Automobilwirtschaft

Transformationsrat Automobilwirtschaft empfiehlt erste Maßnahmen

Ein Mitarbeiter montiert im Porsche Werk in Stuttgart-Zuffenhausen eine Vorderachse mit Elektromotor. (Foto: © dpa)

Der Transformationsrat Automobilwirtschaft empfiehlt erste Maßnahmen, um die Systemkompetenz im Land auf zukünftige Herausforderungen auszurichten. Der klare Fokus liege darauf, wie man Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Land erhalten könne, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut.

Der „Transformationsrat Automobilwirtschaft“ unter Vorsitz von Wirtschafts- und Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut hat erste Maßnahmen empfohlen, mit deren Hilfe die Automobilwirtschaft im Südwesten für Erfordernisse der Zukunft strategisch neu ausgerichtet und weiterentwickelt werden soll. Diese Empfehlungen sollen in den Strategiedialog der Landesregierung eingespeist und weiterverfolgt werden. „Baden-Württemberg will bei der Mobilität der Zukunft den Takt vorgeben. Wir stehen im Transformationsprozess, der unsere Automobilwirtschaft tiefgreifend verändert, eng an der Seite unserer Industrie, unseres Mittelstands und der Arbeitnehmerinnen und -nehmer im Land. Unser klarer Fokus liegt darauf, wie wir Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Land erhalten können“, erklärte Hoffmeister-Kraut.

Konkrete Empfehlungen des Rats

Die konkreten Empfehlungen des Transformationsrats zielen dabei auf die zentralen Wirtschaftsbereiche „Forschung und Entwicklung, Produktion und Zulieferer“ sowie „Vertrieb und Aftersales“, und wurden unter der Leitung der Co-Vorsitzenden, Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth und Porsche-Vertriebsvorstand Detlev von Platen, erarbeitet. Das Wirtschaftsministerium wolle erste Maßnahmen jetzt umsetzen und dafür rund vier Millionen Euro investieren, so die Ministerin.

Wilfried Porth, Vorstand für Personal und Arbeitsdirektor & Mercedes-Benz Vans der Daimler AG: „Der Wandel zur Elektromobilität ist eine Chance für unsere Wirtschaftsregion. Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybrid-Antriebe und Elektrofahrzeuge werden über viele Jahre nebeneinander existieren. Neue Technologien eröffnen zahlreiche Möglichkeiten für neue Jobs in zusätzlichen Geschäftsfeldern oder mit neuen Geschäftsmodellen. Um den Wandel erfolgreich zu gestalten, bedeutet das in den nächsten Jahren für die baden-württembergische Automobilindustrie hohe Investitionen in Forschung, Entwicklung, Produktionstechnik und vor allem in die Qualifizierung der Mitarbeiter und die Stärkung ihrer digitalen Kompetenzen. Eine Aufgabe und Verantwortung, die Politik und Wirtschaft nur gemeinsam stemmen können - deshalb setzen wir auf den bewährt offenen Dialog und die konstruktive Zusammenarbeit.“

Wichtiger und richtiger Schritt für die Zukunft

„Der Transformationsrat Automobilwirtschaft Baden-Württemberg ist ein wichtiger und richtiger Schritt für die Zukunft. Im gemeinsamen Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft haben wir uns das Ziel gesetzt, auf die sich stetig verändernden Kundenbedürfnisse angemessen zu reagieren, Dienstleistungen anzupassen und Servicekonzepte neu zu denken“, sagte Detlev von Platen, Vorstand für Vertrieb und Marketing der Porsche AG. „Die Automobilindustrie wird sich in den nächsten Jahren schneller verändern als jemals zuvor, das sehen wir gleichzeitig als große Chance, die Zukunft mitzugestalten. Allerdings wird unsere Industrie derzeit mit Herausforderungen konfrontiert, die durch unklare rechtliche Rahmenbedingungen nur mühsam bewältigt werden können. Das Zielbild ist jedoch klar definiert: Neue Mobilitätskonzepte müssen sich in allen Aspekten nahtlos in die Lebenswelt der Menschen und unsere Dienstleistungen integrieren lassen. Der Kunde muss dabei immer im Mittelpunkt unserer Überlegungen stehen. Nur wenn wir ein im Alltag für den Kunden funktionierendes Ökosystem anbieten und die Politik die richtigen Rahmenbedingungen zur Verfügung stellt, können wir langfristig erfolgreich sein.“

Erarbeitung eines „Technologie-Kalenders“ für den Mittelstand

Drei Empfehlungen aus den Arbeitsgruppen des Transformationsrats greift das Wirtschaftsministerium in einem ersten Schritt bereits auf: Dazu zählt ein Technologie-Kalender („Roadmap“) für kleine und mittlere Unternehmen, KMU. Dieser soll eine aktuelle und transparente Einschätzung des zeitlichen Verlaufs und des Umfangs des durch Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung bedingten technologischen Wandels liefern. Das Wirtschaftsministerium investiert hierfür 600.000 Euro. Hoffmeister-Kraut: „Der Transformationsprozess in der Automobilwirtschaft zeichnet sich derzeit noch durch große Unsicherheiten hinsichtlich seines Verlaufs und Umfangs ab. Diese Unwägbarkeiten in ihrer Gesamtheit zu überblicken, zu gewichten und Rückschlüsse auf die eigenen Produkte, die Produktion und notwendige Qualifizierungsmaßnahmen zu ziehen, ist gerade für kleinere Unternehmen oft nur schwer möglich. Mit dem Technologie-Kalender wollen wir Entscheidungsträgern im Mittelstand genau diese Informationen und Orientierungen geben, um ihnen damit strategische Entscheidungen zu erleichtern.“

