Tierschutz

Erste Luchskatze hat sich ihren neuen Lebensraum erschlossen

Die erste Luchskatze in Baden-Württemberg, Finja, hat sich ihren neuen Lebensraum erschlossen. Sie durchstreift den Nordschwarzwald großräumig und zeigt dabei luchstypisches Verhalten. Das sind hervorragende Voraussetzungen für Luchsnachwuchs im Land.

„Die Luchskatze Finja ist eine Pionierin und soll für Nachwuchs in Baden-Württemberg sorgen. Im vergangenen Dezember erreichte das Auswilderungsprojekt mit ihrer Freilassung einen weiteren wichtigen Meilenstein. Seither hat sich Finja gut eingelebt. Sie hat begonnen, den Nordschwarzwald zu erkunden und dort ihr Streifgebiet zu etablieren. Das ist eine gute Nachricht, denn damit ist der Grundstein für eine dauerhafte und gesunde Luchspopulation in Baden-Württemberg gelegt“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk.

Im Rahmen eines vierjährigen Projekts sollen bis zu zehn vorrangig weibliche Luchse im Schwarzwald ihre neue Heimat finden. Gemeinsam mit den eingewanderten Tieren sollen sie Gründer einer Population sein. Im Schweizer Jura, im Pfälzer Wald und in den Vogesen waren vergleichbare Wiederansiedlungsprojekte bereits erfolgreich. Tiere aus diesen Gebieten sollen sich perspektivisch mit dem Vorkommen im Schwarzwald verbinden, um einen genetischen Austausch zu ermöglichen.

„Dass wir uns mit dem Start des Projektes zunächst die nötige Zeit gelassen haben, um fachliche Fragen zu klären und vor allem um eine breite Partnerschaft für das Vorhaben zu werben, erweist sich heute als Glücksfall“, sagte Prof. Dr. Ulrich Schraml, Direktor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). „Dank der gründlichen Vorarbeiten und einer transparenten Kommunikation stößt die Rückkehr der Luchse jetzt auf viel Interesse und breite Unterstützung“, betonte Prof. Schraml.

Finja hinterlässt ihre Spuren

Dass es der Luchskatze gut geht, zeigt unter anderem ihr Appetit: „Finja bewegt sich inzwischen weiträumig und erbeutet vor allem Rehe. Das entspricht dem natürlichen Verhalten wilder Luchse. Auch ein Fuchs und Hasen gehörten schon zu ihrer Beute“, sagte Eva Klebelsberg, Leiterin des Landesprojekts am FVA-Wildtierinstitut.

Zwischen zwei und fünf männliche Luchse, sogenannte Kuder, gibt es aktuell in Baden-Württemberg. Besondere Hoffnung wird hier auf Luchs „Toni“ gesetzt, der sein Streifgebiet im Nordschwarzwald hat und bereits 2019 aus dem Schweizer Jura eingewandert war. Die jungen Kuder überwinden dabei ein dichtes Band aus Straßen, Schienen und Siedlungsbändern zwischen dem Schweizer Jura und dem Schwarzwald. Die weiblichen Tiere hingegen sind in ihrer Jugend weniger wanderfreudig und scheuen die Querung des Hochrheintales. Eine aktive Unterstützung des Luchsvorkommens war auch aus dem Grund notwendig, da die angrenzenden Vorkommen auf wenige Gründertiere zurückgehen und bereits genetische Verarmung festgestellt worden ist. Sie profitieren von dem Projekt in Baden-Württemberg, da für die Bestandstützung nur genetisch besonders gut geeignete Tiere genutzt werden. Finja wurde im Dezember 2023 gezielt als potenzielle Paarungspartnerin in Tonis Gebiet ausgewildert.

Gibt es bald ersten Luchsnachwuchs im Schwarzwald?

„Luchse sind Einzelgänger, treffen sich jedoch zur Ranzzeit zwischen Februar und April. Sie kommunizieren während dieser Paarungszeit über Duftmarken und den charakteristischen Ranzruf“, erklärte Klebelsberg. Wird eine Luchskatze trächtig, sucht sie sich nach einer Tragzeit von etwa 70 Tagen einen geschützten Wurfplatz. Dort bringt sie ein bis vier Junge zur Welt. „Wir sind unglaublich gespannt, ob sich ein Indiz findet, dass Finja und Toni sich getroffen haben“, so Klebelsberg.

Monitoring durch die FVA in Zusammenarbeit mit Jägerschaft

Mit der Federführung, dem Monitoring und der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts ist die Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg betraut. „Ohne die Jägerinnen und Jäger könnten wir das Luchsmonitoring und das Projekt in dieser Form nicht durchführen. Wir freuen uns insbesondere über die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft. Sie sind die Augen und Ohren des Waldes und haben eine wichtige Multiplikatorfunktion. Wir sind dankbar für die Hinweise in Form von Fotofallenbildern oder Meldungen von Rissen aus den Revieren“, betonte Minister Hauk.

