Wirtschaftsstaatssekretärin Katrin Schütz startet heute eine viertägige Delegationsreise nach Kuba. Begleitet wird sie von einer 25-köpfigen Delegation aus Wirtschaft und Politik. Die Reise soll die wirtschaftspolitischen Beziehungen langfristig im Hinblick auf eine weitere Öffnung Kubas und deren wirtschaftliche Chancen aufbauen.
Geplant sind unter anderem politische Gespräche sowie Besuche von Unternehmen und staatlichen Einrichtungen. Kuba ist nach seiner Öffnung ein interessanter Markt vor allem in den Bereichen Energie, Maschinenbau, Lebensmittelverarbeitung, Landwirtschaft, Konsumgüter und Tourismus.
„Für ein starkes Bundesland wie Baden-Württemberg ist es wichtig, sich frühzeitig vor Ort aus erster Hand über die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung Kubas und das wirtschaftliche Potential für baden-württembergische Unternehmen zu informieren“, so Katrin Schütz. Gleichzeitig wolle man so auch zu einer Einschätzung der zukünftigen Perspektiven kommen.
„Als industrie- und exportstärkstes Bundesland setzen wir auf eine offensive, engagierte und innovative Politik, um nachhaltige und gleichberechtigte internationale Wirtschaftsbeziehungen zu schaffen“, sagte die Staatssekretärin. „Vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Reformprozesses in Kuba geht es vor allem darum, die mittelständischen Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen dabei zu unterstützen, in Kuba Fuß zu fassen und Kontakte mit kubanischen Partnern auf- und auszubauen. Aus diesem Grund würden auch Vertreter zum Beispiel wichtiger Wirtschaftsorganisationen wie VDMA und IHK und einiger Medizinunternehmen an der Reise teilnehmen. Die Reise sei auch vor dem Hintergrund der Präsenz potentieller Wettbewerber wie Spanien, Italien oder Frankreich entscheidend, die bereits intensiv in Kuba tätig seien.
Katrin Schütz und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Delegation werden sich an den kommenden vier Tagen unter anderem bei der Außenhandelskammer über die kubanische Wirtschaft, sowie Kooperations- und Investitionsmöglichkeiten informieren. Daneben sind Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern des Ministeriums für Außenhandel sowie des Industrieministeriums vorgesehen.
Außerdem werden die Staatssekretärin und die Delegation die Sonderwirtschaftszone Mariel besuchen. Sie wurde 2014 eingeweiht und erstreckt sich auf 465 Quadratkilometern um den Hafen Mariel. Dort gibt es bereits ein Zementwerk, eine Werft sowie einen Containerhafen. Je nach Investoreninteresse soll die Zone schrittweise ausgebaut werden. Für eines von insgesamt acht geplanten Teilgebieten der Zone gibt es bereits einen Masterplan. Dort sind für bestimmte Wirtschaftszweige Areale vorgesehen, darunter ein Technologiepark für IT und Telekommunikation, Bereiche für die Lebensmittelindustrie und Logistik sowie für Dienstleistungen für die Ölindustrie. Für die Sonderwirtschaftszone gelten weitgehend dieselben Merkmale wie für die kubanische Investitionspraxis insgesamt, es bestehen jedoch Steuervergünstigungen. Investitionsvorhaben sind weiterhin genehmigungspflichtig, allerdings muss die Regierung innerhalb von 45 bis 90 Tagen eine Entscheidung treffen.
„Die baden-württembergische Wirtschaft hat Kuba einiges zu bieten. Sie steht für Qualität, Innovation und Verlässlichkeit. Für diese Stärken und für eine Kooperation auf Augenhöhe wollen wir in Kuba werben“, so Schütz.
Weitere Informationen
Deutsche Unternehmen haben aktuell großes Interesse an einem Markteinstieg auf Kuba. Aus dem Kreis der EU-Länder nimmt Deutschland mit einem Handelsvolumen im Jahr 2015 von etwa 293 Millionen Euro (2014: 224 Millionen Euro) bisher keinen vorderen Rang ein. Die Einfuhr lag bei 35 Millionen Euro (2014: 33 Millionen Euro), die Ausfuhr bei 258 Millionen Euro (2014: 191 Millionen Euro). Hier gibt es, insbesondere im Vergleich zu Spanien und Italien, Aufholbedarf. Deutschland lieferte vor allem Getreide, Maschinen, chemische und pharmazeutische Erzeugnisse, Kunststofferzeugnisse, Medizintechnik, Kraftfahrzeuge und Ersatzteile. Kuba exportierte alkoholische Getränke, Tabakwaren, Honig sowie Obst- und Gemüsesäfte nach Deutschland.
Ein weiteres wichtiges Element der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen ist der deutsche Tourismus nach Kuba. Seit 2011 nimmt dieser wieder zu. Im Jahr 2015 lag die Zahl der deutschen Besucher bei knapp 175.000 von insgesamt 3,5 Millionen Auslandstouristen. Dies entspricht einem Anstieg von etwa 25 Prozent. Nach Kanada und den USA stand Deutschland damit an dritter Stelle der Herkunftsländer. Die kubanische Verschuldung gegenüber Deutschland wurde im Jahr 2000 durch ein bilaterales Umschuldungsabkommen geregelt. Dies ermöglichte auch die Wiederaufnahme der Gewährung von Hermes-Ausfuhrbürgschaften.
Das Handelsvolumen mit Baden-Württemberg lag im Jahr 2015 bei ca. 68 Millionen Euro (2014: 46 Millionen Euro). Die Einfuhr betrug 18 Millionen Euro (2014: 17 Millionen Euro), die Ausfuhr 50 Millionen Euro (2014: 29 Millionen Euro). Kuba liegt bei den wichtigsten Exportländern Baden-Württembergs auf Platz 86 (2014: Platz 94), bei den wichtigsten Importländern Baden-Württembergs auf Platz 84 (2014: Platz 84).
Mengenmäßig waren die wichtigsten Exportgüter von Baden-Württemberg nach Kuba im Jahr 2015 Maschinen (65 Prozent), chemische Erzeugnisse (5,7 Prozent), Kraftwagen und Kraftwagenteile (2,6 Prozent) und DV-Geräte, elektronische und optische Erzeugnisse (2,6 Prozent).
Die wichtigsten Importgüter, also die Einfuhren von Kuba nach Baden-Württemberg, waren im Jahr 2015 Tabakerzeugnisse (92,9 Prozent), Nahrungs- und Futtermittel (0,5 Prozent), Maschinen (2,7 Prozent) und Gummi- und Kunststoffwaren (0,5 Prozent).