Nach einer aktuellen Verbraucherstudie werden immer noch viele wertvolle und essbare Lebensmittel in Privathaushalten weggeworfen. Fast die Hälfte aller Lebensmittelabfälle im Land wäre vermeidbar – das entspricht rund 26 Kilogramm pro Person im Jahr.
„Eine aktuelle Untersuchung zeigt: Immer noch werden viele wertvolle und essbare Lebensmittel in Privathaushalten weggeworfen. Als Landesregierung werden wir uns weiterhin und verstärkt für die Reduzierung von diesen vermeidbaren Lebensmittelabfällen und einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln einsetzen“, sagte Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch.
Viel Potential für Senkung der Abfallmenge in Privathaushalten
Eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat die Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten in Deutschland erfasst. Eine Sonderauswertung für Baden-Württemberg zeigt, dass im Land pro Jahr bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern etwa 600.000 Tonnen Lebensmittelabfall anfallen. Fast die Hälfte davon wäre vermeidbar – das entspricht rund 26 Kilogramm pro Person. Diese Menge liegt über dem gesamtdeutschen Durchschnitt. „Die Zahlen zeigen, dass Handlungsbedarf besteht. Auch wenn wir nach einer aktuellen Erhebung des WWF im Vergleich der Bundesländer mit im Spitzenfeld liegen. Die Reduzierung von Lebensmittelverlusten ist weltweit ein wichtiges Thema und auch wir in Baden-Württemberg sind in der Verantwortung, unseren Beitrag dazu zu leisten“, betonte Gurr-Hirsch.
Die Landesregierung habe darum einen Maßnahmenplan erarbeitet, der kontinuierlich weiterentwickelt werde und die relevanten Akteure und Handlungsfelder miteinbeziehe. „Es gibt noch viel Potential, die Abfallmenge in Privathaushalten zu senken und so wertvolle Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten“, sagte die Staatssekretärin. In Baden-Württemberg fiele pro Haushalt im bundesdeutschen Vergleich laut der Studie am meisten Lebensmittelabfall an. Ein möglicher Erklärungsansatz dafür sei, dass im Land überdurchschnittlich viel und hochwertig zuhause frisch gekocht werde, dies sei erfreulich.
Wertschätzung von Lebensmittel erhöhen
„Der häufigste Grund für die Entsorgung von Lebensmitteln sind Probleme mit der Haltbarkeit, insbesondere mit der Verderbnis oder ein ‚altes‘ Aussehen. Auch zu viel Gekochtes, Tellerreste und zu viel Gekauftes landen häufiger in der Tonne. Darin sehen wir entscheidende Ansatzpunkte für unsere Maßnahmen“, erklärte die Staatssekretärin. „Zum einen möchten wir Verbraucherinnen und Verbrauchern durch Bildungsangebote die Möglichkeit geben, mehr über Einkaufsplanung, die richtige Lagerung und das Haltbarmachen von Lebensmitteln zu lernen. Auch die Weiterverwendung von übrig gebliebenem Essen zu neuen, schmackhaften Speisen ist dabei Thema. Zum anderen sehen wir in der Bewusstseinsschaffung und Sensibilisierung für das Thema Lebensmittelverluste sowie in der Erhöhung der Wertschätzung von Lebensmitteln wichtige Handlungsansätze“, betonte Gurr-Hirsch.
Über das Mindesthaltbarkeitsdatum sind die Menschen in Baden-Württemberg offenbar gut aufgeklärt: Sie werfen Lebensmittel selten aufgrund eines abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums weg. Wird ein Lebensmittel allerdings deswegen entsorgt, so erfolgt dies häufig in ungeöffneter Verpackung, also ohne, dass seine tatsächliche Genussfähigkeit überprüft wurde. „Wir möchten das Vertrauen in die eigene Beurteilung des Zustands eines Lebensmittels stärken. Dafür braucht es Wissen und Erfahrung rund um Lebensmittel, ihre Lagerung und Zubereitung“, sagte Gurr-Hirsch.
Nicht nur Verbraucherinnen und Verbraucher sind Akteure im Kampf gegen Lebensmittelverluste. Auch der Lebensmitteleinzelhandel und der Bereich der Außer-Haus-Verpflegung spielen eine wichtige Rolle. Darum sind auch diese in die Maßnahmen der Landesregierung eingebunden. „Gemeinsam mit dem Handelsverband, dem DEHOGA und zahlreichen Betrieben wollen wir durch Kooperationsprojekte und Aufklärungsarbeit zu einer Reduzierung von Lebensmittelabfällen beitragen. Gerne bringen wir uns dabei auch in die vom Bundesministerium angekündigte Nationale Strategie zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung ein“, betonte die Staatssekretärin.
Weitere Informationen
Die EU-Mitgliedsstaaten haben sich im September 2015 zur Erfüllung des SDG 12.3 (Sustainable Development Goal) der UN verpflichtet, bis 2030 die weltweite Lebensmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren sowie die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Lebensmittelverluste zu verringern. Auch im Koalitionsvertrag 2016 bis 2021 der Landesregierung sowie in der Ernährungsstrategie des Landes ist die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung als ein wichtiges Ziel verankert. Baden-Württemberg ist die Herausforderung bereits aktiv angegangen und hat entsprechende Maßnahmen erarbeitet, die kontinuierlich weiterentwickelt werden.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Gesamtstudie
Mach's Mahl: Sonderauswertung für Baden-Württemberg