Rund 200 Vertreter von Unternehmen, Verbänden und Institutionen aus den Donauanrainerstaaten kamen in Ulm zusammen, um über wirtschaftliche Zusammenarbeit zu sprechen. Das Thema Wasserstoff stand dabei im Zentrum.
Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, sprach am 8. Juli 2024 im Rahmen der Veranstaltung „Der Donauraum in der Zeitenwende – Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Wasserstoff-Lieferketten entlang der Donau“. In Ulm kamen dazu knapp 200 hochrangige Vertreter von Wirtschaft und Politik aus dem Donauraum zusammen. Aktuelle Fragen und Lösungsansätze der Außenwirtschaft im Donauraum bildeten den Schwerpunkt des Netzwerktreffens.
„Die Zusammenarbeit im Donauraum birgt großes Potenzial – gerade auch für uns in Baden-Württemberg. Sie ist ein Schlüsselfaktor, um widerstandsfähige und vielfältige Liefer- und Wertschöpfungsketten aufzubauen und wirtschaftliches und nachhaltiges Wachstum entlang der Donau zu fördern“, sagte Staatssekretär Rapp im Vorfeld der Veranstaltung. „Viele Länder des Donauraums, wie etwa Slowenien, sind heute äußerst innovativ und technologisch führend. Kroatien indes bietet zahlreiche Möglichkeiten beim Thema erneuerbare Energien. Es gibt in vielen Bereichen wirtschaftliches Potenzial, das es in den Kooperationen der Donauanrainerstaaten zu heben gibt“, so der Staatssekretär weiter.
Schwerpunktthema Wasserstoff-Lieferketten entlang der Donau
Die nunmehr vierte Ausgabe der Veranstaltungsreihe legte den inhaltlichen Schwerpunkt auf die wirtschaftliche Bedeutung von Wasserstoff-Lieferketten entlang der Donau. „Wasserstoff spielt eine immer bedeutendere Rolle für die Wirtschaft. Auch die Donauländer haben das Potenzial von Wasserstoff erkannt und streben eine verstärkte Zusammenarbeit und Investitionen an, um die regionale Wirtschaft zu modernisieren und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern“, erläuterte der Wirtschaftsstaatssekretär.
Mit einer Keynote zum zukünftigen Wasserstofffluss entlang der Donau leitete Prof. Dr. Markus Hölzle von der Universität Ulm und Vorstandsmitglied des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg (ZSW) den fachlichen Austausch am Vormittag ein.
Bilateraler Austausch mit Kroatien
Beim bilateralen Austausch des Staatssekretärs mit seiner Amtskollegin Andreja Metelko-Zgombić, Staatssekretärin im kroatischen Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten, wollte Rapp an die Ergebnisse der gemischten Regierungskommission zwischen Baden-Württemberg und Kroatien im Januar 2024 anknüpfen. Dort hatten sich beide Länder darauf verständigt, ihre Zusammenarbeit im Bereich Wasserstoff mit dem Fokus auf die hierfür notwendigen Technologien sowie deren Anbieter zu stärken. Um diese Pläne zu konkretisieren, wurde die kroatische Staatssekretärin von Vertretern aus Unternehmen und Verbänden nach Ulm begleitet.
Panel zu „Chancen und Herausforderungen der Zusammenarbeit im Donauraum“
Am Nachmittag diskutierte Staatssekretär Dr. Rapp mit hochrangigen Akteuren aus Wirtschaft und Politik über „Chancen und Herausforderungen der Zusammenarbeit im Donauraum“. Rapp dazu: „In herausfordernden Zeiten gewinnen starke Verbindungen und der Zusammenhalt unter Gleichgesinnten weiter an Bedeutung. Umso wichtiger sind der Schulterschluss und Kooperationen mit den befreundeten Ländern entlang der Donau.“ Gerade die EU-Donauraumstrategie spiele mit dem dort stattfindenden Wissenstransfer eine bedeutende Rolle in der Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Projekte. Ein weiteres Indiz für eine wachsende Kooperation entlang der Donau, so Rapp, seien aber auch die Handelszahlen: „Der Trend der Handelszahlen zwischen Baden-Württemberg und nahezu jedem Partnerland an der Donau verläuft in den letzten Jahren überaus positiv“.
