Sozialminister Manne Lucha hat vier ausgewählte Preisträger besucht, die den Ideenwettbewerb „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“ gewonnen haben. Vor Ort machte sich Lucha ein Bild von den erfolgreichen Aktivitäten.
Beim Ideenwettbewerb zur Strategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“ hat das Ministerium für Soziales und Integration im vergangenen Jahr 53 Kommunen für ihre herausragenden Ideen einer alters- und generationengerechten Quartiersentwicklung ausgezeichnet. Vier ausgewählte Preisträger hat Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha nun besucht und sich vor Ort ein Bild von den erfolgreichen Aktivitäten gemacht.
„Für eine erfolgreiche Quartiersarbeit gibt es kein Patentrezept. Das wurde mir auch bei meinem heutigen Besuch bei den vier Preisträgern deutlich vor Augen geführt. Die Bedarfe, die Strukturen, die Beteiligten und die konkreten Angebote vor Ort sind ganz unterschiedlich. Alle Projekte haben aber eines gemeinsam: Sie sind passgenau auf das jeweilige Quartier zugeschnitten. Und genau das macht erfolgreiche Quartiersarbeit aus“, so Minister Lucha. „Ich bin begeistert und beeindruckt, mit wie viel Fachwissen und Herzblut die Kommunen gemeinsam mit ihrer Bürgerschaft lebendige und verlässliche Strukturen für ein gutes Miteinander gestalten.“
Landesstrategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“
Der Ideenwettbewerb war der Auftakt zur Landesstrategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“, für deren Umsetzung in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt 12 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Sie zählt zu den Leuchtturmprojekten des Sozial- und Integrationsministeriums und entwickelt Antworten auf die Frage, wie wir künftig das Zusammenleben der Generationen und das Leben im Alter gestalten wollen.
„Ich bin davon überzeugt, dass die zukunftsweisenden Lösungen in den Quartieren vor Ort liegen. Wir benötigen lebendige und verlässliche Nachbarschaften, in denen Menschen Verantwortung füreinander übernehmen und sich gegenseitig unterstützen“, so Lucha. „Der Besuch der vier Preisträger und die Gespräche mit den motivierten und kreativen Verwaltungsmitarbeitenden, Projektverantwortlichen, Bürgerinnen und Bürgern heute bestärken mich darin, dass wir mit unserer Quartiersstrategie den richtigen Weg eingeschlagen haben.“
Angebote der Quartiersstrategie für Kommunen
Vor Ort sei der demografische Wandel längst spürbar. „Wir müssen deshalb heute anfangen das Zusammenleben von morgen zu gestalten“, so Lucha weiter. Wichtig für eine nachhaltige Quartiersentwicklung sei der gemeinsame Wille der kommunalen Entscheidungsträger, der Bürgerschaft und lokaler Schlüsselpartner.
„Unsere Aufgabe sehen wir darin, Kommunen und zivilgesellschaftliche Akteure langfristig bei der Entwicklung ihrer Nachbarschaften, Stadtteile und Dörfer zu unterstützen“, betonte der Minister. Hierzu werden in der Quartiersstrategie derzeit zahlreiche Maßnahmen entwickelt, unter anderem gibt es seit wenigen Wochen beispielsweise ein Gemeinsames Kommunales Kompetenzzentrum Quartiersentwicklung als Anlauf- und Beratungsstelle der Kommunalen Landesverbände. Des Weiteren können Gemeinden, Städte und Landkreise über das Sonderprogramm Quartier einen finanziellen Zuschuss für ihre Projekte erhalten.
Insgesamt stehen in dem Programm drei Millionen Euro zur Verfügung. „Die Angebote der Quartiersstrategie stehen allen baden-württembergischen Kommunen offen. Ich wünsche mir, dass noch viel mehr lebendige und sorgende Quartiere entstehen“, so der Minister abschließend.
Die vier Stationen der Minister-Tour
1. Stadt Ostfildern
Wie wollen wir im Alter leben? Das Nachbarschaftshaus im Scharnhauser Park leistet hier seit Jahren Pionierarbeit: Bürgertreff, Beratungsstelle, Wohnungen für Menschen mit Behinderungen, Tagespflege, Pflegeheim, Offenes Atelier und die bürgergestützte „WG Lichtblick“ – das findet sich alles unter einem Dach, bürgerschaftlich verortet und gut eingebunden in den Stadtteil. „Das Konzept hat sich bewährt, es ist mit Leben gefüllt, die Wege sind kurz und die Akzeptanz hoch“, sagte Oberbürgermeister Christof Bolay. Mit der Verabschiedung des neuen Altenhilfeplans „Integrierte Stadtentwicklungsplanung – Gutes Älterwerden in den Stadtteilen Ostfilderns“ gibt es seit Herbst 2017 eine Zukunftsplanung bis 2030. Herzstück der Planung ist die Quartiersentwicklung. Sie wird bereits im Stadtteil Parksiedlung mit „WiPs - Wir in der Parksiedlung“ umgesetzt und steht im Stadtteil Nellingen mit dem Thema „Gutes Älterwerden in Nellingen – Bürger gestalten ihre Zukunft“ vor dem Projektstart. In beiden Projekten wird vorbildlich die Einbindung und Mitgestaltung durch die Bürgerschaft umgesetzt.
2. Landkreis Esslingen und die Gemeinde Denkendorf
Das prämierte Projekt „Quartiersforscher – Gestaltung lokaler Altenhilfe-landschaften“ ist ein Kooperationsprojekt des Landkreises Esslingen mit neun kreisangehörigen Kommunen. Die Größe des Verbundprojekts und die verbindliche Zusammenarbeit bei der Verbesserung der Lebenssituation von älteren Menschen in den Kommunen sind für Baden-Württemberg einmalig. Landrat Heinz Eininger überreichte Minister Lucha symbolisch ein T-Shirt und ernannte ihn zum 1. Quartiersforscher im Landkreis. „Unser Projekt und der dahinterstehende Gedanke, neun Kommunen des Landkreises Esslingen für die Gestaltung lokaler Altenhilfelandschaften zu gewinnen, hatte im Ideenwettbewerb Erfolg. Eine gute Idee braucht aber auch eine gute Umsetzung. Ich freue mich, dass wir Ihnen, sehr geehrter Herr Minister, bereits heute die ersten Ergebnisse unserer Umsetzung präsentieren können“, so der Landrat.
Am Beispiel des Kooperationspartners Denkendorf wurde deutlich, wie erfolgreich Quartiersarbeit in einer Gemeinde aussehen kann. Rathaus, Pflegestützpunkt, Sinnesgarten mit Betreuungsangeboten für ältere Menschen – alles an einem Ort und mitten in der Kommune. Als weiterer Schritt ist der Aufbau einer Tagespflege im naheliegenden ehemaligen Notariat geplant.
Auch Denkendorfs Bürgermeister Ralf Barth freut sich über das Kooperationsprojekt des Landkreises, an dem sich die 11.000 Einwohner Gemeinde aktiv beteiligt. „Wir bekommen dadurch einen erweiterten Blick für die anstehende dritte Fortschreibung unseres kommunalen Altenhilfeplanes und erwarten uns wertvolle Anregungen von dem breit angelegten Beteiligungsprozess, der durch eine qualifizierte fachliche Unterstützung begleitet wird“, so Barth.
3. Gemeinde Salach
Zukunftsfest, bürgeraktiv und demografiesensibel – das sind die Ziele der Gemeinde Salach. Salach hat eine starke Tradition der Bürgerbeteiligung. Gemeinsame Aktivitäten über die Generationen und Kulturen hinweg gehören zum Alltag: Azubi-Coachings von Senioren, Quartiersspaziergänge mit gemütlichem Ausklang, Leihoma und Leihopa, Smartphone-Schulung von Jugendlichen für Ältere, Nähtreff und eine Ehrenamtsbörse, Familienpaten und Demenznetzwerk – das alles gibt es. Jetzt entsteht das neue Quartier Mühlkanal. Dafür wurde bei der Gemeinde die Stelle einer Quartierskoordinatorin neu geschaffen. Sie ist Ansprechperson, bündelt Aktivitäten, unterstützt die enge Zusammenarbeit von Bürgerschaft und Verwaltung und sucht mit allen Beteiligten weitere kreative Ideen für ein lebendiges Salach mit dem neuen Quartier Mühlkanal. Bürgermeister Julian Stipp zu dem neuen Projekt: „Die Entwicklung des Quartiers Mühlkanal ist eine Jahrhundertchance für unsere Gemeinde, die wir von Anfang an sozial aktiv gestalten wollen.“
4. Stadt Ulm
Ulm hat als eine der ersten Städte bundesweit erfolgreich zentrale Verwaltungsstrukturen bürgernah auf Sozialräume heruntergebrochen. Städtische Beratungsangebote können direkt vor Ort genutzt werden. Um den Platz der Vielfalt leben die Generationen und Kulturen zusammen. Es begegnen sich Jung und Alt, Ehrenamtliche und Hauptamtliche. Hier wird Sport getrieben und die Angebote des Kinder- und Familienzentrums, der Stadtteilbibliothek oder des Bürgerzentrums werden eifrig wahrgenommen. Es gibt ein inklusives Mittagessen und die Möglichkeit, im Kaffee Gemeinschaft zu leben. In nächster Nähe befindet sich zudem der Mädchen- und Frauenladen Sie'ste, das ehrenamtlich getragene Canapé Café und verschiedene Senioreneinrichtungen. Die Stadt hat hier einen lebendigen sozialen Raum geschaffen, der allen im Quartier lebenden Menschen eine hohe Teilhabe und gute Lebensqualität bietet.
Ergänzende Informationen zur Landesstrategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“
Mit der Landesstrategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“ unterstützt und begleitet das Ministerium für Soziales und Integration Kommunen und zivilgesellschaftliche Akteure bei einer alters- und generationengerechten Quartiersentwicklung. Dabei wird das Quartier über die städtebauliche Dimension hinaus betrachtet. Quartiere sind vor allem auch lebendige soziale Räume, in die Menschen sich einbringen, Verantwortung übernehmen und sich gegenseitig unterstützen. Die Grenzen eines Quartiers sind nicht klar fixiert. Vielmehr ist es ein persönlich-räumlicher Bezugsrahmen, mit dem sich die Menschen identifizieren – das kann beispielsweise ein Straßenzug, eine Nachbarschaft, ein Stadtteil oder ein ganzes Dorf sein. Dort sollen alle Menschen die Chance haben, mit hoher Lebensqualität und Teilhabe – auch bei Unterstützungs- und Pflegebedarf – in ihrem gewohnten Umfeld selbstbestimmt zu leben.
Die Landesstrategie bietet in den Bereichen Beratung, Förderung, Vernetzung und Qualifizierung vielfältige Angebote. So sollen die Quartiersvielfalt im Land gestärkt und gleichzeitig gute Bedingungen für die qualitätsvolle und nachhaltige Verankerung von Quartiersprozessen geschaffen werden.