Wasser

Ergebnisse der landesweiten Grundwasserüberwachung 2017

Eine Mutter hält ihr Baby und ein Glas Trinkwasser im Arm (Bild: © dpa).

Der Jahresbericht 2017 zur Grundwasserüberwachung zeigt, dass sich der Klimawandel schon heute spürbar auf die Grundwasservorräte im Land auswirkt. Diese waren im vergangenen Jahr insgesamt niedriger als im Jahr davor. Nach wie vor ist Nitrat die Hauptbelastung für das Grundwasser.

Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Karlsruhe hat heute den Jahresbericht 2017 zur Grundwasserüberwachung in Baden-Württemberg veröffentlicht. Mit zahlreichen Daten, Grafiken und Übersichten informiert der Bericht darüber, wie sich die Grundwasservorräte im Land im vergangenen Jahr entwickelt haben und wie das Grundwasser beispielsweise mit Nitrat, Pflanzenschutzmitteln und anderen Chemikalien belastet ist.

Grundwasservorräte 2017 niedriger als im Jahr davor

„Der Blick auf die Grundwasservorräte zeigt, dass sich der Klimawandel in Baden-Württemberg schon heute spürbar auswirkt“, sagte Umweltminister Franz Untersteller. Insgesamt waren die Vorräte im Jahr 2017 im Mittel niedriger als im vorangegangenen Jahr. In den meisten Landesteilen wurden sogar die bereits sehr niedrigen Verhältnisse der Jahre 2003/2004 unterschritten.

Nach einer schon zu Jahresbeginn 2017 sehr ungünstige Ausgangssituation bewegten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen nahezu im gesamten weiteren Jahresverlauf auf unterdurchschnittlichem Niveau. Denn trotz einer über das gesamte Jahr gesehenen durchschnittlichen Niederschlagsmenge hat sich vergleichsweise weniger Grundwasser neu gebildet. So betrug die Sickerwasserrate 2017 lediglich 77 Prozent des langjährigen Mittels. Dies ist auf die Verteilung der Niederschläge im Winter- und Sommerhalbjahr zurückzuführen: Aufgrund der geringeren Lufttemperatur verdunstet in den Wintermonaten deutlich weniger Niederschlag, entsprechend höher ist der versickernde Anteil.

Das regenreiche Jahresende hat die Grundwasserstände ansteigen lassen und die Situation wieder entspannt. „Wie sich die aktuell andauernde Trockenheit und die Hitze der vergangenen Monate auf die Grundwasserstände auswirken wird, wird die nächste Bilanz im Jahr 2019 zeigen“, so der Umweltminister.

Nitratbelastung gesunken

„Nach wie vor stellt Nitrat die Hauptbelastung für unser Grundwasser dar“, sagte Minister Untersteller. Der jährliche Bericht zeige aber, dass die Maßnahmen des Landes greifen würden. „Seit 1994 hat die mittlere Nitratkonzentration landesweit von 29,0 Milligramm pro Liter um rund 23 Prozent auf 22,3 Milligramm pro Liter im Jahr 2017 abgenommen.“ Gegenüber dem Vorjahr 2016 sind die Nitratgehalte im vergangenen Jahr im landesweiten Mittel um 0,4 Milligramm pro Liter gesunken. An neun von zehn Messstellen im Land unterschreitet der Nitratgehalt den Schwellenwert der Grundwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter.

„Die Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung trägt wesentlich dazu bei, dass wir in Baden-Württemberg die Nitratbelastung des Grundwassers Schritt für Schritt reduzieren“, betonten Untersteller und Agrarminister Hauk. Seit 1988 verpflichtet die Verordnung die Landwirtinnen und Landwirte, in Wasserschutzgebieten die Flächen grundwasserschonend zu bewirtschaften. Im Jahr 2018 stellt die Landesregierung für die mit den entsprechenden Bewirtschaftungsauflagen verbundenen höheren Kosten oder geringeren Erlöse rund 20 Millionen Euro bereit.

„Auch außerhalb von Wasserschutzgebieten unterstützen wir freiwillige grundwasserschonende Maßnahmen mit dem Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl, kurz FAKT", sagte Agrarminister Hauk. Das Land stelle der Landwirtschaft hierfür weiterhin Gelder zur Verfügung.

Auch in Wasserschutzgebieten weniger Nitratbelastung

Die ausgewiesenen Wasserschutzgebiete (WSG), in denen die Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO) gilt, nehmen insgesamt etwas mehr als ein Viertel der Landesfläche ein. Nach SchALVO werden Wasserschutzgebiete in Abhängigkeit von der Nitratbelastung in sogenannte „Normalgebiete“ (81 Prozent der Wasserschutzgebietsflächen), „Problemgebiete“ und „Sanierungsgebiete“ (zusammen 19 Prozent der Wasserschutzgebietsflächen) eingeteilt. Je nach Einstufung des Wasserschutzgebietes werden unterschiedliche Maßnahmen zur Verringerung der Nitratbelastung umgesetzt.

