Verkehrsminister Winfried Hermann hat den Startschuss für eine erste Radschnellverbindung in der Region Stuttgart gegeben. Das Kernstück der Verbindung ist der 3,7 Kilometer lange Abschnitt der Römerstraße. Zudem soll die Strecke mit einem innovativen Beleuchtungskonzept versehen werden.
„Wir geben heute den Startschuss für eine erste Radschnellverbindung in der Region Stuttgart. Damit setzen wir einen Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilitätsregion Stuttgart, auf einer der am stärksten belasteten Pendlerachsen der Region“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann anlässlich eines Vor-Ort-Termins in Böblingen.
Das Kernstück der Verbindung ist der 3,7 Kilometer lange Abschnitt der Römerstraße. Dieser Abschnitt wird zu einer asphaltierten Radschnellverbindung mit fünf Metern Breite ausgebaut. Zudem soll die Strecke mit einem innovativen Beleuchtungskonzept versehen werden. Landrat Roland Bernhard hob die Bedeutung der Strecke für den Landkreis Böblingen hervor: „Der Ausbau, den der Landkreis jetzt anstrebt ist das Herzstück der Verbindung von Böblingen nach Stuttgart. Wir möchten Pendlerinnen und Pendler vom Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel überzeugen. Mit diesem ersten Abschnitt der Radschnellverbindung, wird der Landkreis Böblingen per Fahrrad oder Pedelec deutlich besser an die Stadt Stuttgart angebunden. Davon erhoffen wir uns einen wichtigen Schub für den Radverkehr im Landkreis Böblingen und einen höheren Anteil des Radverkehrs am Mobilitätsmix im Kreis. Diesen wollen wir bis 2025 von zehn auf 20 Prozent verdoppeln.“
Radfahren attraktiver machen
In Ergänzung zur zum Radverkehrskonzept des Kreises wird die Radschnellverbindung dazu beitragen, das Radfahren attraktiver zu machen. Seit 2014 ist der Kreis in der Umsetzung des Konzeptes, um den Radverkehr gezielt zu fördern. Als Zubringerstrecken werden die Anbindungen an die Städte Böblingen und Sindelfingen ertüchtigt. Aus Richtung Böblingen wird die Verbindung über den Sandweg (1,5 Kilometer) von der neu gestalteten Thermalbadkreuzung zur Römerstraße geführt. Als zusätzliche Anbindung von Sindelfingen an die Römerstraße soll das Musberger Sträßle zwischen Kreuzungsbereich K1055/L1183 und der Römerstraße saniert werden (circa 2,2 Kilometer). Beide Strecken werden im Interesse an eine schnelle Umsetzung zunächst im bestehenden Querschnitt realisiert.
Für die weiteren Abschnitte habe man sich mit dem Landkreis und den Städten Stuttgart, Sindelfingen und Böblingen darauf verständigt, dass der Weiterverlauf der Radschnellverbindung im Rahmen von einer Machbarkeitsstudie untersucht werde. „Ich bin hier guter Dinge, dass die Städte dies ebenso engagiert angehen“, so Hermann weiter.
Land fördert Pionierprojekt mit bis zu 1,4 Millionen Euro
Die 7,4 Kilometer lange Pilotstrecke soll genutzt werden, um schnell Erfahrungen mit dieser für Baden-Württemberg neuen Form der Radverkehrsförderung zu sammeln. Von diesen Erfahrungen sollen alle weiteren Radschnellverbindungen profitieren. Als Pionierprojekt fördert das Land die Strecke daher mit bis zu 1,4 Millionen Euro. Diese setzen sich zusammen aus einer Förderung in Höhe von circa 740.000 Euro nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) sowie bis zu 640.000 Euro aus Sondermitteln zur Förderung von Radschnellverbindungen. Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich nach derzeitigen Schätzungen auf circa 2,2 Millionen Euro. Baulastträger ist der Landkreis Böblingen.
Verkehrsminister Hermann betonte, dass die Radschnellverbindung weiter ausgebaut werden soll: „Selbstverständlich kann es nicht bei diesem ersten Abschnitt bleiben. Als Radschnellverbindung können die Verlagerungspotenziale erst dann wirklich genutzt werden, wenn die Strecke bis in die Innenstädte und an die großen Arbeitsplatzstandorte in Böblingen, Sindelfingen und Stuttgart als Radschnellverbindung weitergeführt wird. Ich freue mich, wenn der Landkreis und die drei Städte nun eine Machbarkeitsstudie zur Anbindung der Innenstädte beauftragen und auf dieser Basis die Umsetzung angehen werden. Für diese Studie übernehmen wir gerne die Kosten in Höhe von 80 Prozent. Auch die Umsetzung werden wir aktiv begleiten.“
Verkehrsverlagerungen zugunsten des Radverkehrs erreichen
Radschnellverbindungen bieten eine attraktive Möglichkeit, auch längere Strecken zügig und sicher mit dem Fahrrad zurückzulegen. Sie werden im Zuge wichtiger Alltagspendlerachsen dort geschaffen, wo ein entsprechend hohes Potenzial besteht, um Verkehrsverlagerungen zugunsten des Radverkehrs zu erreichen. Charakteristisch für Radschnellverbindungen ist eine bevorrechtigte oder kreuzungsfreie Führung, damit verringerte Wartezeiten und erhöhte Reisegeschwindigkeiten sowie eine auf große Radverkehrsmengen ausgelegten Breite. Damit wird in erster Linie die Durchschnittsgeschwindigkeit des Radverkehrs erhöht, das heißt der Zeitverlust beispielsweise an Kreuzungen wird verringert.
Im Koalitionsvertrag wird die große Bedeutung von Radschnellverbindungen insbesondere vor dem Hintergrund der rasanten Verbreitung von Pedelecs und E-Bikes anerkannt. Auch in der RadSTRATEGIE Baden-Württemberg ist das Thema Radschnellverbindungen als wichtiger Baustein zur künftigen Ausrichtung der Radverkehrsinfrastruktur verankert. Es ist dort unter anderem das Ziel enthalten, dass bis 2025 zehn Radschnellverbindungen in Baden-Württemberg realisiert werden.
In allen Landesteilen besteht ein großer Wunsch zur Umsetzung von Radschnellverbindungen. Für 29 mögliche Strecken haben 13 Landkreise und Regionalverbände die Bereitschaft signalisiert, Geld in die Hand nehmen zu wollen und Machbarkeitsstudien zu Radschnellverbindungen durchzuführen. Das Verkehrsministerium fördert entsprechende Machbarkeitsstudien zu 80 Prozent. Wichtig ist, dass es sich bei den Strecken um potenziell verkehrswichtige Verbindungen handelt, bei denen ein großes Verlagerungspotenzial auf den Radverkehr erzielt werden kann und ein hohes Radverkehrsaufkommen zu erwarten ist. Auch müssen die Standards für Machbarkeitsstudien Radschnellverbindungen eingehalten werden.
Weitere Informationen
Für die Planung und den Bau von Radschnellverbindungen hat der Landtag im Haushalt drei Millionen Euro für 2017 bereitgestellt. Noch in diesem Jahr plant auch der Bund den Ländern zur Förderung von Radschnellverbindungen in der Baulast der Länder und Kommunen jährliche Finanzhilfen in Höhe von 25 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Parallel zur Förderung der Machbarkeitsstudien wird daher vom Verkehrsministerium aktuell eine landesweite Potenzialanalyse zu Radschnellverbindungen durchgeführt. Damit werden die wichtigsten Radschnellverbindungen in Baden-Württemberg identifiziert sowie Qualitätsstandards und Musterlösungen ausgearbeitet.