Im Rahmen seiner diesjährigen Sommertour „Umwelt-Zukunft“ besucht Umweltminister Franz Untersteller wieder spannende Orte im Land, die für unterschiedliche Bereiche der Umweltpolitik stehen.
Auch in diesem Jahr besucht Umweltminister Franz Untersteller wieder spannende Orte im Land, die für unterschiedliche Bereiche der Umweltpolitik stehen. Seine Sommertour 2020 „Umwelt-Zukunft“ (PDF) führt ihn schwerpunktmäßig in den Norden des Landes, unter anderem in die Regionen Heilbronn-Franken und Rhein-Neckar, die Landkreise Böblingen und Tübingen sowie Städte wie Karlsruhe und Stuttgart. Dazu wird der Umweltminister einen Tag im Nationalpark Schwarzwald verbringen, um sich vor Ort den Entwicklungsstand des Nationalparks zeigen zu lassen.
Vielfältige Stationen im ganzen Land
Die Tour beginnt am Montag, 3. August, in Stuttgart und endet am Freitag, 7. August, in Besigheim. „Der Beginn der Sommerferien ist immer eine gute Gelegenheit, sich außerhalb der sonst engen Terminpläne mit Themen zu befassen“, sagte Umweltminister Franz Untersteller. „Von der Abfall- und Plastikvermeidung, über Trockenmauern und Artenschutz bis hin zu Starkregenmanagement und Gewässerschutz freue ich mich auf die Stationen der Tour und vor allem auf die Gespräche mit den Menschen, die sich um sie kümmern.“
Die Stationen der Sommertour „Umwelt – Zukunft“
In Rottenburg-Weiler war Umweltminister Franz Untersteller auf einem der ersten Kunstrasensportplätze im Land, bei denen Kork statt Kunststoffgranulat verwendet wurde.
Umweltminister Franz Untersteller bevorzugt in seiner Freizeit als Tischtennisspieler die kleinen Bälle. Als sportbegeisterter Mensch hat er sich aber natürlich auf dem feinen Untergrund die Gelegenheit nicht entgehen lassen, auch mit den großen Bällen zu spielen – und Untersteller war vom neuen ökologischen Kunstrasensportplatz des SV Weiler im Landkreis Tübingen sofort angetan. „Der Platz macht einen hervorragenden Eindruck und fühlt sich sehr geschmeidig an“, sagte Untersteller bei seinem Besuch im Rottenburger Stadtteil im Rahmen seiner Sommertour.
Das Weiler Kleinspielfeld (53 auf 46 Meter) als Ergänzung zum großen Rasenplatz war bei der Einweihung Anfang September 2019 einer der ersten Kunstrasensportplätze Baden-Württembergs, der mit Kork statt mit dem bis dahin gebräuchlichen Kunststoffgranulat befüllt worden waren. „Kork ist ein natürlicher und besonders nachhaltiger Rohstoff und lässt sich daher zu 100 Prozent biologisch abbauen“, erläuterte Untersteller, „Kork statt Kunststoff leistet so einen wichtigen Beitrag, um den Austrag vor Mikrokunststoffen in die Umwelt zu verringern.“
Die Auswirkungen von Mikrokunststoffen auf Mensch und Umwelt, auch wegen teilweise enthaltener Schadstoffen wie beispielsweise PAK und Schwermetalle, werden von der Wissenschaft als äußerst problematisch angesehen. Deshalb fördert das Land seit dem vergangenen Jahr auch keine Kunstrasensportplätze mit Kunststoffgranulat mehr. Es gibt allerdings ausgezeichnete Alternativen auf dem Markt. Die Vereine favorisieren nun beim Neubau von Plätzen Füllstoffe wie Kork oder Olivensteine sowie innovative Fasern, die ganz ohne Füllstoffe auskommen.
Der SV Weiler hatte schon mehr als zehn Jahre einen Kunstrasenplatz mit Kunststoffgranulat geplant. Aber als der Klub dann 2019 endlich das Geld für den Neubau aufbringen konnte, musste er praktisch über Nacht seine schönen Pläne wieder verwerfen und einen Ersatz für das Kunststoffgranulat finden. „Die Verantwortlichen des SV Weiler haben aus der Not eine Tugend gemacht und in kürzester Zeit und in Eigenregie eine Lösung gefunden, die mir imponiert und der Umwelt hilft“, lobte Umweltminister Franz Untersteller.