In den hoch belasteten Sanierungsgebieten hat sich der seit 2001 insgesamt fallende Trend fortgesetzt, die mittlere Nitratkonzentration hat sich seither um etwa 14 Prozent verringert. Im Jahr 2017 betrug der Wert 44,3 Milligramm pro Liter. In den Problemgebieten hat sich die mittlere Nitratkonzentration seit 2001 um etwa 12 Prozent auf nun 31,3 Milligramm pro Liter reduziert. Auch in den Normalgebieten sind seit dem Jahr 2001 Abnahmen von etwa 6 Prozent auf aktuell 14,1 Milligramm pro Liter erkennbar.

Belastung mit Pflanzenschutzmitteln rückläufig

Die Belastung mit Pflanzenschutzmitteln wird hauptsächlich durch alte Wirkstoffe und deren Abbauprodukte verursacht, die heute nicht mehr zugelassen sind. Dabei handelt es sich meist um Atrazin und Desethylatrazin, Bromacil sowie Hexazinon. Diese Substanzen werden im Grundwasser nur sehr langsam abgebaut und werden daher noch lange nachzuweisen sein. Die Konzentrationen sind überwiegend rückläufig. Die betroffenen Messstellen werden künftig weiter beobachtet.

Künstliche Süßstoffe geraten ins Grundwasser

Süßstoffe und Benzotriazole haben sich in den letzten Jahren als geeignete Tracer für kommunale Abwässer erwiesen. Künstliche Süßstoffe werden in großen Mengen als Zusatzstoffe in Getränken, Lebensmitteln und Körperpflegeprodukten eingesetzt. Sie werden im Körper nicht verstoffwechselt und gelangen unverändert in das Abwasser. Benzotriazole finden breite Verwendung als Korrosionsschutz in Enteisungsmitteln, Kühlflüssigkeiten und Motorschmierstoffen. Eine bedeutende Quelle sind Geschirrspülmittel, die diese Substanzen als Silberschutz für Besteck enthalten. Die Konzentrationen beider Stoffgruppen sind zwar überwiegend sehr gering und für den Menschen unbedenklich, deuten aber darauf hin, dass eine Abwasserbeeinflussung vorliegt, sei es durch direkten Eintrag aus undichten Abwasserkanälen oder durch Uferfiltrat.

Niedrige Konzentration von PFC im Grundwasser

Landesweite Untersuchungen auf die in Mittelbaden und im Raum Mannheim im Boden gefundenen poly- und perfluorierte Chemikalien (PFC) zeigen, dass diese Stoffgruppe ubiquitär in der Umwelt zu finden ist. Die Grundwasseruntersuchungen im Jahr 2017 haben ergeben, dass teilweise in bis zu 50 Prozent der 560 untersuchten Messstellen ein oder mehrere PFC-Verbindungen gefunden werden, allerdings in rund der Hälfte der Fälle in niedrigen Konzentrationen im Bereich knapp oberhalb der Bestimmungsgrenze. In keinem der 41 Rohwasserbrunnen- und -quellen der öffentlichen Wasserversorgung wurden kritische Werte erreicht, damit kann dieses Wasser ohne Bedenken konsumiert werden.

Weitere Informationen

Knapp drei Viertel des Trinkwassers wird in Baden-Württemberg aus Grund- und Quellwasser gewonnen. Die LUBW überwacht regelmäßig die Grundwasserbeschaffenheit an bis zu 2.000 Messstellen. Zusätzlich kontrollieren die Wasserversorgungsunternehmen an weiteren rund 1.600 Messstellen in Wasserschutzgebieten die Grundwasserqualität. Neben Nitrat und Pflanzenschutzmitteln wird das Grundwasser regelmäßig auch auf organische Spurenstoffe untersucht.

Kurzbericht: „Grundwasser-Überwachungsprogramm – Ergebnisse der Beprobung 2017“ (PDF)

Fachbericht: „Grundwasser-Überwachungsprogramm – Ergebnisse der Beprobung 2017“ (PDF)

Karte: „Nitratgehalte 2017 im Landesmessnetz LUBW“ (PDF)

Karte: „Verteilung der Grundwasserneubildung 2017 in mm/Jahr (links) und in % vom Mittel der Periode 1981 – 2010 (rechts)“ (PDF)

Umweltministerium: Grundwasserschutz in Baden-Württemberg

Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg

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