Bei Lebensmitteluntersuchungen sind im vergangenen Jahr besonders in tiefgefrorenem Pangasiusfilet Rückstände von Reinigungs- und Desinfektionsmittel aufgefallen.
„Pangasius ist ein beliebter, exotischer Süßwasserfisch. Doch bei den Untersuchungsergebnissen unserer Sachverständigen vergeht der Appetit: In Tiefkühl-Pangasius haben sie häufig und teilweise sehr hohe Gehalte an Rückständen von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln gefunden. Hierbei handelt es sich um quartäre Ammoniumverbindungen (QAV) und Chlorat. Ich sehe deshalb dringenden Handlungsbedarf“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk.
Ergebnisse der Untersuchungen
Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Freiburg hat 2019 im Rahmen eines bundesweiten Monitoring-Projektes verschiedene Fischarten auf QAV und Chlorat untersucht. Dabei sind insbesondere hohe Rückstände dieser Verbindungen in tiefgefrorenem Pangasiusfilet aufgefallen. 17 Proben dieser Fischart sind untersucht worden, fünf davon wurden beanstandet.
88 Prozent der untersuchten Pangasius-Proben enthielten nachweisbare Rückstände an Chlorat, meist nur im Spurenbereich. Allerdings mussten drei Proben aufgrund hoher Gehalte als nicht zum Verzehr geeignet und eine Probe mit einem extrem hohen Chloratgehalt als gesundheitsschädlich beurteilt werden. Chlorat kann beispielsweise als Rückstand durch den Einsatz von chlorhaltigen Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln (Biozide) in Lebensmittel gelangen.
Dagegen waren in 82 Prozent der Proben keine QAV nachweisbar und zwei Proben enthielten nur geringe Gehalte dieser Verbindungen. Eine Probe jedoch musste wegen außergewöhnlich hohen Gehalten von dem QAV Benzalkoniumchlorid als gesundheitsschädlich beurteilt werden. QAV besitzen biozide Eigenschaften und werden daher häufig als Desinfektionsmittel zur Reinigung von Oberflächen und Schneidgeräten verwendet.
Maßnahmen ergriffen
Bei den fünf im Land beanstandeten Proben handelte es sich um Ware für die Gastronomie beziehungsweise Gemeinschaftsverpflegung. Die beanstandete Ware wurde aus dem Verkehr gezogen und von den Großkunden zurückgerufen. Andere Bundesländer, die sich an dem Monitoring-Projekt beteiligten, haben ähnliche Ergebnisse erhalten. Die dortigen Beanstandungen betrafen auch Ware aus dem Einzelhandel und führten daher in diesen Fällen zu öffentlichen Rückrufen – auch in Baden-Württemberg.
Minimierungsmaßnahmen und Höchstgehalte notwendig
Weder in Deutschland noch in der EU gibt es derzeit spezifische Höchstgehalte für Chlorat und QAV in Fischen. „Der europäische Gesetzgeber muss möglichst rasch Höchstgehalte für diese Stoffe festlegen. Die allgemeinen Vorschriften zur Lebensmittelsicherheit reichen nicht aus, um diese unerwünschten Stoffe im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes gezielt zu minimieren. Nur spezifische Höchstgehalte sind dafür geeignet, die notwendige Rechtssicherheit für die Kontrollbehörden, die Wirtschaft und die Verbraucherschaft zu schaffen“, betonte Hauk.
Doch die Lebensmittelwirtschaft ist schon jetzt gefordert. Die auf dem deutschen Markt gehandelten Erzeugnisse stammen praktisch ausschließlich aus vietnamesischen Aquakulturbetrieben. Die Fische werden in der Regel bereits im Ursprungsland geschlachtet, filetiert und tiefgefroren, so dass die Fischfilets auch bereits dort mit den untersuchten Stoffen verunreinigt werden. „Ich erwarte, dass die hiesigen Unternehmen ihre Eigenkontrollmaßnahmen in diesem Bereich verstärken, damit nicht verkehrsfähige Ware gar nicht erst in den Handel kommt. Sie müssen außerdem auf ihre Lieferanten einwirken, um eine Verunreinigung mit Rückständen an Chlorat und QAV durch gute Herstellungspraxis zu minimieren“, so der Minister.
Gezielte Untersuchungen 2020
Zugleich kündigte er an, dass die Untersuchungen fortgesetzt werden. Im Jahr 2020 wird das CVUA Freiburg gezielt Pangasius aus dem Fischgroßhandel für Endverbraucher untersuchen. Er stellte in diesem Zuge auch die Leistungsfähigkeit der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter heraus. „Es ist mir ein wichtiges Anliegen, diese Leistungsfähigkeit durch ausreichende Personal- und Sachmittel zu erhalten. Nur so können wir im Land weiterhin gesundheitlichen Verbraucherschutz auf hohem Niveau gewährleisten“, betonte Peter Hauk.
Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA): Bericht zum Untersuchungsprogramm