Baden-württembergische Hochschulen haben beim Forschungsprogramm der Europäischen Union zum Green Deal hervorragend abgeschnitten. Rund 40 Prozent der deutschen Fördermittel gehen an Hochschulen im Land. Sie leisten einen wertvollen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels.
Baden-Württemberg geht aus der Green Deal-Ausschreibung (PDF) der Europäischen Kommission (PDF) als erfolgreichstes deutsches Land hervor: Knapp ein Drittel aller deutschen Hochschulen, die an einem Green-Deal-Projekt zur Umsetzung der Klimaziele beteiligt sind, sind baden-württembergische Hochschulen. Von den Fördergeldern gehen sogar rund 40 Prozent der für die deutschen Hochschulen vorgesehenen Mittel an die Hochschulen im Land; das sind insgesamt knapp 7,5 Millionen Euro. Neben der Hochschule Karlsruhe und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erhalten die Universität Freiburg und die Universität Heidelberg Fördermittel aus dem Green-Deal-Call.
„Die Forscherinnen und Forscher an baden-württembergischen Hochschulen haben hervorragend abgeschnitten. Hier zeigt sich, welchen wertvollen Beitrag die Hochschulen in Baden-Württemberg zur Lösung unserer dringendsten gesellschaftlichen Probleme und zur Bekämpfung des Klimawandels leisten“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und gratulierte den Hochschulen und Forschenden zu diesem Erfolg.
Der Green-Deal-Call fördert als größte Ausschreibung des auslaufenden Forschungsrahmenprogramms „Horizont 2020“ der Europäischen Union (EU) innovative Projekte zur Erreichung der Ziele des Europäischen „Green Deals“ – also die EU bis 2050 zum ersten klimaneutralen Wirtschaftsraum der Welt zu machen und das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln.
Musterland für den Green Deal – Wissenschaft liefert
„Die grün-schwarze Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, Baden-Württemberg zum Musterland für den Green Deal zu machen. Wir können heute mit Freude und Stolz feststellen, dass unsere Hochschulen bereits geliefert haben“, betonte die Ministerin.
Mit dem Karlsruher Institut für Technologie, der Hochschule Karlsruhe, der Universität Freiburg und der Universität Heidelberg haben sich vier baden-württembergische Hochschulen mit insgesamt sieben Projekten für eine europäische Förderung durchgesetzt. Das KIT sogar mit drei Projekten, die Universität Freiburg mit zwei. Damit liegen die baden-württembergischen Hochschulen im deutschlandweiten Vergleich an erster Stelle. Insgesamt hat die Europäische Kommission 73 Projekte zur Förderung ausgewählt. 1.550 Projektanträge waren eingereicht worden. „Diese hohe Resonanz zeigt, dass die Wissenschaft hinter dem Green Deal und der notwendigen grünen Wende in Europa steht“, betonte Bauer.
Bisherige Bemühungen tragen Früchte
„Der Erfolg Baden-Württembergs gründet auf den zahlreichen Maßnahmen, die das Wissenschaftsministerium und die Hochschulen in den letzten Jahren zur Umsetzung der Klimaziele bereits aufgesetzt haben“, so die Ministerin weiter. Hierzu gehören zahlreiche Reallabore, die sich mit Nachhaltigkeitsthemen und Klimaschutz im Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft befassen, ebenso wie das Nachhaltigkeitsprofil der Universität Freiburg. Als Vorbereitung für eine Kreislaufwirtschaft werden im „InnovationsCampus Mobilität der Zukunft“ am KIT und der Universität Stuttgart neue Technologien für Mobilität und Produktion entwickelt. „Ob bei der Batterie-, Wasserstoff- oder regenerativen Kraftstoffforschung: Baden-Württemberg setzt sich auch in der Wissenschaft für die Bewältigung des Klimawandels ein. Dies spiegelt sich auch in den aus dem Green Deal-Call hervorgegangenen erfolgreichen Projekten wieder“, sagte Ministerin Bauer.
Der von der Europäischen Kommission im Dezember 2019 vorgestellte „European Green Deal“ hat zum Ziel, die Europäische Union bis 2050 zum ersten klimaneutralen Wirtschaftsraum der Welt zu machen und das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Neben diesen ökologischen Zielen dient der Green Deal zugleich als neue Wachstumsstrategie der EU. Im Rahmen dieser Strategie hat die Kommission am 22. September 2020 unter ihrem Forschungsrahmenprogramm „Horizont 2020“ eine Ausschreibung veröffentlicht, die die Bedeutung der Forschung bei der Umsetzung des Green Deal unterstreicht.
Mit dem Green-Deal-Aufruf fördert die EU Forschungs- und Innovationsprojekte im Wert von insgesamt einer Milliarde Euro. Bis zur Frist am 27. Januar 2021 wurden 1.550 Projektanträge eingereicht. Ausgewählt wurden insgesamt 73 Projekte.
Geförderte Projekte & Hochschulen in Baden-Württemberg:
SophiA (Sustainable off-grid solutions for pharmacies and hospitals in Africa):
Ziel des Projekts ist die Entwicklung nachhaltiger und energieautonomer Kühl- und Wasseraufbereitungscontainersysteme für afrikanische Krankenhäuser, die diesen eine stabile Kühlung von Wasser, Medikamenten, Blutplasma, Seren und Impfstoffen im Temperaturbereich von +6 Grad Celsius bis -70 Grad Celsius erlauben, und diese vor Ort in vier unterschiedlichen afrikanischen Klimazonen im realen Einsatz zu testen. Das internationale Forschungskonsortium unter Federführung der Hochschule Karlsruhe wird von der EU über vier Jahre gefördert.
StoRIES (Storage Research Infrastructure Eco-System – Neuer Schub für die Energiespeicherforschung in Europa):
Um bis 2050 Klimaneutralität in der Europäischen Union erreichen zu können, müssen die Mitgliedsstaaten nicht nur die Erneuerbaren Energien ausbauen – sondern sie müssen auch in Energiespeicher investieren. Denn sie sind Voraussetzung dafür, fluktuierende erneuerbare Energiequellen wie Wind und Sonne auch im großen Maßstab nutzen zu können. Das europäische Forschungskonsortium StoRIES soll die Entwicklung dieser Speicher beschleunigen. Forschende aus ganz Europa werden dabei in enger Kooperation mit der Industrie an hybriden Energiespeichertechnologien arbeiten.
PYROCO2 (Closing the industrial carbon cycle to combat climate change):
Demonstrating sustainable value creation from industrial CO2 by its thermophilic microbial conversion into acetone
PAUL (PILOT APPLICATION IN URBAN LANDSCAPES - TOWARDS INTEGRATED CITY OBSERVATORIES FOR GREENHOUSE GASES)
Im Projekt PAUL soll Technologie zur direkten Messung von Treibhausgasemissionen (und -reduktionen) in Städten entwickelt werden. PAUL startet voraussichtlich im Januar 2022 und läuft über fünf Jahre.
SUPERB (SYSTEMIC SOLUTIONS FOR UPSCALING OF URGENT ECOSYSTEM
RESTORATION FOR FOREST RELATED BIODIVERSITY AND ECOSYSTEM SERVICES):
SUPERB soll ein dauerhaftes förderliches Umfeld für einen Wandel hin zu einer großflächigen Wiederherstellung von Wäldern und Waldlandschaften schaffen. Entscheidungsträger werden durch das Projekt befähigt, gerechte und fundierte Entscheidungen für die Wiederherstellung von Biodiversität, Ökosystemleistungen und Kohlenstoffbindung zu treffen. Das Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren.