Verkehrsminister Winfried Hermann hat die nahezu abgeschlossenen Ersatzmaßnahmen für den Scheibengipfeltunnel im Naturschutzgebiet Listhof besichtigt. Die Maßnahmen dienen dazu, die Eingriffe in Natur und Landschaft durch die Ortsumgehung Reutlingen zu kompensieren.
Verkehrsminister Winfried Hermann hat gemeinsam mit Barbara Bosch, Oberbürgermeisterin von Reutlingen, die nahezu abgeschlossenen Ersatzmaßnahmen für den Scheibengipfeltunnel im Naturschutzgebiet Listhof besichtigt. Die Maßnahmen dienen dazu, die Eingriffe in Natur und Landschaft durch die Ortsumgehung Reutlingen zu kompensieren. „Der Grundsatz ist einfach: Wenn beim Bau von Infrastruktur Natur zerstört wird, muss als Ausgleich vor Ort oder an geeigneter Stelle der Natur etwas zurückgegeben werden“, so Minister Hermann bei der Besichtigung.
Durch die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen entstehen wertvolle Lebensräume, die der biologischen Vielfalt dienen. „In Zeiten des zunehmenden Artenschwundes leistet die Straßenbauverwaltung durch Umsetzung und Finanzierung von Maßnahmen wie hier am Listhof einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung der biologischen Vielfalt. Dieses Ziel konnte im Naturschutzgebiet Listhof bestens umgesetzt werden“, betonte Winfried Hermann.
885.000 Euro für Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen
Der Straßenbau ist unvermeidbar mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Diese unvermeidbaren Beeinträchtigungen müssen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege ausgeglichen werden. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Ohne solche Maßnahmen sind der Neubau einer Straße oder eines Tunnels nicht zulässig.
Auf dem früher militärisch genutzten Gelände wurden unter anderem naturschutzfachlich bedeutsame Offenlandbereiche wiederhergestellt sowie Streuobstbestände durch Pflanzung lokaltypischer Obstbaumsorten gestärkt. Amphibien wie Laubfrosch und Gelbbauchunke profitieren von Anlage und Pflege von Kleingewässern. Und: Je besser Pfade und Wege gepflegt und angelegt sind, desto größer ist der Mehrwert für den Menschen, für den das Naturschutzareal zu einem Erholungsgebiet wird.
Für die Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen am Listhof wurden insgesamt rund 320.000 Euro investiert. Die Gesamtkosten für die Kompensationsmaßnahmen für den Scheibengipfeltunnel belaufen sich auf rund 885.000 Euro.
Die Stadt Reutlingen hat als Grundstückseigentümerin die Ersatzmaßnahmen durchgeführt. Die Straßenbauverwaltung hat die Stadt dabei finanziell unterstützt und das abgestimmte Maßnahmenkonzept mit umgesetzt.
Das Naturschutzgebiet Listhof
Das 123 Hektar große Gebiet im Südwesten der Stadt Reutlingen gehört zum Naturraum „Mittleres Albvorland“ und umfasst das ehemalige Panzerübungsgelände auf den Gemarkungen Reutlingen, Betzingen und Ohmenhausen. Dass der ehemalige Übungsplatz als „ökologisch besonders wertvoll“ eingestuft wurde, hat mehrere Gründe: zum einen ist das Gelände für die dicht besiedelte Landschaft Baden-Württembergs verhältnismäßig groß und nicht durch öffentliche Straßen oder Siedlungen zerschnitten. Zum anderen gibt es keine nennenswerte Belastung durch Düngemittel, Pestizide oder Entwässerungen. Im August 2000 erklärte das Regierungspräsidium Tübingen den Listhof schließlich zum Naturschutzgebiet.
Der Scheibengipfeltunnel
Die neue Ortsumgehung Reutlingen im Zuge der B 312 wird die Kernstadt Reutlingen im Osten umfahren und mit der bestehenden Bundesstraße B 28/B 312 Reutlingen/Metzingen verknüpft. Die B 312 ist mit einer für 2020 prognostizierten Verkehrsmenge von circa 20.000 Kfz pro Tag und einem Schwerverkehrsanteil von acht Prozent stark befahren. Hauptbestandteil des Projektes ist der 1.910 Meter lange Scheibengipfeltunnel der den namensgebenden Berg zwischen dem Stadtteil Sindelfingen und dem ehemaligen Südbahnhof an der Gemarkungsgrenze zu Eningen unterquert. Am Freitag, den 27. Oktober, wird die Ortsumfahrung Reutlingen für den Verkehr freigegeben und entlastet ab dann die Anwohnerinnen und Anwohner der B 312 von Lärm- und Schadstoffimmissionen. Der Verkehrsfluss in der Region wird nachhaltig verbessert.