Aufbau einer Lernwerkstatt 4.0 für Kfz-Werkstätten

Das zweite Projekt umfasst den Aufbau einer Pilot-Lernwerkstatt (Lernwerkstatt 4.0) sowie die Ableitung beziehungsweise Entwicklung von zukünftigen Qualifikationsmaßnahmen im Bereich Kfz-Werkstätten und Kfz-Handel. Die Lernwerkstatt 4.0 orientiert sich an den bereits erfolgreich arbeitenden Lernfabriken 4.0, die vom Wirtschaftsministerium landesweit gefördert werden, und die die Aus- und Weiterbildung im digitalen Bereich von Industrie und Handwerk unterstützen. Die Lernwerkstatt 4.0 schafft – ausgerichtet auf aktuelle Herausforderungen wie Smart Data oder Konnektivität im Fahrzeug und zwischen Fahrzeugen – einen Raum, in dem Entscheidungsträger sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kfz-Werkstätten über die zukünftigen Technologien, Geschäftsmodelle und Services informiert werden und diese in einem realen Werkstattumfeld live erleben können. „Damit unterstützen wir Werkstätten bei der zielgerichteten Qualifizierung etwa im Bereich Digitalisierung, Elektronik oder Software“, so die Ministerin. 700.000 Euro stehen zur Umsetzung zur Verfügung.

Unterstützung für Fabrikausrüster

Ziel des dritten Projektes („Förderung von vorwettbewerblicher Forschungs- und Entwicklungsarbeit für den Mittelstand – Transformation der Fabrikausrüster“) ist der Aufbau eines Demonstrationsprojektes („Transformations-Hub“) Elektromobilität für das Land Baden-Württemberg als Anlaufstelle insbesondere für KMU zur Unterstützung der strategischen Neuausrichtung hinsichtlich der neuen elektromobilen Produktvielfalt. Im Rahmen dieses Vorhabens wird ein Leitfaden „Fit4E“ entwickelt, der es den Unternehmen ermöglicht, bereits vorhandene eigene Stärken mit den neuartigen Prozessketten abzugleichen und so den Einstieg in diese zu vereinfachen. Die Hemmschwelle, den Umstieg auf für die Elektromobilität notwendige Produkte zu wagen, soll damit entscheidend verringert werden. Gleichzeitig werden die Ausrüster für die notwendigen Vorlaufzeiten sensibilisiert. Zudem werden in diesem Rahmen zwei Leuchtturmprojekte zur Elektromotorenfertigung und Batterieproduktion umgesetzt. Das Wirtschaftsministerium investiert hierfür 2,6 Millionen Euro.

Zwei Batterie-Leuchtturm-Projekte

„Die Batterie ist eine Schlüsseltechnologie der Zukunft. Die Batterie ist nicht nur aus technologischer Sicht entscheidend, sondern auch volkswirtschaftlich. Gerade als Automobilland müssen wir diese riesigen Chancen ergreifen. Für die zukünftige automobile Wertschöpfungskette in Deutschland und Europa ist es aus unserer Sicht mittelfristig systemrelevant, dass hier Batteriezellen produziert werden.“ Deshalb wolle das Wirtschaftsministerium außerdem zwei Vorhaben im Bereich der Batterie voranbringen. „Wir wollen gemeinsam mit dem Bund eine Digitalisierte Batteriezellen-Produktion 4.0 im Land realisieren und ein Europäisches Prüf- und Kompetenzzentrum für Batterien und Energiespeicher nach Baden-Württemberg holen“, erklärte Hoffmeister-Kraut. Das Land werde dafür 20 Millionen Euro investieren. „Ich danke allen Mitgliedern des Transformationsrats, im Lenkungskreis wie in den Arbeitsgruppen, für ihr Engagement. Vor allem den beiden Themenfeldverantwortlichen möchte ich für die intensive Arbeit der letzten Monate danken“, betonte die Ministerin abschließend.

Strategiedialog Automobilwirtschaft

Der Strategiedialog Automobilwirtschaft der Landesregierung erfolgt auf Arbeitsebene in sechs strategischen Themenfeldern. In Themenfeld 1 fallen Forschung und Entwicklung, Produktion und Zulieferer. Themenfeld 2 umfasst den Vertrieb und Aftersales. Die Themenfelder 1 und 2 werden in Verantwortung des „Transformationsrates Automobilwirtschaft Baden-Württemberg“ unter der Leitung von Wirtschafts- und Arbeitsministerin Hoffmeister-Kraut bearbeitet.

Innerhalb dieser zwei Themenfelder wurden die vier Arbeitsgruppen „Technologie, Innovation und Wertschöpfung“, „Fachkräfte und Qualifizierung“, „Handel und Werkstätten“ sowie „Neue Mobilität: Geschäftsmodelle und Wertschöpfung“ eingerichtet.

Zur operativen Unterstützung und zur Begleitung der Arbeit des Transformationsrats wurde ein Begleitforschungsprojekt beim Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO initiiert, das Dateninput, Szenarien und so weiter als Diskussionsgrundlage liefert sowie gemeinsam mit allen Beteiligten Handlungsempfehlungen und Maßnahmenvorschläge für die beiden Themenfelder erarbeitet.

Wirtschaftsministerium: Strategiedialog Automobilwirtschaft

Strategiedialog Automobilwirtschaft: Positionen des Transformationsrats zuStrategien und Maßnahmen (PDF)

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