Anlässlich des Internationalen Tags gegen Rassismus startet die Antidiskriminierungsstelle des Landes eine Online-Umfrage. Sie möchte damit herausfinden, was Kinder und Jugendliche brauchen, um präventiv gegen Diskriminierung, Rassismus und Ausgrenzung geschützt zu werden.
In Baden-Württemberg leben viele unterschiedliche Menschen mit ihren persönlichen Lebensentwürfen und Lebensrealitäten. Gleichzeitig prägen Diskriminierung und Rassismus nach wie vor den Alltag vieler Menschen. Auch Kinder und Jugendliche erleben Diskriminierung und sogar rassistische Gewalt. Mit einer aktuellen Online-Umfrage möchte die Antidiskriminierungsstelle des Landes Baden-Württemberg (LADS) herausfinden, was Kinder und Jugendliche brauchen, um präventiv gegen Diskriminierung, Rassismus und Ausgrenzung geschützt zu werden. Die zehn Fragen umfassende Online-Umfrage richtet sich an Zehn- bis 27-Jährige unabhängig davon, ob diese selbst Diskriminierung und Rassismus erlebt haben. Bis zum 24. April 2024 können sie an der Umfrage teilnehmen.
„Uns ist es ein wichtiges Anliegen, dass Kinder und Jugendliche bei diesem sensiblen und emotionalen Thema selbst zu Wort kommen. So können sie uns dabei helfen, den Schutz vor Diskriminierung und Rassismus sowie die damit verbundenen Hilfesysteme noch zielgerichteter und wirksamer zu gestalten“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha am Mittwoch, 20. März 2024, anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus am Donnerstag, 21. März 2024.
Die Dunkelziffer ist hoch
Im Jahr 2023 haben sich rund 300 Ratsuchende mit Beratungsanfragen an die Antidiskriminierungsstelle des Landes Baden-Württemberg gewandt. Die Zahl der Beratungsanfragen ist damit ähnlich hoch wie in 2022. Hierbei ist zu beachten, dass nur ein sehr kleiner Teil der Betroffenen erlebte Diskriminierungen meldet, der tatsächliche Anteil an Diskriminierungsfällen ist sehr viel höher. 84 Anfragen, also 28 Prozent, betrafen im Jahr 2023 rassistische Diskriminierungen. Dies unterstreicht den Handlungs- und Unterstützungsbedarf für Betroffene von rassistischer Diskriminierung.
„Wenn Menschen aus rassistischen oder anderen menschenverachtenden Motiven angegriffen werden, sind davon leider oft auch junge Menschen betroffen“, so Minister Lucha. Fragen wie „Wo kommst du denn eigentlich wirklich her?“, herabwürdigende Witze und Vorurteile über das Herkunftsland, Bedrohungen und Beschimpfungen aufgrund der Herkunft sowie Ausgrenzungserfahrungen aufgrund der Hautfarbe, des Aussehens oder des Namens sind leider auch im Kindes- und Jugendalter für viele alltäglich.
Die Diskriminierungen reichen bis zu rassistischer Hetze und Gewalt, die das Leben ganzer Familien stark beeinträchtigen können. Das unbeschwerte Spielen im Garten, die Mitgliedschaft im Sportverein oder der Weg zur Schule sind dann in vielen Fällen für die Kinder und Jugendlichen nicht mehr möglich. Die Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist dabei besonders perfide, da sie besonders verletzlich sind und sich gegen Täterinnen und Täter kaum zur Wehr setzen können. Bei Kindern und Jugendlichen herrschen zudem oftmals Unsicherheiten in der Deutung und Benennung rassistischer Erfahrungen, weshalb sie mit der Problematisierung ausgrenzend wirkender Praktiken häufig sehr zurückhaltend sind – sowohl in den konkreten Situationen als auch in der rückblickenden Betrachtung.
Online-Umfrage richtet sich an Kinder und Jugendliche
Was Kinder und Jugendliche benötigen, um präventiv gegen Diskriminierung, Rassismus und Ausgrenzung geschützt zu werden, sich selbst wehrhaft und resilient zu machen gegenüber diskriminierenden, rassistischen Erlebnissen, möchte die Antidiskriminierungsstelle des Landes Baden-Württemberg in der aktuellen Online-Umfrage herausfinden.
Die Umfrageergebnisse dienen unter anderem der Vorbereitung vertiefender Veranstaltungen vor Ort, die im Zeitraum bis Juli 2024 stattfinden sollen. Über die Termine und Teilnahmeoptionen informiert das Sozialministerium fortlaufend auf dem Beteiligungsportal Baden-Württemberg.
Die Umfrage ist Teil einer breit angelegten Kinder- und Jugendbeteiligung im Rahmen des Aufstellungsverfahrens zum Landesaktionsplan (LAP) gegen Diskriminierung und Rassismus. Die bedarfsgerechte und gemeinschaftliche Weiterentwicklung der Strukturen in engem Austausch mit Betroffenen, Verbänden und anderen Ministerien ist das Ziel des Aktionsplans.
Landesaktionsplan gegen Diskriminierung und Rassismus
Die grün-schwarze Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag 2021 bis 2026 „Jetzt für morgen“ die Aufstellung eines Landesaktionsplans gegen Diskriminierung und Rassismus (LAP) vereinbart. Der LAP wird merkmalsübergreifend gestaltet und hat einen gesamtgesellschaftlichen Bezug. Hierzu werden sowohl bestehende Maßnahmen gebündelt und gestärkt als auch weitere Handlungs- und Maßnahmenfelder etabliert. Die Aufstellung des LAP wird durch einen breit angelegten Beteiligungsprozess begleitet. Der Prozess soll einen gesellschaftlichen Aufbruch erzeugen und Mut machende Impulse und Maßnahmen entwickeln, die Wirkung zeigen.
„Mit dem Landesaktionsplan sagen wir klar und unmissverständlich: Wir treten aktiv für Freiheit und Demokratie ein. Wir treten mit allem Nachdruck jedweder Form diskriminierend und rassistisch motivierter Intoleranz entgegen. Die baden-württembergische Landesregierung trägt mit präventiven und wo es sein muss sanktionierenden Maßnahmen ihren Teil dazu bei“, so Minister Manne Lucha. Der Landesaktionsplan soll im Frühjahr 2025 verabschiedet werden.