Das Land fördert Projekte für psychosoziale Behandlung in den universitären Zentren Heidelberg, Tübingen und Mannheim. Kriegsflüchtlinge sind oft auf schnelle psychosoziale Hilfen angewiesen.
Mit insgesamt gut 161.000 Euro fördert das Land Projekte der Universitätsmedizin zur dringenden psychosozialen Behandlung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. Vor allem die Sprachbarriere aber auch die begrenzten Kapazitäten an regulären Therapieplätzen erschweren die notwendige schnelle Hilfe. Die universitären Zentren Heidelberg, Mannheim und Tübingen möchten den Bedürfnissen der Menschen aus dem Kriegsgebiet gemeinsam bestmöglich helfen.
„Die Geflüchteten brauchen in einem fremden Land neben Lebensnotwendigem oft auch schnelle psychosoziale Hilfen, die nur in ihrer eigenen Sprache wirklich gut gelingen können“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer in Stuttgart. „Eine Versorgung möglichst ohne Sprachbarriere kann sich sehr positiv auf eine schnelle Integration der Betroffenen auswirken.“
Anpassungs- und Trauma-Folgestörungen
Durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sind laut Schätzungen des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UN) rund 7,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Kriegserfahrungen im Heimatland, Erlebnisse auf der Flucht sowie Sorgen und Ängste um zurückgelassene Angehörige und um die Zukunft ihres Landes führen zu hohen Raten von Anpassungs- und Trauma-Folgestörungen.
„Wer, wenn nicht unsere universitären Zentren können hier aufbauend auf Erfahrungen mit der Flüchtlingskrise in 2015 professionell helfen. Wir unterstützen das Vorhaben der drei medizinischen Fakultäten unbürokratisch und mit Nachdruck“, sagte Theresia Bauer.
Mit gut 161.000 Euro unterstützt das Land die medizinischen Fakultäten Heidelberg und Tübingen, sowie das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim bei ihrem gemeinsamen Vorgehen. Alle Projekte werden im engen Austausch entwickelt und eingesetzt. Adaptierte und digitalisierte Materialien – etwa ein Kinderbuch – können dann an allen Standorten zum Einsatz kommen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bauen für eine schnelle Hilfe ein niedrigschwelliges, flexibles Angebot zur Unterstützung psychisch belasteter Geflüchteter auf. Das multimodulare Programm wird unter anderem Text- und Audiodateien mit stabilisierenden, achtsamkeitsbasierten, imaginativen Übungen beinhalten.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des ZI haben mit Forschern am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ein neues mobiles Übersetzungssystem entwickelt. Ziel ist es, mit Geflüchteten in Krisensituationen auch dann Gespräche führen zu können, wenn die Therapeuten die Sprache nicht sprechen. Darüber hinaus wird eine Smartphone-basierte Plattform für Patienten-Therapeuten-Kontakte entwickelt. Diese ermöglicht den Austausch und erlaubt es, die momentane psychische Verfassung der Nutzerinnen und Nutzer in ihrem Alltag zu erheben. Diese Anwendungen werden mit Hilfe der Landesförderung auf Ukrainisch übertragen. Sollten sich die mobilen Systeme in der Anwendung in einer großen klinischen Studie als hilfreich erweisen, kann die Software flächendeckend verbreitet werden.
In Tübingen erstellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein psychoedukatives und ressourcenstärkendes Buch speziell für geflüchtete Kinder mit integrierten Mitmachseiten sowie einen ergänzenden Ratgeber für Eltern und Helfer. Für Erwachsene gibt es ein psychoedukatives und ressourcenstärkendes Gruppenprogramm mit animiertem Film sowie (digitalen) Materialien. Beides soll notwendiges Wissen über Erkrankungen vermitteln.