Innenminister Thomas Strobl und EnBW-Chef Frank Mastiaux haben einen Kooperationsvertrag zur Bekämpfung von Cyberkriminalität und für den Schutz kritischer Infrastrukturen unterzeichnet.
Die Cyberkriminalität wird zunehmend professioneller und internationaler: Damit wachsen die Aufgaben der Stellen, die mit der Abwehr und der Ermittlung von Cyberkriminalität befasst sind. Gemeinsames Ziel der Public-Private-Non-Profit-Partnership (PPNPP) Initiative zwischen dem Innenministerium und der EnBW Energie Baden-Württemberg AG ist daher die Verbesserung der Cybersicherheit für Städte und Kommunen, Wirtschaft und Gesellschaft sowie Stadtwerke und das Gesundheitswesen in Baden-Württemberg.
Der von Innen- und Digitalisierungsminister Thomas Strobl und Dr. Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, unterzeichnete Kooperationsvertrag zielt neben der Schaffung eines Bewusstseins um die Gefahren von Cyberkriminalität vor allem auf gemeinsame Präventionsmaßnahmen, Wissenstransfer, Vernetzung von Experten und eine standardisierte Aus- und Weiterbildung. Darüber hinaus soll ein Lagebild „Cybersicherheit Kritische Infrastrukturen“ für Baden-Württemberg erstellt werden. Der Kooperationsvertrag stärkt das Landeskriminalamt, die neue Cybersicherheitsagentur des Landes und die Marke „Cybersicherheit made in Baden-Württemberg“.
Vernetzung im Kampf gegen Cyberkriminalität
„Krankenhäuser, Kraftwerke oder Wasserversorger leisten unverzichtbare Dienste für unsere Gesellschaft. Es könnte dramatische Folgen haben, wenn solche Einrichtungen – wenn auch nur vorübergehend – für die Versorgung der Bevölkerung ausfallen würden, weil sie Opfer eines Cyberangriffs wurden. Um dies zu verhindern, werden die EnBW und das Innenministerium sich zukünftig im Kampf gegen Cyberkriminelle noch besser vernetzen“, sagte Innenminister Thomas Strobl bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags.
Für EnBW Chief Executive Officer (CEO) Frank Mastiaux ist die Zusammenarbeit ein logischer Schritt: „Begünstigt durch Industrie 4.0 und das Internet der Dinge stellen Cyberattacken und Cyber-Terror wesentliche Gefahren für die deutsche Wirtschaft dar. Als Betreiber systemkritischer Infrastrukturen bringt die EnBW eine tiefgehende Expertise im Sicherheitsmanagement komplexer IT-Strukturen mit. Wir sind sehr motiviert, diese Kompetenz und jahrzehntelange Erfahrung gewinnbringend einzubringen, um den Herausforderungen der Informationssicherheit und der Cyberkriminalität effektiv zu begegnen.“
Kritische Infrastrukturen müssen geschützt werden
Organisationen und Einrichtungen mit herausragender Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung es zu nachhaltigen Versorgungsengpässen oder anderen dramatischen Folgen kommen kann, werden als Kritische Infrastrukturen (KRITIS) bezeichnet. Eine zunehmende Bedrohung sind Cyberangriffe gegen Einrichtungen wie beispielsweise Unternehmen aus den Bereichen Transport und Verkehr, Stromkraftwerke, Wasserversorger, Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnik sowie die gerade zur Bewältigung der Corona-Krise so wichtigen Krankenhäuser. Eine Störung oder der Ausfall von IT-Infrastrukturen kann gravierende Folgen haben. Genau deshalb hat das Land Baden-Württemberg beispielsweise das Angebot des Pilotprojektes Cyberwehr in Karlsruhe für drei Monate landesweit auf das Gesundheitswesen ausgeweitet.
Der Schutz Kritischer Infrastrukturen obliegt an erster Stelle den Betreibern und Unternehmen selbst. Als bedeutender Betreiber von KRITIS-Einrichtungen verfügt die EnBW hier über eine herausragende Expertise. Mit dem Full Kritis Service der EnBW haben auch andere KRITIS-Betreiber die Möglichkeit, am Know-how zu partizipieren.
Gründung einer Cybersicherheitsagentur
Auf staatlicher Seite erarbeitet das Innenministerium derzeit die gesetzlichen, administrativen und strukturellen Voraussetzungen für die Gründung einer Cybersicherheitsagentur. Diese soll den Schutz vor Cyberangriffen in einer zentralen Behörde koordinieren, welche die Cybersicherheit organisationsübergreifend orchestriert und koordiniert. Damit soll eine verbesserte Abwehr von Gefahren für die Cybersicherheit erreicht werden. „Wir stärken damit einen umfassenden und ganzheitlichen Ansatz. Ziel der Cybersicherheitsagentur ist es, Informationen zentral zu bündeln, Aufgaben der Cybersicherheit besser zu koordinieren und dezentral wahrzunehmen. Dabei spielt der Kooperationsvertrag mit der EnBW, die über eine exzellente Expertise verfügt, eine bedeutende Rolle. Dass wir zukünftig unser Wissen und unsere Erfahrungen gemeinsam nutzen können, ist ein Gewinn für unser Land“ erklärte Innen- und Digitalisierungsminister Thomas Strobl.
Innenminister Thomas Strobl betonte: „Wir arbeiten freilich ernsthaft an diesem Thema. Bereits Anfang 2012 wurde beim Landeskriminalamt die Abteilung Cybercrime und Digitale Spuren eingerichtet, in welcher derzeit mehr als 130 Experten gegen Cyberkriminelle vorgehen. Vergleichbare Kriminalinspektionen mit insgesamt mehr als 230 Stellen gibt es bei den regionalen Polizeipräsidien. Die beim Landeskriminalamt verankerte Zentrale Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) steht der Wirtschaft und anderen öffentlichen und nichtöffentlichen Stellen rund um die Uhr zur Verfügung. Das Landeskriminalamt bietet insbesondere mit einer Task-Force Digitale Spuren zudem schnelle Hilfe bei Cyberangriffen.“
Vertrauensvolle Zusammenarbeit intensivieren
Die EnBW, das Landeskriminalamt und die Koordinierungsstelle Kritische Infrastrukturen im Innenministerium arbeiten bereits seit geraumer Zeit vertrauensvoll zusammen. Diese Zusammenarbeit soll mit der heute unterzeichneten Kooperationsvereinbarung verstetigt und weiter intensiviert werden. Die Kooperation zwischen dem Innenministerium Baden-Württemberg und der EnBW tritt unverzüglich in Kraft.