Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in der Medizin sind ein entscheidendes Zukunftsfeld. Das war eines der Themen des Besuchs von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Universitätsklinikum Freiburg. Die Ministerin dankte den Beschäftigten dabei auch für ihren unschätzbaren Einsatz in Corona-Pandemie.
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer besucht in den nächsten Wochen die Universitätskliniken des Landes, um mit den Beschäftigten in der Krankenversorgung sowie weiteren Expertinnen und Experten zu wichtigen Zukunftsthemen ins Gespräch zu kommen.
Den Anfang macht das Universitätsklinikum Freiburg mit den Chancen, die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin eröffnen sowie den Herausforderungen, die in der effektiven Nutzung von Daten in Forschung und Krankenversorgung – Stichwort Datenschutz – liegen. Bei ihren Besuchen geht es der Ministerin auch darum, die herausragenden Leistungen der Universitätskliniken in Baden-Württemberg in den vergangenen eineinhalb Jahren zu würdigen.
Dank für unschätzbaren Einsatz in Corona-Pandemie
„Die Belastungen der Pandemie haben auf jeder Station und in jedem Fachgebiet ganz besondere Anstrengungen abverlangt. Rund um die Uhr wurden schwerkranke Corona-Patientinnen und Patienten hochprofessionell versorgt. Die physische und emotionale Belastung dabei war enorm. Mit ihrer großen Motivation für den Beruf, dem Zusammenhalt in den Teams, der Unterstützung zwischen unterschiedlich belasteten Stationen hielten und halten die Beschäftigten den Betrieb am Laufen und setzen sich nicht nur in der Pandemie mit voller Kraft für die Patientinnen und Patienten ein. Dafür möchte ich ihnen im Namen der Landesregierung herzlich danken“, sagte Theresia Bauer bei der Besichtigung zweier Intensivstationen und im Gespräch mit Beschäftigten der Uniklinik Freiburg in Freiburg.
Weltweit modernster Herzkatheter-Roboter auch in Freiburg im Einsatz
Im Anschluss besichtigte die Ministerin einen der weltweit modernsten Herzkatheter-Roboter, der mit rund 800.000 Euro aus Landesmitteln finanziert wurde. Das Universitäts-Herzzentrum am Universitätsklinikum gehört seit kurzem zu einem von nur sechs Standorten in Europa, an denen dieser im Einsatz ist. Mit dem Assistenzroboter können die Ärztinnen und Ärzte unter Zuhilfenahme modernster Bildgebung Herzkranzgefäße weiten oder Stents einsetzen, etwa nach einem Herzinfarkt. Bei einem Eingriff speichert der Roboterarm Motorbewegungen und Materialauswahl, die sich in Zukunft anonymisiert über eine Cloud abrufen lassen sollen. So können bei Patientinnen und Patienten mit vergleichbarer Anatomie der Herzkranzgefäße die erfolgreichsten Algorithmen weltweit abgerufen und somit die Behandlung immer weiter verfeinert werden.
Potentiale der Digitalisierung für Menschen nutzen
„Der Herzkatheter-Roboter ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie die Potenziale der Digitalisierung für die Menschen genutzt werden können. Diese Potentiale müssen aber noch stärker gehoben werden – der Handlungsbedarf auf dem Gebiet ist groß, der Gewinn für Medizin, Patientenversorgung und Gesundheitswirtschaft immens“, so die Ministerin.
„Gute Innovationen müssen den technologischen Fortschritt und die Digitalisierung vereinen. Beide sind wesentliche Bausteine, um die Medizin noch zukunftsfähiger zu machen. Zum Beispiel werden durch den Einsatz von digitalen Assistenten eine Qualitätskontrolle des Operationsverlaufs in Echtzeit möglich sowie eine vereinfachte Auswertung über verschiedene Standorte hinweg“, sagte Prof. Dr. Frederik Wenz, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Freiburg.
Daten verfügbar machen & vernetzen
Die in großer Menge generierten Daten müssten aber auch auf breiter Ebene verfügbar gemacht und – was entscheidend sei – mit Daten aus der Krankenversorgung vernetzt werden, so Ministerin Bauer weiter. „Die genaue Erhebung und Analyse großer Datenmengen ist eine bislang nie dagewesene Chance für Innovationen in der Medizin. Um Forschung auf exzellentem Niveau betreiben und in die klinische Praxis, das heißt: eine verbesserte Prävention, Diagnostik und Therapie, umsetzen zu können, braucht es vernetzte Patientendaten. Eine intelligente Datenvernetzung ist der Schlüssel für medizinische Innovationen, hierfür benötigen wir einen ermöglichenden Datenschutz. Wenn wir den in Deutschland vorhandenen Datenschatz liegen und nicht weiter wachsen lassen, entgeht uns gesellschaftliche Innovationskraft“, betonte die Wissenschaftsministerin. „Deshalb begrüße ich die Medizininformatik-Initiative, deren Ziel ist es, einheitliche Rahmenbedingungen für einen bundesweit einheitlichen Datenzugang und Datenaustausch zu schaffen.“
„Die optimale Nutzung von Daten wird immer mehr eine Voraussetzung für innovative, auf den Patienten zugeschnittene Therapien. Künstliche Intelligenz und eine moderne Infrastruktur für die notwendige Datenerhebung sichern die digitale Teilhabe der Patientinnen und Patienten sowie Bürgerinnen und Bürger. Die Herausforderung sind der datenschutzkonforme Datenzugang und die Datennutzung“, sagt Prof. Dr. Frederik Wenz.
„Der Datenschutz trägt dazu bei, dass bei den Patientinnen und Patienten ein hohes Maß an Vertrauen aufgebaut wird. Ein solcher Schutz darf aber nicht verhindern, dass die Chancen der Digitalisierung und von KI in der Medizin flächendeckend genutzt werden können. Darauf möchte ich auf Landes- und Bundesebene hinwirken,“ sagte Ministerin Bauer. Bund und Länder sollten gemeinsam analysieren, welche Stellschrauben gedreht werden müssten, um ganz konkret die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen anzupassen und damit eine gemeinsame Grundlage für die medizinische Forschung in der Bundesrepublik zu schaffen.