zu entwickeln, um spezielle, sehr dünne Bipolarplatten herzustellen. Diese Platten sind entscheidend, weil sie den Kern moderner Brennstoffzellen bilden, die wiederum für umweltfreundliche Technologien, insbesondere in der Automobilbranche, verwendet werden können.
- Gründung: 3. November 2015
- Landkreis: Konstanz
- Name des Projektes: Entwicklung eines vollautomatisierten 3D-scan-basierten Zentrierv (3DZenGla)
- Gesamtkosten des Projektes: 954.432,00 Euro
- Bewilligte Zuwendung des Projektes: 429.494,00 Euro
- Bewilligung: 24. Mai 2023
- Start des Vorhabens: 1. Juni 2023
Im Projekt wird ein neuartiges Verfahren zur automatisierten und hochpräzisen Zentrierung von Brillengläsern entwickelt, welches auf der Kombination dreidimensionaler FaceID-Scandaten und hochaufgelöster Fotos beruht. Dazu wird eine KI-gestützte Software entwickelt, welche die Positionen von Iris und Pupille mit der Genauigkeit von 0,1 Millimeter bestimmt. Zudem wird ein Verfahren entwickelt, das es erlaubt, die habituelle Kopf- und Körperposition zu erfassen und für die Bestimmung der individuellen Blickrichtung zu berücksichtigen. Ziel ist es, den gesamten Prozess der Bestellung von Maßbrillen inklusive Gestell und Gläser mit optimaler individueller Anpassung zu automatisieren.
Das Projekt hat bereits 2021 eine Förderung für ein anderes Projekt bei Invest BW erhalten.
Kurzzusammenfassung: In diesem Projekt wird ein innovatives Verfahren zur präzisen, automatisierten Zentrierung von Brillengläsern entwickelt. Hierbei kommt eine Kombination aus dreidimensionalen FaceID-Scandaten und hochauflösenden Fotos zum Einsatz. Eine KI-gestützte Software wird geschaffen, um die Positionen der Iris und Pupille mit einer Genauigkeit von 0,1 Millimeter zu bestimmen.
- Gründung: 12. Januar 2016
- Landkreis: Mannheim (Stadt)
- Name des Projektes: Entwicklung eines komplett im Gehörgang integrierten Trommelfell-Hörgerätes
- Gesamtkosten des Teilprojekts: 2.112.783,00 Euro
- Gesamtkosten des Verbundvorhabens: 2.319.209,00 Euro
- Bewilligte Zuwendung des Teilprojekts: 950.752,00 Euro
- Bewilligte Gesamtzuwendung des Verbundvorhabens: 1.157.178,00 Euro
- Bewilligung: 5. Juni 2023
- Start des Vorhabens: 1. Juli 2023
Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung eines In-Ear-Trommelfell-Hörgerätes, welches komplett im Gehörgang getragen wird. Die innovative Lösung besteht aus zwei Hauptbestandteilen: der Hörkontaktlinse und dem Gehörgangsmodul. Basierend auf der Hörkontaktlinse werden im geplanten Vorhaben das miniaturisierte Gehörgangsmodul sowie ein Kommunikationsmodul entwickelt und mit der Hörkontaktlinse integriert. Durch die komplette Integration des Hörgerätes in den Gehörgang werden zum einen Hörqualität und -empfinden deutlich verbessert, sodass ein nahezu natürliches Hören erstmals möglich wird. Zum anderen kann so erreicht werden, dass das Hörgerät im Gehörgang verschwindet und damit von außen nicht wahrgenommen werden kann. Zusätzlich wird ein Mess- und Prüfsystem zur Charakterisierung der Übertragungseigenschaften des Hörsystems sowie der Hörkontaktlinsen entwickelt, um die Anerkennung des Hörsystems durch die gesetzlichen Krankenkassen zu ermöglichen.
Kurzzusammenfassung: Das Ziel dieses Projekts ist es, ein winziges Hörgerät zu entwickeln, das im Gehörgang getragen wird. Das Gerät besteht aus zwei Teilen: der Hörkontaktlinse und dem Gehörgangsmodul. Im Rahmen des Projekts werden das verkleinerte Gehörgangsmodul und ein Kommunikationsmodul für die Hörkontaktlinse entwickelt und in diese integriert. Durch diese Integration verbessert sich die Hörqualität und -empfindung erheblich, was zu einem beinahe natürlichen Hörerlebnis führt.