Die Künstlerin Ulrike Ottinger erhält den Hans-Thoma-Preis 2021. Mit dem Preis zeichnet das Land die international anerkannte Künstlerin für ihr Lebenswerk aus.
Die Künstlerin Ulrike Ottinger erhält am 15. August 2021 in Bernau den Hans-Thoma-Preis 2021. Mit dem Preis zeichnet das Land Baden-Württemberg die aus Konstanz stammende international anerkannte Künstlerin für ihr Lebenswerk aus.
„Ich freue mich sehr, dass die Jury 2021 Ulrike Ottinger ausgewählt hat, eine der aktuell einflussreichsten Künstlerinnen aus Baden-Württemberg. Ihr künstlerisches Schaffen ist außergewöhnlich reich und faszinierend vielfältig – Ulrike Ottinger hat in verschiedenen Kunstgenres Werke von internationaler Gültigkeit geschaffen: in der Filmkunst, der Fotografie, in Malerei und Skulptur und im Bereich der Inszenierung“, sagte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski im Vorfeld der Verleihung. Mit ihrem unkonventionellen, unverwechselbaren Schaffen habe sie zahlreiche Künstlerinnen und Künstler inspiriert. „Ihr Stil ist eigenständig und bildstark. In ihrer Kunst verlässt sie gewohnte Erzählstrukturen und Konventionen und ersetzt sie durch komplexe Reflexionen über Geschlecht, Identität und Macht.“
Den Preis überreicht die Ministerialdirigentin des Kunstministeriums Dr. Claudia Rose am 15. August 2021 in Bernau. Anlässlich der Preisverleihung wird Ulrike Ottingers vielschichtiges und multimediales Werk im Hans-Thoma-Kunstmuseum Bernau in eine begehbare Installation mit Malereien, Skulpturen, Fotografien, Filmen und dokumentarischem Material umgesetzt. „Entstanden ist eine überaus eindrucksvolle Inszenierung“, so die Kunststaatssekretärin. Zu sehen sind Werke und Objekte aus unterschiedlichen Schaffensperioden, vor allem auch die Ergebnisse ihrer Reisen an entlegene, außereuropäische Orte. „Die Werke, die sie dabei erschuf, sind Ausdruck eines sensiblen, aufmerksamen Blicks, einer intensiven künstlerischen Auseinandersetzung, auch mit der Vergangenheit und ihren Auswirkungen auf die Gegenwart. Sie berühren, regen an zur Reflexion und eröffnen neue Perspektiven“, betonte Olschowski abschließend.
Mitglieder der Jury für den Hans-Thoma-Preis 2021 unter Vorsitz von Staatssekretärin Petra Olschowski waren:
- Christa Näher (Preisträgerin 2019)
- Dr. Claudia Emmert (Zeppelinmuseum Friedrichshafen)
- Çağla Ilk und Misal Adnan Yıldız (Direktion der Kunsthalle Baden-Baden, zusammen eine Stimme)
- Dr. Andrea Jahn (Stiftung Saarländischer Kulturbesitz Saarbrücken)
- Prof. Nils Büttner (ABK Stuttgart)
- Margret Köpfer (Direktorin des Hans-Thoma-Kunst Museums, nahm in beratender Funktion teil)
Pop-Art Malerin, Film-Avantgardistin, Bühnenkünstlerin und Fotografin
Ulrike Ottinger, geboren 1942 in Konstanz, eröffnete Anfang der 1960er Jahre ihr Atelier in Paris, wo sie sich als Malerin zu einer der bedeutendsten Repräsentantinnen der Pop-Art in Europa entwickelte. Ende der 1960er Jahre widmete sie sich vermehrt dem Filmen, schrieb Drehbücher und etablierte sich schließlich ab den 1970er Jahren mit ihren experimentellen Film-Dokumentationen und Spielfilmen in der internationalen Filmszene. Sie ist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. 2011 wurde ihr künstlerisches Gesamtwerk mit dem Hannah-Höch-Preis der Stadt Berlin gewürdigt. Seit 2019 ist sie Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die jährlich die Academy Awards (»Oscars«) verleiht. Sie lebt in Allensbach am Bodensee und in Berlin.
Ulrike Ottingers Filme wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesfilmpreis und dem Preis der deutschen Filmkritik. Ihre Werke sind Teil der wichtigsten internationalen Filmfestivals und wurden vielfach in Retrospektiven gewürdigt, zum Beispiel im New Yorker Museum of Modern Art, in der Pariser Cinémathèque française, dem Centre Pompidou, der Biennale di Venezia und jüngst im Louvre in Paris. 2020 erhielt sie die Berlinale Kamera im Rahmen der 70. Internationalen Filmfestspiele für „Paris Calligrammes“.
Ulrike Ottinger arbeitet auch als Regisseurin und Bühnenbildnerin für Theater und Oper. Sie inszenierte unter anderem „Clara S.“ an den Staatstheatern Stuttgart (1983) oder „Das Lebewohl“ am Berliner Ensemble (2000). Darüber hinaus widmet sie sich seit Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn der Fotografie und setzt mit ihren Bildern, die meist im Vorfeld oder parallel zu den Filmarbeiten entstehen, eigene visuelle Akzente. Ihre Arbeiten waren bspw. auf der Biennale di Venezia, der Documenta 11, der Berlin Biennale sowie im Witte de With – Center for Contemporary Art Rotterdam, dem Museo Nacional Reina Sofia in Madrid, den Kunst-Werken Berlin und im NTU Center for Contemporary Art in Singapur zu sehen.
Hans-Thoma-Preis
Der Hans-Thoma-Preis wurde als Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg 1949 zu Ehren des Malers, Akademie- und Galeriedirektors Hans Thoma (1839 bis 1924) ins Leben gerufen. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben und würdigt das Lebenswerk einer herausragenden Künstlerpersönlichkeit, die einen Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens in Baden-Württemberg hat oder hier geboren ist. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und geht mit einer Ausstellung im Hans-Thoma-Kunstmuseum in Bernau im Schwarzwald einher. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.