Das Land fördert zwei Projekte zur Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch. Die beiden Projekte wurden durch eine Bewertungskommission aus Vertreterinnen und Vertretern von Tierschutz und Wissenschaft ausgewählt.
„Es ist unser erklärtes Ziel, die Zahl und die Belastung von Versuchstieren in Baden-Württemberg weiter zu verringern. Deshalb fördern wir auch in diesem Jahr wieder geeignete Projekte zur Entwicklung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch in Wissenschaft und Lehre“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk.
Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz fördert jährlich Arbeiten zur Entwicklung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch. Die Forschungsprojekte müssen in Baden-Württemberg oder unter Beteiligung von Einrichtungen aus Baden-Württemberg durchgeführt werden. Baden-Württemberg ist ein wichtiger Standort der biomedizinischen Forschung. Dies bringt es auch mit sich, dass in vielen Forschungseinrichtungen Tierversuche durchgeführt werden. Jeder Versuchsantrag wird von den zuständigen Behörden begutachtet und nur bei Erfüllung der strengen rechtlichen Voraussetzungen genehmigt.
Zur diesjährigen Ausschreibung wurden unter Mitwirkung einer aus Vertreterinnen und Vertretern von Tierschutz und Wissenschaft besetzten Bewertungskommission zwei Projekte ausgewählt, die eine Förderung erhalten. „Ich danke allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich beworben haben, ausdrücklich für ihr Engagement. Auch die Bewertungskommission, die die Anträge geprüft hat, hat ausgezeichnete Arbeit geleistet“, so Minister Hauk.
Die Förderprojekte im Überblick
Das Projekt unter Leitung von Prof. Dr. med. Alexander Kleger vom Universitätsklinikum Ulm widmet sich dem großen Bedarf an effektiven, zielgerichteten Wirkstoffen und einer verbesserten Diagnose für das duktale Pankreasadenokarzinom (PDAC). Existierende Zell-, Organ- oder Tiermodelle konnten bisher die Komplexität der menschlichen PDAC-Entstehung nur bedingt widerspiegeln. Der Forschungsansatz, der die ersten Ereignisse bei der Tumorentstehung untersucht, soll diese Lücke schließen und die Entdeckung von frühen diagnostischen Markern ermöglichen. Zudem soll unter Verwendung von patientenspezifischen Tumororganoiden der optimale Therapieverlauf vorhergesagt werden, um so die Prognose für die Patienten zu verbessern. Schwerpunkt des Forschungsprogrammes ist die Entwicklung und Validierung von tierfreien Protokollen für die Kultivierung von Organoiden.
Dieses Forschungsprojekt unter Leitung von Dr. Vidhya Madapusi Ravi vom Universitätsklinikum Freiburg befasst sich mit dem komplexen Zusammenspiel zwischen Meningeomen und der Mikroumgebung des Gehirns, mit besonderem Schwerpunkt auf der Rolle von Gliazellen. Das Verständnis der biologischen Grundlagen dieser Tumoren ist für die Entwicklung wirksamerer Behandlungen von entscheidender Bedeutung. Das Hauptziel der Untersuchung besteht darin, die Wechselwirkung zwischen Meningeomen und ihrer umgebenden Mikroumgebung zu verstehen, insbesondere wie diese Tumoren Gliazellen anziehen und aktivieren und an einem gegenseitigen Austausch von Substanzen beteiligt sind, die möglicherweise das Tumorwachstum antreiben und das Verhalten beeinflussen. Hierzu soll der Einfluss von Astrogliazellen auf die Invasion und das Wachstum von Meningeomen im Kortex mithilfe humaner Gehirnmodelle untersucht werden. Diese Forschung verspricht, unser Verständnis von Meningeomen erheblich zu verbessern und möglicherweise zu neuen Therapiestrategien zu führen.