Seit 20 Jahren können Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg das Abibac („Abitur“ und „Baccalauréat“) ablegen. Dieses Abschlusszeugnis wird sowohl in Deutschland als auch in Frankreich als Hochschulzugang anerkannt. Aus Anlass des Deutsch-Französischen Tages haben sich Kultusministerin Susanne Eisenmann und Sophie Béjean, Rektorin der Akademie Straßburg, getroffen und eine Absichtserklärung zur deutsch-französischen Zusammenarbeit in der Fortbildung von Schulleitungen und Lehrkräften unterzeichnet.
Während des Festakts zum 20-jährigen Bestehen des Abibac in Baden-Württemberg im Wagenburg-Gymnasium Stuttgart – der ersten Abibac-Schule im Land – betonten das Rektorat der Akademie Straßburg und das Kultusministerium Baden-Württemberg die Bedeutung des Austauschs zwischen Frankreich und Baden-Württemberg.
„20 Jahre Abibac sind ein konkretes Beispiel für den Austausch mit unseren Nachbarn in Frankreich. Das Abibac ermöglicht jungen Menschen grenzübergreifende Begegnungen und eine europäische orientierte Qualifizierung. Die deutsch-französische Freundschaft ist nicht nur eine Aufgabe der Politik, sondern beruht vor allem auf dem direkten Kontakt der Menschen“, sagte Kultusministerin Eisenmann. Abibac-Schulen wie das Wagenburg-Gymnasium trügen in besonderer Weise zum Aufbau eines gemeinsamen europäischen Verständnisses bei.
Die Rektorin der Akademie Straßburg, Sophie Béjean, ergänzte, dass der Unterricht in Literatur, Geschichte und Geographie sich für das Beschreiten eines gemeinsamen Weges in besondere Weise anbiete, weil Literatur den Zugang zum Denken beider Länder ermögliche. Dies gelte umso mehr, als der Literaturunterricht vom Unterricht in Geschichte und Geographie begleitet werde und so einen erklärenden Kontext erhalte.
Lehrerinnen und Lehrern kommt beim Erwerb der Fremdsprache eine Schlüsselrolle zu. Sie prägen das Bild, das Schülerinnen und Schülern vom Nachbarland vermittelt wird und sie sind häufig diejenigen, die sie dazu motivieren, eine Zeit im anderen Land zu verbringen. Vor diesem Hintergrund sieht die Absichtserklärung vor, dass Schulleitungen von Abibac-Gymnasien und Lehrkräfte von Schulen mit verstärktem Französisch-Unterricht künftig jährlich im Wechsel die Möglichkeit zu gemeinsamen grenzüberschreitenden Fortbildungen erhalten sollen. Diese sollen abwechselnd im Elsass und in Baden-Württemberg stattfinden.
Ministerin Eisenmann betonte, dass Abibac-Schulen wie das Wagenburg-Gymnasium in besonderer Weise zum wechselseitigen Verständnis zwischen Frankreich und Deutschland sowie der Vermittlung von Sprachkenntnissen, emotionaler Kompetenz und Toleranz beitragen. Das Abibac kann in Baden-Württemberg seit 20 Jahren abgelegt werden. Dieses Abschlusszeugnis wird sowohl in Deutschland als auch in Frankreich als Hochschulzugang anerkannt. Das Wagenburg-Gymnasium ist die erste Abibac-Schule im Land mit derzeit 574 Schülerinnen und Schülern. Davon lernen 315 Schülerinnen und Schüler im deutsch-französischen Zug und stehen dabei in regelmäßigem Kontakt zu ihren französischen Partnerschulen in Le Mans und Saverne.
Abibac
In den Abibac-Klassen werden grundsätzlich zwei Sachfächer in französischer Sprache unterrichtet, darunter stets Geschichte, außerdem wahlweise Erdkunde oder Politik- beziehungsweise Sozialwissenschaften. Die Entscheidung über das zweite Fach treffen die Schulen. Der Abibac-Bildungsplan ist in Frankreich und allen Bundesländern einheitlich. In der deutschen Abiturprüfung findet für jede Schülerin und jeden Schüler eine verbindliche mündliche 30-minütige Prüfung in Anwesenheit eines französischen Prüfungsbeauftragten statt. Bei Bestehen aller Prüfungsteile werden das deutsche und das französische Abiturdiplom (Abibac) erteilt. Den gymnasialen Abibac-Zug gibt es in allen 16 deutschen Bundesländern. In Deutschland existieren 74 Abibac-Gymnasien, in Frankreich 84. Neben dem Wagenburg-Gymnasium führen 17 weitere Gymnasien in Baden-Württemberg zum Abibac.
Liste der Abibac-Schulen in Baden-Württemberg
Regierungsbezirk Stuttgart
- Wagenburg-Gymnasium, Wagenburgstraße 30, 70184 Stuttgart
- Gymnasium in den Pfarrwiesen, Pfarrwiesenallee 1 - 3, 71067 Sindelfingen
- Theodor-Heus-Gymnasium, Breslauer Str. 19, 73730 Esslingen am Neckar
- Goethe-Gymnasium, Seestraße 37, 71638 Ludwigsburg
- Max-Planck-Gymnasium*, Rehhaldenweg 2, 73614 Schorndorf
Regierungsbezirk Karlsruhe
- Einstein-Gymnasium, Haydnstraße 3, 77694 Kehl
- Bunsen-Gymnasium, Humboldtstraße 23, 69120 Heidelberg
- Fichte-Gymnasium, Sophienstraße 12 - 16, 76133 Karlsruhe
- Tulla-Gymnasium, Danziger Straße 1, 76437 Rastatt
- Richard-Wagner-Gymnasium, Rheinstraße 152, 76532 Baden-Baden
Regierungsbezirk Freiburg
- Wentzinger-Gymnasium, Falkenberger Straße 21, 79100 Freiburg
- Gymnasium am Deutenberg, Staufenstraße 65, 78056 Villingen-Schwenningen
- Hegau-Gymnasium, Alemannenstraße 21, 78224 Singen
- Martin-Schongauer-Gymnasium, Leo-Wohlleb-Straße 2, 79206 Breisach
- Grimmelshausen Gymnasium, Gymnasiumstraße 9, 77625 Offenburg
- Hans-Furler-Gymnasium, Butschbacher Str. 48b, 77704 Oberkirch
- Oberrhein-Gymnasium, Königsberger Str. 9, 79576 Weil am Rhein
Regierungsbezirk Tübingen
- Kepler-Gymnasium, Uhlandstraße 30, 72072 Tübingen
* im Aufbau&nb
Deutsch-französischer Tag
Im Jahr 2003 erklärten der damalige französische Präsident Jacques Chirac und der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder anlässlich des 40. Jahrestages der Unterzeichnung des deutsch-französischen Vertrags („Elysée-Vertrag“) vom 22. Januar 1963 den 22. Januar zum „Deutsch-Französischen Tag“. In den vergangenen Jahren haben sich die Amtsleitungen des Kultusministeriums und des Rektorats der Akademie Straßburg stets in zeitlicher Nähe des Deutsch-Französischen Tages zu einer gemeinsamen Veranstaltung getroffen.