Auf seiner Sommertour „Umwelt-Zukunft“ hat Umweltminister Franz Untersteller heute Station in Heidelberg gemacht. Schwerpunkt dort war das Starkregenmanagement der Stadt Heidelberg.
Heidelberg war eine der ersten Städte im Land, die auf die zunehmenden Starkregenereignisse reagiert haben. Auslöser war ein Ereignis vor vier Jahren, das Schäden in einer Größenordnung von einer Million Euro verursacht hat. „Heute kann Heidelberg ein Starkregenmanagement vorweisen, das neben der ortsscharfen Risikoabschätzung auch ein Handlungskonzept beinhaltet. Im nächsten Schritt gilt es, Maßnahmenvorschläge zur Risikoabwehr zu konkretisieren und in die Praxis umzusetzen“, sagte Umweltminister Franz Untersteller.
Die Stadt Heidelberg ist durch ihre bebauten Hanglagen besonders anfällig für die Folgen von Starkregen. Wegen der Größe der Stadt und der hohen Anzahl von Risikogebieten, war es eine große Herausforderung ein Konzept für das Stadtgebiet zu erarbeiten. Heidelberg habe das systematisch und vorbildlich angepackt, zeigte sich Untersteller beeindruckt. Unterstützt wurde sie dabei vom Land: „Wir fördern die Erstellung der Starkregengefahrenkarten und die Ausarbeitung eines Handlungskonzepts mit einem Fördersatz von 70 Prozent. Nicht nur in Heidelberg“, präzisierte der Umweltminister. Um eine einheitliche Vorgehensweise und vergleichbare Qualität zu gewährleisten hat das Umweltministerium den Kommunen den Leitfaden „Kommunales Starkregenrisikomanagement in Baden-Württemberg“ an die Hand gegeben.
„Starkregenereignisse werden zunehmen, je weiter der Klimawandel fortschreitet. Darauf müssen wir uns einstellen“, betonte Untersteller. „Das Land nimmt seine Verantwortung wahr, indem es die Kommunen finanziell unterstützt. Die Kommunen müssen ihre Verantwortung wahrnehmen, indem sie das Thema auf die Tagesordnung setzen und handeln.“
Außerdem hat Umwelt- und Naturschutzminister Franz Untersteller die Marktgemeinschaft KraichgauKorn in Heidelberg besucht.
KraichgauKorn ist ein Zusammenschluss von rund 100 regionalen Landwirtschaftsbetrieben, Bäckereien und Mühlen, die sich für den Erhalt der Artenvielfalt engagieren. „Weniger Pflanzenschutzmittel und Blühstreifen mit insektenfreundlichen Pflanzen um jeden Getreideacker sind Ausdruck einer naturnäheren Landwirtschaft “, sagte Untersteller. „Die KraichgauKorn zeigt auf ihren Anbauflächen, dass Naturschutz und Landwirtschaft nicht im Gegensatz stehen und ein Beitrag zum Erhalt der Biodiversität auch in der landwirtschaftlichen Praxis möglich ist.“
39 Wildbienenarten sind in Deutschland bereits ausgestorben. Die Biomasse von Fluginsekten im Offenland ging bis zu 80 Prozent zurück. „Wer sich diese Zahlen vor Augen führt, weiß um die Anstrengungen, die auf dem Gebiet der Biodiversität vor uns liegen“, betonte der Minister. „Mit unserem neuen Naturschutzgesetz haben wir dafür eine klare Richtung vorgegeben: die Reduktion der chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel um 40 bis 50 Prozent bis 2030 und eine Wiederbelebung der Ackerflur.“ KraichgauKorn zeige, dass hierbei vieles möglich sei.
Im Rahmen seiner Sommertour „Umwelt-Zukunft“ hat sich Umweltminister Franz Untersteller vor Ort ein Bild über die Entwicklung des Nationalparks gemacht. Insbesondere die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Besucherzahlen und die Natur haben ihn interessiert.
Fast vier Monate ohne Führungen und andere Veranstaltungen – das klingt zunächst nach einer ruhigen Zeit für die Rangerinnen und Ranger im Nationalpark Schwarzwald. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Coronakrise, in der außer Ausflügen im engen Familienkreis nicht viel erlaubt war, hat die Menschen zurück zur Natur gebracht. Basierend auf den Daten der aufgestellten Zählschranken haben im Zeitraum April bis Juni rund 100.000 Gäste mehr als im Vorjahreszeitraum den Nationalpark Schwarzwald besucht – ein Plus von knapp 50 Prozent.
