Verkehrsminister Winfried Hermann hat das alte Stellwerk in Mengen besichtigt und sich dabei auch über die Ablachtalbahn informiert – eine potentielle Reaktivierungsstrecke zwischen Radolfzell und Mengen.
Erfolgreiche Reaktivierungen der vergangenen Jahre zeigen, dass manche Schienenstrecke viel attraktiver ist, als zuvor angenommen wurde. Dies gilt unter anderem für die im Jahr 1996 wieder in Betrieb genommenen Bahn Seehäsle zwischen Radolfzell und Stockach im Landkreis Konstanz. Die Verlängerung dieser Strecke über Stockach hinaus durch eine Reaktivierung der Ablachtalbahn bietet für den Schüler- und Pendlerverkehr, aber auch für den Güterverkehr vielversprechende Potenziale. Verkehrsminister Winfried Hermann hat das alte Stellwerk in Mengen besichtigt und informierte sich dabei auch über die Ablachtalbahn.
Das Programm setzt jedoch ein ernsthaftes Interesse von kommunaler Seite an einer Reaktivierung voraus. „Hierzu gehört auch die Bereitschaft, die kommunalen Eigenmittel im Rahmen der Infrastrukturförderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz zu leisten und bei einem späteren Betrieb die Betriebskosten zu tragen“, erläuterte Minister Hermann bei seinem Besuch in Mengen (Landkreis Sigmaringen).
Land kann Investitionen fördern
Das Land kann außerdem Investitionen wie den Streckenausbau oder eine mögliche Elektrifizierung über das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz fördern. Überdies können auch Mittel für die Schülerbeförderung bereitgestellt werden. Zusätzlich muss jedoch zunächst die Betriebstüchtigkeit der Strecke sichergestellt werden. Diese musste zwischen Sauldorf und Stockach wegen Schäden durch Biber gesperrt werden. Es sei jetzt wichtig, zügig zu prüfen, welche Maßnahmen notwendig sind, um den Bahnbetrieb wieder aufnehmen zu können.
Außerdem informierte Minister Hermann sich über die Situation auf der Zollernalbbahn. Im Rahmen des Projektes Regionalstadtbahn Neckar-Alb soll die Strecke elektrifiziert und für ein verbessertes Zugangebot zwischen Tübingen und Albstadt-Ebingen ausgebaut werden. Ziel ist es, den Ausbau bis zur Inbetriebnahme von Stuttgart 21 abzuschließen, da andernfalls wegen des Dieselverbotes im zukünftigen Stuttgarter Hauptbahnhof keine durchgehenden Züge aus dem Zollernalbkreis nach Stuttgart mehr möglich wären. Aktuell kommt es zu Planungsverzögerungen, weil noch verschiedene Fahrplanvarianten für einen Betrieb von Stuttgart 21 untersucht werden, die jeweils unterschiedliche Auswirkungen auf die Zollernalbbahn haben.
Minister Hermann: „Stuttgart 21 braucht einen stabilen und zuverlässigen Fahrplan. Die Prüfung verschiedener Alternativen ist leider langwieriger als zunächst angenommen. Im Interesse eines später gut funktionierenden Zugangebotes müssen wir uns aber diese Zeit nehmen.“
Die vom Landkreis Sigmaringen gewünschte Elektrifizierung über Albstadt hinaus bis Sigmaringen ist im Elektrifizierungsprogramm als Lückenschluss dem Schritt 2 zugeordnet. Minister Hermann: „Das Land hat bei der Elektrifizierung des Bahnnetzes einen großen Nachholbedarf. Deshalb müssen wir schrittweise vorgehen. Nach Inbetriebnahme von Stuttgart 21 wird es deshalb übergangsweise notwendig sein, auf dem Weg von Stuttgart nach Sigmaringen in Albstadt-Ebingen umzusteigen.