Im Rahmen einer arbeitsmarktpolitischen Reise tauschte sich Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut an drei Stationen zur Fachkräftesicherung und über Angebote für Jugendliche aus, die weder in der Schule noch in Ausbildung, Beschäftigung oder Weiterbildung sind.
„Für die Zukunft unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft ist die Fachkräftesicherung entscheidend. Dabei müssen wir den Fokus dahin richten, wo besondere Unterstützung benötigt wird. Auf dem Weg ins Arbeitsleben darf niemand verloren gehen. Wir müssen jungen Menschen, die weder in der Schule noch in Ausbildung, Beschäftigung oder Weiterbildung sind, besondere Aufmerksamkeit schenken und sie passgenau unterstützen“, sagte Arbeits- und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut am 27. November 2023. Diese NEET-Jugendlichen (not in education, employment or training) standen bei der arbeitsmarktpolitischen Reise im Mittelpunkt.
Sowohl im innerdeutschen als auch im internationalen Vergleich fällt in Baden-Württemberg 2022 die NEET-Quote mit 5,2 Prozent niedrig aus (bundesweit 6,8 Prozent und innerhalb der Europäischen Union 9,6 Prozent). Gleichwohl gibt es in Baden-Württemberg laut Mikrozensus rund 60.000 „NEET-Jugendliche“ im Alter von 15 bis 24 Jahren. Hiervon haben 59 Prozent einen Migrationshintergrund, außerdem sind etwas häufiger junge Frauen der NEET-Gruppe zuzuordnen als junge Männer. Gut 80 Prozent dieser jungen Menschen haben noch keinen beruflichen Abschluss erworben. Drei Viertel der NEET-Jugendlichen sucht derzeit keine Arbeit. Ein Viertel bemüht sich aktiv um eine Arbeitsstelle und steht grundsätzlich dem Arbeitsmarkt auch kurzfristig zur Verfügung.
„Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass die NEET-Jugendlichen ebenso gute Chancen auf eine solide Ausbildung und berufliche Perspektiven erhalten wie alle anderen. Dafür müssen Bildungseinrichtungen, Unternehmen und alle anderen Beteiligten eng zusammenarbeiten. Indem wir in die Bildung, Ausbildung und Unterstützung dieser jungen Menschen investieren, tragen wir nicht nur dazu bei, Fach- und Arbeitskräfte im Land zu sichern, sondern stärken auch den sozialen Zusammenhalt und die Chancengleichheit in unserer Gesellschaft. Dabei ist auch die Förderung der Frauenerwerbstätigkeit zentral. Um die vorhandenen Potenziale besser auszuschöpfen und allen jungen Menschen Perspektiven zu geben, müssen wir auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern“, betonte die Ministerin.
Die besuchten Projekte
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut tauschte sich an drei Stationen zur Fachkräftesicherung und über Angebote für NEET-Jugendliche aus. Vor Ort erhielt sie Praxiseinblicke und führte Gespräche mit Jugendlichen, Auszubildenden, Unternehmensvertretern und Trägern. Die Reise führte zum Projekt „Respekt“ von eva und Caritas in Stuttgart, zum Projekt „AITA – Ausbildung in Teilzeit“ von a.l.s.o. in Schwäbisch Gmünd und zum Projekt „EQ-Betriebscoach“ von BBQ in Ludwigsburg.
Zunächst besichtigte die Ministerin vor Ort das Projekt „Respekt“ von eva und Caritas, welches in Zusammenarbeit mit dem kommunalen Jobcenter Stuttgart durchgeführt wird und schwer erreichbare junge Menschen im Fokus hat. Dabei wird das ganze Lebensumfeld junger Leute in den Blick genommen. Professionelle Helferinnen und Helfer lotsen sie durchs Hilfesystem und stehen ihnen verlässlich und verbindlich zur Seite – nicht nur bei der Jobsuche.
Hoffmeister-Kraut sagte: „Auf dem Weg ins Arbeitsleben darf niemand verloren gehen. Darum ist es wichtig, für junge Menschen erreichbar zu sein, sie zu unterstützen und in schwierigen Situationen eine Begleitung anzubieten. Sie geben jungen Menschen Orientierung und begegnen ihnen mit Respekt und Wertschätzung. Und Sie helfen dabei Schwierigkeiten zu überwinden, um eine schulische, ausbildungsbezogene oder berufliche Qualifikation abzuschließen oder ins Arbeitsleben einzumünden.“
Danach besuchte die Ministerin den Träger a.l.s.o, dessen Maxime „Vermittlung – Bildung – Integration und Kultur“ ist. Bei der Betriebsbesichtigung des Gebrauchtwarenkaufhauses konnte sie sich ein Bild über die Teilzeitausbildung im Einzelhandel machen. Hoffmeister-Kraut tauschte sich zudem mit einer Auszubildenden in Teilzeit und der Personalreferentin der Stadtwerke Schwäbisch Gmünd aus.
Hoffmeister-Kraut sagte: „Eine Teilzeitausbildung bietet die echte Chance, einen Berufsabschluss zu erlangen und dabei die Familie mit der Ausbildung zu vereinbaren. Das ist nicht nur ein gesellschaftliches, sondern in Zeiten des Fachkräftemangels auch ein wirtschaftspolitisches Anliegen.“
Zudem besuchte Hoffmeister-Kraut das Projekt EQ-Betriebscoaching (Einstiegsqualifizierung) vom Träger BBQ Bildung und Berufliche Qualifizierung gGmbH. Dabei handelt es sich um ein erfolgreiches Instrument, um junge Menschen an einen Betrieb heranzuführen und anschließend möglichst in eine Ausbildung zu integrieren. Dabei bringen die EQ-Betriebscoaches landesweit junge Menschen und Unternehmen zusammen und helfen dabei, wenn nötig weitere Unterstützungsmöglichkeiten zu organisieren. Im Rahmen des Besuches wurde das Logistik-Unternehmen „Große Vehne“ besucht. Diese Firma arbeitet schon lange mit BBQ zusammen und hat im September einen Teilnehmer, der zuvor eine Einstiegsqualifizierung absolviert hat, in Ausbildung übernommen. Dieses Projekt wird vom Wirtschaftsministerium und dem Europäischen Sozialfonds finanziert.
Hoffmeister-Kraut sagte: „Ausbildung ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Fachkräftesicherung. Unser EQ-Betriebscoaching erleichtert den Übergang in eine Ausbildung. Diese gezielte Förderung hilft, die nächste Generation von Fachkräften auszubilden und verhindert, dass junge Menschen an dieser wichtigen Schwelle verloren gehen. Die Partnerschaft zwischen Unternehmen und Bildungseinrichtungen spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Jugendlichen die Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln, die sie für einen erfolgreichen Einstieg in die Arbeitswelt benötigen.“