Bei einer digitalen Podiumsdiskussion zur Land- und Waldwirtschaft hat Minister Peter Hauk auf die Herausforderungen beim Klimaschutz sowie der Lebensmittel- und Rohstoffsicherung hingewiesen und die Bedeutung einer sektorenübergreifenden Strategie betont.
„In den zurückliegenden zwei Jahren der Corona-Pandemie erlebten wir bereits die Folgen von unterbrochenen internationalen Warenströmen und Engpässen in der Rohstoffversorgung. Der Krieg in der Ukraine führt uns aktuell nochmals die Bedeutung einer Ernährungs- und Rohstoffsouveränität deutlich vor Augen. Zu diesen Ereignissen kommt erschwerend hinzu, dass die Auswirkungen des Klimawandels in fast allen Bereichen unseres Lebens und Wirtschaftens zu spüren sind. Klimaschutz, Ernährungssicherung und auch Rohstoffsicherung können deshalb nicht unabhängig voneinander betrachtet werden“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, am 5. Mai anlässlich der gemeinsamen digitalen Veranstaltung des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und der Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der Europäischen Union (EU) zum Thema „Land- und Waldwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Klimaschutz, regionaler Versorgung und Weltpolitik - Herausforderungen und Chancen der neuen Verordnung zu Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF)“.
Wälder, Moore und auch landwirtschaftliche Nutzflächen können auf Grund ihrer Speicherfähigkeit als wertvolle Kohlenstoffdioxid(CO2)-Senken dienen. Insgesamt leistete der Sektor Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft laut Statistischem Landesamt im Jahr 2019 etwa eine Senkenleistung von sieben Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in Baden-Württemberg. Zusätzlich erzeugt der Sektor sogenannte Substitutionseffekte. So werden klimaschädlichere Werkstoffe oder fossile Energieträger durch nachwachsende Rohstoffe wie Holz ersetzt. Diese Leistungen wirken sich ebenfalls positiv auf die Klimabilanz anderer Sektoren aus.
Transformation zur Klimaneutralität
„Klimaschutz im Wald heißt nicht zwingend mehr Flächenstilllegung. Ganz im Gegenteil: mit einer multifunktionalen Waldbewirtschaftung und einer nachhaltigen Holznutzung können wir die Wälder an den Klimawandel anpassen, fossile Kohlenstoffe durch nachwachsendes Holz ersetzen und gleichzeitig auch den Artenschutz, Lebensräume und weitere Funktionen unserer Wälder erhalten und verbessern. Einfacher und konkreter kann man die Transformation hin zu einer kreislauforientierten Bioökonomie und am Ende zur Klimaneutralität nicht erreichen“, betont Minister Hauk.
Auch im Bereich Landwirtschaft hat Baden-Württemberg bereits früh auf die Herausforderungen des Klimawandels reagiert und unterstützt entsprechende Maßnahmen. So fördert das Land beispielsweise konservierende Bodenbearbeitung oder digitale Technologien zur teilflächenspezifischen Düngung. Durch das bereits seit dem Jahr 2011 geltende Dauergrünlandumwandlungsverbot nehme Baden-Württemberg zudem eine Vorreiterrolle ein.
„Wir müssen im LULUCF-Bereich die Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigen und sektorenübergreifend denken, um eine möglichst hohe Gesamtklimaschutzleistung zu realisieren und gleichzeitig auch zur Lebensmittel- und Rohstoffsicherung beitragen. In den Regularien der LULUCF-Verordnung sollten diese Aspekte berücksichtigt werden“, resümiert Minister Hauk anlässlich der Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern der EU-Kommission, des EU-Parlaments, der öffentlichen Verwaltung und der Wissenschaft.