Baden-Württemberg ist wieder vollständig frei von der Blauzungenkrankheit. Um einen erneuten Ausbruch zu verhindern, ruft das Land die Landwirtinnen und Landwirte dazu auf, ihre Rinder, Schafe und Ziegen gegen das Blauzungenvirus zu impfen. Zudem ist der Landkreis Ravensburg frei von der Bovinen Virus Diarrhoe.
„Die Kommission der Europäischen Union (EU) hat für das gesamte Land Baden-Württemberg den Status ‚seuchenfrei‘ in Bezug auf die Blauzungenkrankheit (BTV) anerkannt. Der Freiheitsstatus für den bisher noch einem Tilgungsprogramm unterliegenden Landesteil gilt seit dem 18. Juli dieses Jahres“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, am 25. Juli 2022 in Stuttgart.
Die Bewertung durch die EU-Kommission hat ergeben, dass der Antrag der Bundesrepublik Deutschland die Bedingungen für die Gewährung des Status „seuchenfrei” in Bezug auf die Blauzungenkrankheit (BTV) auf dem gesamten Gebiet Baden-Württembergs erfüllt.
„Vor dem Hintergrund eines hohen Infektionsdrucks aus angrenzenden Regionen besteht das Risiko, eines erneuten Eintrags der Blauzungenkrankheit nach Baden-Württemberg. Wir wollen den Freiheitstatus nicht gefährden, deshalb rufen wir die Landwirtinnen und Landwirte im Land dazu auf, freiwillig ihre Rinder, Schafe und Ziegen gegen das Blauzungenvirus BTV vier und acht zu impfen. Das Land und die Tierseuchenkasse Baden-Württemberg unterstützen auch weiterhin finanziell die Schutzimpfung gegen die Blauzungenkrankheit“, betonte Minister Peter Hauk.
Ein erneuter Ausbruch hätte schwerwiegende Folgen
Ein erneuter Ausbruch der Blauzungenkrankheit in Baden-Württemberg hätte schwerwiegende Folgen für die tierhaltenden Landwirtschaftsbetriebe im Land. Für den Fall werden Restriktionszonen mit einem Mindestradius von 150 Kilometer eingerichtet. Empfängliche Tiere können aus einer Restriktionszone nur dann verbracht werden, wenn sie einen gültigen Impfstatus gegen den jeweiligen Serotyp der Blauzungenkrankheit haben oder negativ darauf untersucht worden sind. Peter Hauk unterstrich, dass auch in diesem Kontext die Schutzimpfung notwendig und sinnvoll sind.
Der Landkreis Ravensburg profitiert zudem seit 18. Juli 2022 vom Status „seuchenfrei” in Bezug auf die Bovine Virus Diarrhoe (BVD). „Ich bin erleichtert, dass nun alle Landkreise in Baden-Württemberg wieder den Status ‚seuchenfrei‘ hinsichtlich BVD haben“, erklärte Peter Hauk.
Das von der EU-Kommission genehmigte Tilgungsprogramm im Landkreis Ravensburg konnte erfolgreich abgeschlossen und somit der EU-Kommission ein Antrag auf Anerkennung des Status „seuchenfrei” vorgelegt werden, aus dem hervorgeht, dass die seuchenspezifischen Anforderungen erfüllt sind.
Die Blauzungenkrankheit ist eine anzeige- und bekämpfungspflichtige Tierseuche bei Haus-und Wildwiederkäuern. Das Virus wird durch bestimmte Stechmücken (Gnitzen) übertragen. Die Blauzungenkrankheit äußert sich insbesondere in Fieber, Entzündungen und Blutungen in den Schleimhäuten, vermehrtem Speichelfluss und Schaumbildung vor dem Maul. Vor allem bei Schafen schwillt die Zunge an, wird blau und kann aus dem Maul hängen. Insbesondere bei Schafen kann es zu schwerwiegenden Erkrankungen mit Todesfolge oder Verlammungen kommen. Betroffen sind neben Rindern, Schafen und Ziegen auch Kameliden und das Rotwild. Wegen der Übertragung durch Stechmücken ist eine wirksame Verhinderung und Bekämpfung nur durch eine vorbeugende Impfung möglich.
Das Virus BTV acht zirkuliert weiterhin in den Wiederkäuer-Populationen in angrenzenden Regionen und auch das Virus BTV vier wird nach wie vor in Europa nachgewiesen. Erfreulicherweise musste in Baden-Württemberg aufgrund der hohen Impfdichte seit Ende Mai 2019 bisher kein neuer Seuchenausbruch mehr verzeichnet werden. Daher wird dringend zur Impfung gegen beide Serotypen geraten.
Baden-Württemberg hat auf diese Situation bereits in den vergangenen Jahren mit einer freiwilligen Impfaktion reagiert, welche durch die Tierseuchenkasse und das Land finanziell unterstützt wurde.
Die Bovine Virus Diarrhoe/Mucosal Disease (BVD/MD) gehört zu den wirtschaftlich bedeutsamsten Infektionserkrankungen beim Rind. Während Ansteckungen von nicht tragenden Tieren in der Regel klinisch unauffällig verlaufen, – führt die Infektion trächtiger Rinder zu Aborten, Missbildungen und zur Entstehung persistent infizierter Kälber, die als dauerhafte Virusausscheider für die Aufrechterhaltung der Infektionsketten verantwortlich sind. Eine besondere Form der BVD stellt die tödlich verlaufende Mucosal Disease (MD) dar. Die Einschleppung des Krankheitserregers in freie Rinderbestände erfolgt durch persistent infizierte Tiere.