„Diese für alle herausfordernde Zeit hat auch die Sinne für die Schönheiten der Natur geschärft“, kommentiert Umweltminister Franz Untersteller den enormen Gästezuwachs im Nationalpark. Das sei sehr erfreulich, fügte Untersteller hinzu. „Auf diese Weise erfahren die Menschen hautnah, wie bedeutend die Artenvielfalt für unsere Lebensgrundlage ist.“
Nicht nur mehr, sondern zum Teil auch ungewohntes Publikum trieb es in den vergangenen Monaten in den Nationalpark ergänzte Rangerin Friederike Schneider: „Wir sind auf ganz neue Besuchergruppen getroffen, die sonst eher nicht hier sind. Zum Beispiel viele Familien, auch mit Kindern in der Pubertät, die sonst für Wandertouren erfahrungsgemäß nur schwer zu begeistern sind.“ Auch in der Regel weniger aufgesuchte Orte, die sonst als ruhige Geheimtipps gelten, wurden seit dem Beginn der Corona-Pandemie stärker besucht.
An einigen Stellen wurden doppelt bis drei Mal so viele Ausflügler wie im Vorjahreszeitraum festgestellt. „Es hat sich gezeigt, dass sich der Andrang nicht auf die üblichen Hotspots beschränkt hat. Obwohl wir nach wie vor am Buhlbachsee mit rund 7.000 deutlich weniger Gäste gezählt haben als zum Beispiel auf dem Lotharpfad mit mehr als 44.000“, sagt Dominik Rüede, im Nationalpark zuständig für das Besuchermonitoring. „Die besondere Situation der Corona-Monate hat deutlich gemacht, wie wichtig die Natur als Erholungsort und Gesundheitsquelle für die Menschen ist“, sagt Kerstin Ensinger, Leiterin des Sachbereichs Tourismus und Erholung im Nationalpark.
„Bei aller Begeisterung für den Nationalpark dürfen wir nicht vergessen, dass Menschen auch eine Belastung für die Natur sein können“, mahnte Umweltminister Untersteller bei seinem Besuch. „Menschen hinterlassen immer und in den allermeisten Fällen ohne böse Absicht Spuren die naturfremd sind. Diese zu minimieren ist umso wichtiger, je mehr Menschen den Nationalpark für sich entdecken“. So musste das Rangerteam häufig wilde Camper ermahnen, manche größere Gesellschaft auflösen und einmal sogar ein ferngesteuertes Boot vom Wilden See holen. Auf den Parkplätzen im Nationalpark standen abends plötzlich Campingwagen dicht an dicht. „Einmal haben wir 14 auf einem Platz gezählt“, sagt Schneider.
Für die Natur ließe sich bislang schwer beziffern, welche Auswirkungen so ein Ansturm wie in den letzten Monaten habe, sagt Marc Förschler, Leiter des Fachbereichs Ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz: „Störungen abseits der Wege sind aber ein großes Problem, zumal im zweiten Quartal des Jahres, in das die sensible Brut- und Aufzuchtzeit bei vielen Arten fällt.“ Sehr störungsanfällige Arten wie das Auerhuhn fänden dann nur noch sehr schwer ruhige Bereiche vor, in denen sie ihre Jungen großziehen können.
„Ich freue mich sehr über das große Interesse am Nationalpark Schwarzwald, appelliere aber auch an die Besucherinnen und Besucher, Rücksicht zu nehmen, nur die ausgewiesenen Wege zu nutzen und mit Einbruch der Dämmerung der Natur auch ihre verdiente Ruhe zu gönnen“, ergänzte der Minister.
„Was in den Sommerferien auf uns zu kommt, können wir noch gar nicht einschätzen“, so Friederike Schneider vom Nationalpark. In den vergangenen zwei, drei Wochen, habe sich die Situation zwar etwas normalisiert, vermutlich, weil wieder mehr andere Ausflugsziele geöffnet haben. Am Lotharpfad gelte aber weiterhin eine Einbahnstraßenregelung, um den möglichen Andrang zu lenken.