Die Landesregierung ordnet die Schulverwaltung neu und verknüpft Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung miteinander. Mit zwei neuen Instituten rücken Schulqualität und Lehrerbildung stärker in den wissenschaftlichen Fokus und die Landesregierung baut ein System der Qualitätssicherung im Schulunterricht auf.
Die Landesregierung hat heute die Umsetzung des Qualitätskonzepts für das Bildungssystem Baden-Württembergs beschlossen. Zum 1. Januar 2019 richtet das Kultusministerium ein „Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung“ und ein „Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg“ ein. Diese beiden neuen Institute untersuchen künftig die Unterricht- und Schulqualität im Land wissenschaftlich und entwickeln aus den gewonnenen Daten Verbesserungsvorschläge für den Unterricht. „Mit unserem Qualitätskonzept stellen wir jetzt die Weichen, um die Bildungschancen für die Schülerinnen und Schüler auf lange Sicht zu steigern“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Nicht auf früheren Erfolgen ausruhen
Die Neuordnung der Kultusverwaltung sei eine Reaktion auf die nicht zufriedenstellenden Ergebnisse Baden-Württembergs in den Bildungsvergleichen der Länder der vergangenen Jahre, erklärt Ministerpräsident Kretschmann. Das Land habe sich zu lange auf den früheren Erfolgen ausgeruht.
„Wir schaffen klare Strukturen, bauen Doppelzuständigkeiten ab und stellen den Schulen verlässliche Ansprechpartner bereit. Wir werden die Lehrerausbildung und die Lehrerfortbildung systematisch miteinander verknüpfen und dadurch stärken“, fasst Ministerpräsident Kretschmann zusammen. Kultusministerin Susanne Eisenmann ergänzt: „Letzten Endes geht es darum, für unsere Schülerinnen und Schüler die besten Bildungschancen zu schaffen.“
Welche Unterrichtsmethoden funktionieren tatsächlich?
Zentral für das Vorhaben ist das neu zu gründende „Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg“ (IBBW). Das IBBW wird die Unterrichts- und Schulqualität in den Schulen evaluieren. Es liefert künftig die Daten und Informationen, die für eine systematische, datengestützte Qualitätsentwicklung vom Kultusministerium bis hin zu jeder einzelnen Schule nötig sind. Hierzu wird ein wissenschaftlich basiertes Bildungsmonitoring im Land eingerichtet, um Verbesserungspotentiale in den Schulen zu erkennen. Welche Unterrichtsmethoden wirken? Welche Bildungskonzepte bringen welchen Erfolg? Wie können Kernkompetenzen besser vermittelt werden? Außerdem begleitet und bewertet das IBBW bildungspolitische Reformvorhaben von Beginn an.
„Wir brauchen dringend ein funktionierendes Frühwarnsystem, um Steuerungswissen und Hinweise zur Verbesserung abzuleiten“, begründet Kultusministerin Eisenmann die geplanten Maßnahmen. Der Aufbau eines strategischen Bildungsmonitorings sei neu für Baden-Württemberg, so die Kultusministerin weiter. „Was andere Länder bereits seit längerem etabliert haben, bauen wir nun auf, um künftig zu wissen, was tatsächlich wirkt und wo unsere Probleme liegen.“
Ein wissenschaftlicher Beirat begleitet die genaue Ausgestaltung des IBBW. Er bringt seine Expertise auch in die fortlaufende Arbeit der neuen Einrichtung ein. Für das Institut sind 135 Stellen vorgesehen. Voraussichtlich zieht das IBBW in die Räume des Landesinstituts für Schulentwicklung in Stuttgart ein.
Ausbildung und Fortbildung verbessern
Das neue „Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung“ (ZSL) entwickelt aus den beim IBBW gewonnenen Daten dann neue Konzepte für den Schulunterricht, Unterstützungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler und Lehrerfortbildungen. Ziel ist eine tatsächliche Verbesserung der Schul- und Unterrichtsqualität – auf wissenschaftlicher Grundlage und fokussiert auf die Unterrichtsqualität.
Das „Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung“ bekommt eine dezentrale Struktur. Sechs Regionalstellen tragen die zentral entwickelten Angebote und Dienstleistungen für Ausbildung, Fortbildung und Beratung aller Schularten in die Fläche. Um passgenaue Angebote für die Schulen vor Ort zu schaffen, braucht es landesweit gemeinsame konzeptionelle Grundlagen. Darum sieht die Planung der Landesregierung vor, die Seminare und die bislang für die Ausbildung, Fortbildung und Beratung aller Schularten zuständigen Einheiten in den Regierungspräsidien und Staatlichen Schulämtern in den ZSL-Regionalstellen zusammen zu führen und neu zu strukturieren. Für das ZSL sind 195 Stellen veranschlagt, als Standort der Zentrale ist derzeit Leinfelden-Echterdingen vorgesehen.
Qualitätskonzept schärft Rolle der Schulaufsicht
Das IBBW stärkt durch die Bereitstellung von Schuldaten die Regierungspräsidien und Staatlichen Schulämter bei der Schulaufsicht. Dabei gehe es aber nicht um Kontrolle oder Schulrankings, so die Kultusministerin, sondern darum, möglichst passgenaue Entwicklungsmöglichkeiten für jede einzelne Schule zu identifizieren. Ein Mittel dazu sind sogenannte „Statusgespräche“ zwischen Schulaufsucht und Schulleitungen. Sie verabreden darin im Dialog und auf Basis von Daten verbindliche Schritte der Weiterentwicklung. Das ZSL wiederum stellt hierfür dann konkrete Unterstützungsangebote bereit.
Mitarbeiterpool der Kultusverwaltung ausschöpfen
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden neuen Institute kommen größtenteils aus dem bestehenden Personal der Kultusverwaltung. Die Leitungsstellen hingegen schreibt das Kultusministerium öffentlich aus.
Im Haushaltsjahr 2019 rechnet die Landesregierung mit Ausgaben in Höhe von rund 9,3 Millionen Euro, davon rund 5,7 Millionen Euro für Personalkosten und rund 3,6 Millionen Euro für einmalige Sachausgaben. Die Personalkosten werden in den Folgejahren schrittweise abgeschmolzen, da bereits bestehende Stellen aus der Kultusverwaltung in den beiden neuen Einrichtungen aufgehen.
Pressemitteilung: Grünes Licht für Konzept zur Steigerung schulischer Qualität
Quelle:
/red