An gemeinsamen Herausforderungen sieht Staatssekretär Rapp für die Donau-Anrainerstaaten insbesondere den Abbau von überbordender Bürokratie hin zu mehr Wettbewerbsfähigkeit. Hier wünscht er sich Einigkeit der Länder innerhalb der Europäischen Union (EU). Auch die Aufnahme der Westbalkanländer in die EU war ein Thema im Rahmen des Panels. Staatssekretär Rapp dazu: „Aus sicherheitspolitischen, geostrategischen und auch wirtschaftlichen Gründen halte ich es von entscheidender Bedeutung, den Westbalkan eng an die EU anzubinden und diese Länder auf ihrem europäischen Weg aktiv zu unterstützen.“
Parallele Gremiensitzungen und Projekttreffen der EU-Donauraumstrategie mit Auszeichnung von Flagship-Projekten
Die Netzwerkveranstaltung war eingebettet in das Internationale Donaufest in Ulm. Im Rahmen der Veranstaltung fanden zudem verschiedene Gremiensitzungen und Projekttreffen der EU-Donauraumstrategie statt. Unter anderem hat Staatssekretär Dr. Rapp dort drei „Flagship-Projekte“ der EU Donauraumstrategie ausgezeichnet. Die internationalen Projekte, gefördert durch das Interreg Donauprogramm, haben bis zu 16 Partner in bis zu zwölf Ländern. Konkret geht es bei den Projekten um die Entwicklung digitaler Dienstleistungen für die Kreislaufwirtschaft für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die Kunststoff- und Maschinenindustrie auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft zu unterstützen und um die Förderung der digitalen und industriellen Kapazitäten von Unternehmerinnen im Donauraum für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft.
Ein weiteres Highlight war die Vorstellung verschiedener Projekte aus dem Donauraum, beispielsweise von „BrAin - Künstliche Intelligenz für KMU nutzbar machen“. Bei dem Projekt geht es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in den wichtigen Sektoren der Lebensmittelindustrie, dem Gesundheitssektor und der verarbeitenden Industrie. Im Rahmen des Projekts wurde der erste soziale humanoide Roboter in Europa angeschafft, um Kenntnisse über die möglichen Anwendungen im Gesundheits- und Sozialbereich zu gewinnen, zum Beispiel in der Betreuung von Seniorinnen und Senioren. Durch seine transnationale Zusammenarbeit bietet das Projekt koordinierte technologische Entwicklungen und Trainingsprogramme, die darauf abzielen, Innovationen und praktische Lösungen für die Integration in Wertschöpfungsketten zu fördern.
Die Veranstaltung „Der Donauraum in der Zeitenwende - Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Wasserstoff-Lieferketten entlang der Donau“ wurde vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Ulm und dem Ulmer Donaubüro organisiert. Zum Programm.
Die Länder des Donauraumes sind wichtige Wirtschaftspartner für Baden-Württemberg. Im Jahr 2023 wurden aus Baden-Württemberg Waren im Wert von 34,01 Milliarden Euro in den Donauraum exportiert. Nach Baden-Württemberg wurden 2023 aus dem Donauraum Waren im Wert von 44,05 Milliarden Euro importiert. Haupt- In- und Exportgüter sind Maschinen, Kraftwagen und Kraftwagenteile, Elektronische Ausrüstungen, Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse.
Im Zeitraum von 2008 bis 2023 ist der Warenimport nach Baden-Württemberg aus den Donauraumländern um 155,96 Prozent angestiegen. Im gleichen Zeitraum wuchs der Export aus Baden-Württemberg um 74,59 Prozent. (Dies ergibt ein durchschnittliches Wachstum pro Jahr von 6,05 Prozent (Import) beziehungsweise 3,54 Prozent (Export)).