Der Landesjagdverband Baden-Württemberg ist einer der Kooperationspartner im Projekt. Für Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann gehört der Luchs bereits fest zur Revierarbeit: „Die Jägerschaft übernimmt Verantwortung für alle Arten des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes, um dem Anspruch eines ganzheitlichen Wildtiermanagements gerecht zu werden. Insbesondere Wildarten, die ihr Lebensraumpotenzial im Land derzeit nicht ausschöpfen können, brauchen unsere Unterstützung. Die Jägerinnen und Jäger sind Experten im Monitoring und haben daher eine Schlüsselfunktion im Projekt.“

Projekt zur Bestandsstützung

Das vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg ins Leben gerufene Projekt zur Bestandsstützung wird von der FVA in Kooperation mit dem Landesjagdverband, dem WWF Deutschland und dem Zoo Karlsruhe umgesetzt und von der Luchsinitiative e.V. begleitet. Die FVA ist bereits seit Jahren mit Monitoring und Forschung rund um den Luchs betraut und leitet das Auswilderungsprojekt.

Finja ist im Mai 2021 im Wildkatzendorf Hütscheroda in Thüringen in einem weitläufigen Gehege mit viel Deckungsstrukturen geboren und anschließend in Rheinland-Pfalz für die Freilassung im Nordschwarzwald vorbereitet worden. Dafür wurde die Luchskatze in einem weitläufigen und von Menschen abgeschirmten Gehege gehalten. Nach genetischen und verhaltensökologischen Untersuchungen erfüllte sie alle Voraussetzungen für die Auswilderung im Schwarzwald. Luchse sind heimliche Tiere. Beobachtungen sind äußerst selten. Für Menschen stellen Luchse keinerlei Gefahr dar.

Im Tierpark Oberwald, einer Zweigstelle des Zoos Karlsruhe, wird in diesem Jahr ein 5.000 Quadratmeter großes Koordinationsgehege gebaut. Darin können Luchse weitestgehend ohne menschlichen Kontakt auf verschiedene Auswilderungsprojekte in Deutschland und Europa, vorbereitet werden.

Wildtierportal Baden-Württemberg: Luchs

Weitere Meldungen

Traktor auf dem Feld
  • Landwirtschaft

Erleichterungen für GAP-Förderung beschlossen

Eine Ratte schaut aus einem Käfig (Bild: © dpa, Ronald Wittek)
  • Tierschutz

Projekte zur Vermeidung von Tierversuchen gefördert

Logo der Landesstrategie Bioökonomie Baden-Württemberg
  • Bioökonomie

Fortschreibung der Bio­ökonomiestrategie beschlossen

Bohnen
  • Ernährung

Stuttgarter Bohnentag

Blick in den Wald
  • Forst

Innovationen auf Holzbasis für Textilbranche

Säue schauen durch die Absperrung eines Stalles auf einem Bauernhof. (Bild: © dpa)
  • Tierschutz

Nachbesserungen am Tierschutzgesetz gefordert

Weg im ländlichen Raum
  • Ländlicher Raum

Zuschüsse für Modernisierung ländlicher Wege

Wasser läuft aus einem Wasserhahn in ein Glas. (Foto: © dpa)
  • Wasserhaushalt

Masterplan Wasserversorgung

Green Bond BW
  • Finanzmarkt

Dritter Green Bond BW hat positive Umweltwirkung

Ein Landwirt pflügt ein Feld. Luftaufnahme mit einer Drohne. (Foto: Patrick Pleul / dpa)
  • Landwirtschaft

Kongress zum Schutz landwirtschaftlicher Flächen

  • Verbraucherschutz

Portal Lebensmittelwarnung weiterentwickelt

In einem Stuttgarter Kindergarten gibt es Lasagne zum Mittagessen. (Bild: dpa)
  • Ernährung

Themenbereich Ernährung in der Erzieherausbildung stärken

Ein Wanderer steht im Nordschwarzwald beim Ruhestein am Aussichtspunkt Wildseeblick. (Bild: Uli Deck / dpa)
  • Naturschutz

Zehn Jahre Nationalpark Schwarzwald

Minister Peter Hauk (Vierter von links) auf der Verbraucherschutzministerkonferenz 2024 zusammen mit den anderen Ministerinnen und Ministern
  • Verbraucherschutz

Versicherungspflicht für Elementarschäden gefordert

Ein Landwirt geht über ein überschwemmtes Wintergerstenfeld.
  • Landwirtschaft

Maßnahmen zur Hochwasser-Nachsorge

Fußballfans mit deutschen Fahnen auf einer Fanmeile währende eines Spiels der deutschen Fußballnationalmannschaft (Bild: © dpa).
  • Verbraucherschutz

Lebensmittelüberwachung bei der EM

Ein Bio-Bauer bringt mit seinem Traktor und einem Tankwagen als Anhänger, die angefallende Jauche auf einer Wiese aus. (Bild: dpa)
  • Landwirtschaft

Hauk besucht Hagdorn Tomaten in Hochdorf

Smart Food - Logo
  • Ernährung

Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung schärfen

Klaus Töpfer
  • Nachruf

Zum Tod von Klaus Töpfer

Bahnfahrt 2024
  • Ländlicher Raum

Bahnfahrt rund um den Kaiserstuhl

Kuhweide mit Kühen
  • Tierschutz

Eilimpfungen gegen Blauzungenkrankheit

Das beschauliche Dorf Hiltensweiler, ein Teilort von Tettnang, wird von der Abendsonne angestrahlt. Im Hintergrund sind der Bodensee und die Alpen zu sehen.
  • Ländlicher Raum

Sechs Unternehmen im Ländlichen Raum gefördert

Hochwasser in Baden-Württemberg Anfang Juni 2024
  • Landwirtschaft

Hochwasserschäden in der Land- und Forstwirtschaft

  • Biodiversität

Weniger Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft

Katze
  • Tierschutz

Unterstützung für die Kastration freilebender Katzen