Die Forscherin und Ärztin Prof. Dr. Charlotte Niemeyer hat den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg erhalten. Sie wurde ausgezeichnet für die Behandlung leukämiekranker Kinder und die Erforschung seltener Leukämien sowie ihren Einsatz für den Bau der neuen Kinderklinik am Universitätsklinikum Freiburg.
Für die Behandlung leukämiekranker Kinder und die Erforschung seltener Leukämien sowie für den Einsatz für den Neubau der Kinder- und Jugendklinik am Universitätsklinikum Freiburg hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg an die Forscherin und Ärztin Prof. Dr. Charlotte Niemeyer verliehen. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer hat ihr die Auszeichnung am 17. August 2021 in Freiburg überreicht.
„Professorin Charlotte Niemeyer gehört zu den Menschen, die Verantwortung übernehmen und sich in besonderem Maß für die Gesellschaft einsetzen. Mit ihrer Fachkompetenz und ihrem unermüdlichen Einsatz ermöglicht sie vielen kleinen und jungen Patientinnen und Patienten die Aussicht auf ein gutes Leben“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.
Besonders am Herzen lägen ihr Kinder und Jugendliche mit schweren Erkrankungen. „Mit ihrem großartigen Engagement hilft sie nicht nur ihnen, sondern auch den von solchen Schicksalsschlägen hart getroffenen Familien“, so die Ministerin.
Behandlung von seltenen Leukämieformen bei Kindern und Jugendlichen
In der Forschung hat sich Prof. Charlotte Niemeyer mit ihrer Arbeitsgruppe der Behandlung von seltenen Leukämieformen bei Kindern und Jugendlichen verschrieben, hier besonders den Erkrankungen des Knochenmarks, die vor der Entstehung der Leukämie ablaufen. Dadurch konnten Diagnostik und Therapie deutlich verbessert werden. „Kam die Diagnose Leukämie noch vor wenigen Jahrzehnten einem Todesurteil gleich, können mittlerweile – auch dank der Arbeit von Charlotte Niemeyer – Kinder mit seltenen Leukämieformen geheilt werden“, unterstrich Ministerin Bauer.
Unter der Leitung von Prof. Dr. Charlotte Niemeyer hat sich die Freiburger Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie fest unter den weltweit führenden medizinischen Einrichtungen bei der Erforschung und Behandlung seltener Leukämien etabliert. Darüber hinaus hat Charlotte Niemeyer ein europäisches Netzwerk zur Erforschung von Knochenmarkserkrankungen mit aufgebaut. Dieses konnte durch gemeinsame Studien wichtige Erkenntnisse zur Behandlung von Blutkrebserkrankungen von Kindern und Jugendlichen erarbeiten.
Einsatz für den Bau der neuen Kinderklinik
Neben ihrem Wirken als Forscherin und Ärztin zeichnet Prof. Dr. Niemeyer ihr Einsatz für den Bau der neuen Kinderklinik am Universitätsklinikum Freiburg aus. Im Jahr 2012 hat sie die „Initiative für unsere Kinder- und Jugendklinik Freiburg“ in Leben gerufen. Dieser Grundstein für einen öffentlichkeitswirksamen Auftritt war notwendig, um mehrere Jahre später den echten Grundstein legen zu können.
Parallel zum Baufortschritt konnte ihre Initiative einen größeren Millionenbetrag an Spenden einwerben. „Charlotte Niemeyers unermüdlicher Einsatz war am Ende von Erfolg gekrönt: In zwei Jahren wird die Freiburger Kinderklinik in Betrieb gehen können“, so die Ministerin abschließend.
Prof. Dr. Charlotte Niemeyer studierte mit einem Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes in Kiel, Nottingham, und Freiburg im Breisgau Medizin und wurde 1980 als Ärztin approbiert. 1981 folgte die Promotion, danach die Facharztausbildung in Kiel, Boston, an der Harvard University und in Hannover. 1989 erfolgte die Anerkennung der Fachbezeichnung Kinderärztin.
1990 bis 2002 war sie als Oberärztin an der Kinderklinik der Universität Freiburg tätig, habilitierte sich 1993 und erhielt 2001 einen Ruf auf die C3-Professur für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie an der Universität Freiburg. 2002 wurde sie zur Ärztlichen Direktorin der Klinik IV Pädiatrische Onkologie und Hämatologie des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Freiburg ernannt.
Charlotte Niemeyer gehört internationalen wissenschaftlichen Gremien im Bereich der pädiatrischen Onkologie an und ist im Vorstand des Freiburger Tumorzentrums. Ebenfalls seit 2012 ist sie Geschäftsführende Ärztliche Direktorin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin.
Der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg – bis Juni 2009 die „Verdienstmedaille“ – wird vom Ministerpräsidenten für herausragende Verdienste um das Land Baden-Württemberg verliehen, insbesondere im politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich. Die Verleihung des Verdienstordens erfolgt in der Regel einmal jährlich im Rahmen eines Festakts. Die Zahl der Ordensträgerinnen und -träger ist auf insgesamt 1.000 lebende Personen begrenzt. Seit 1975 wurde der Landesorden insgesamt 1.989 (inklusive 2021) Personen verliehen. Eine Auszeichnung kann bei Bürgermeisterämtern, Landratsämtern oder unmittelbar beim Ministerpräsidenten angeregt werden.
Alle Gruppen der Bevölkerung und alle Gebiete des Landes sollen möglichst gleichmäßig berücksichtigt werden. Der Verdienstorden hat die Form eines stilisierten Kreuzes mit einem Medaillon in seiner Mitte, auf dem das große Landeswappen mit dem Schriftzug Baden-Württemberg abgebildet ist. Er wird an einem gefalteten Band in den Landesfarben getragen. Anstelle des Ordens kann eine schwarz-gelbe Rosette oder eine Miniatur getragen werden, die ebenfalls überreicht werden. Neben den Ordensinsignien erhalten die Ordensträgerinnen und -träger auch eine von Ministerpräsident Winfried Kretschmann unterzeichnete Verleihungsurkunde.
Staatsministerium: Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg