Bei einem gemeinsamen Besuch des Schwetzinger Schlossgartens haben sich Finanzministerin Edith Sitzmann und Umweltminister Franz Untersteller ein Bild vom dortigen Naturschutz gemacht. Der Schwetzinger Schlossgarten wird von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg nachhaltig bewirtschaftet und zeichnet sich durch seine Artenvielfalt aus.
Finanzministerin Edith Sitzmann und Umweltminister Franz Untersteller haben gemeinsam mit Finanz-Staatssekretärin Gisela Splett und Umwelt-Staatssekretär Andre Baumann den Schwetzinger Schlossgarten mit Blick auf den dortigen Naturschutz besichtigt. „In Schwetzingen verbinden wir Tourismus, Denkmalschutz und Naturschutz. Hier kann man gut durchatmen und die Natur entdecken“, sagte Edith Sitzmann.
Die zwei Naturschutz-Experten des Umweltministeriums zeigten sich beeindruckt, wie vorbildlich und nachhaltig der Schwetzinger Schlossgarten von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg bewirtschaftet wird: „Wir finden hier eine Artenvielfalt wie zu Kurfürst Karl Theodors Zeiten. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil die Naturschutzbehörden und die Umweltverbände sehr früh einbezogen werden“, betonte Franz Untersteller.
Artenreiche Blumenwiesen
Der Schwetzinger Schlossgarten ist eine Arche für viele selten gewordene Arten. Die Rasenflächen des Englischen Gartens wurden mit regionalem Saatgut aus einem Englischen Rasen zu artenreichen Blumenwiesen, wie dies für Englische Gärten einst üblich war. Diese in den 1990er Jahren entstandene, artenreiche Feldherrenwiese wird nur zwei Mal im Jahr gemäht. Ministerin, Minister, Staatssekretärin und Staatssekretär überzeugten sich jetzt vom mehrjährigen Prozess der Umwandlung. Damit sich die Wiesen schneller entwickeln, wurde Mähgut von kräuterreichen Wiesen aus der Kurpfalz als Starthilfe auf artenärmere Wiesen verteilt.
Im Finanzministerium kümmert sich Gisela Splett um den Naturschutz bei den Landesliegenschaften. „Wir finden hier bis zu 40 verschiedene Pflanzenarten in den Wiesen. Damit ist der Schlossgarten in Schwetzingen ein grüner Artenschutz-Speicher“, so Splett. Unterstellers und Baumanns Naturschutz-Blick entdeckte im Schlossgarten mehr als nur die Feldherren-Wiesen:„Der Schwetzinger Schlossgarten wird seit Jahren vorbildlich und nachhaltig bewirtschaftet. Das Land unterhält damit in der grünen Lunge Schwetzingens ein Paradies für Insekten, Vögel und Fledermäuse“, sagte Baumann, der aus Schwetzingen stammt und sich seit über zwanzig Jahren für ein Miteinander von Natur, Kultur und Mensch im Schlossgarten einsetzt.
Naturnahes Kulturdenkmal
Der Schwetzinger Schlossgarten sei ein Muster für den Umgang mit naturnahen Kulturdenkmälern. „Davon profitieren Natur und Menschen“, betonte Baumann. Denn das Konzept geht auch touristisch auf: Mit rund 730.000 Besucherinnen und Besuchern im Jahr ist der Schlossgarten in Schwetzingen das am häufigsten besuchte Monument nach dem Schloss Heidelberg. Ob geführtes Nordic Walking im Schlossgarten, ein Überblick über Tiere, die im Schlossgarten leben, oder baumkundliche Touren – die Vielfalt der Führungen, auch mit Artenschutz-Schwerpunkten, lockt viele Gäste. Kein Wunder: Im Schwetzinger Schlossgarten haust in Bäumen und Grotten der größte Fledermausbestand in Nordbaden.
Der Englische Garten gehört zum wertvollsten europäischen Naturerbe Natura 2000 und ist wegen seines Altbaumbestands als sogenanntes Flora-Fauna-Habitat-Gebiet geschützt. Weil Bäume nicht einfach grundsätzlich gefällt werden, wenn sie nicht mehr sicher stehen, ist der Schlossgarten zum Beispiel ein Paradies für die größten und gefährdetsten Käferarten Deutschlands: den Hirschkäfer, Heldbock und Körnerbock. Mal kann ein Baum gesichert werden oder muss, wenn er ins Wasser stürzen würde, für die Verkehrssicherheit kein Problem sein und bleibt stehen. Muss ein Baum dann doch gefällt werden, wird er nicht entsorgt, sondern fachkundig in der Baumschule aufgestellt, so dass die Käfer ausschlüpfen können. „Die Schlossverwaltung zeigt eindrucksvoll, dass Artenschutz und Nutzung harmonieren und widerlegt damit diejenigen, die das Gegenteil behaupten“, sagt Baumann.
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Im 18. Jahrhundert wurden die landwirtschaftlichen Flächen außerhalb des Schlossgartens extensiv genutzt. Die aufwendigen Anlagen im Schlossgarten wurden hinsichtlich der Nährstoffversorgung mit hohem Aufwand bewirtschaftet.
Seit der Einführung der Stickstoffdüngung hat sich dieses Verhältnis umgekehrt: Die Felder rings um den Schwetzinger Schlossgarten werden höchst intensiv landwirtschaftlich betrieben. Der denkmalgeschützte Schlossgarten hingegen hat sich zu einer Oase der traditionellen Nutzung entwickelt und erhält so Pflanzenarten, die in den landwirtschaftlichen Flächen durch Dünger und Herbizide schon lange verschwunden sind.
Das Schloss Schwetzingen hat die Auszeichnung „Schloss des Jahres 2016“ der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg bekommen – ein Siegel als herausragendes Monument des Landes. Die Auszeichnung bekommen Orte, die für Wandelbarkeit und Vielfalt stehen und historische Orte, die die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen.