Die Gewinner des Streuobstpreises Baden-Württemberg 2019 stehen fest. Der Preis zeichnet das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern aus, die sich für die Pflege der artenreichen Streuobstbestände im Land einsetzen.
„Baden-Württemberg ist geprägt von Streuobst. In unserem Land gibt es die größten zusammenhängenden Streuobstbestände in ganz Europa. Streuobstwiesen sind einzigartige Kulturlandschaften, die bei entsprechender Bewirtschaftung eine hohe Artenvielfalt aufweisen. Sie laden zu jeder Jahreszeit zu abwechslungsreichen Aktivitäten ein und sind Ursprung leckerer Früchte und hochwertiger Produkte. Zahlreiche Menschen im Land engagieren sich dafür, dieses wertvolle Natur- und Kulturgut zu bewahren. Doch ohne die Pflege und das besondere Engagement der Bürgerinnen und Bürger werden diese wertvollen Artenbiotope immer weniger, deshalb fördern wir die Pflege von Streuobstbeständen und zeichnen heute diejenigen aus, die sich besonders für den Erhalt des regionalen Streuobstes einsetzen“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk.
Mit den Streuobstpreis Baden-Württemberg würdigt das Land herausragendes Engagement zum Erhalt der Streuobstwiesen. Die Preisträger des im Jahr 2019 vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz ausgelobten Wettbewerbs „Artenreiches Grünland – Die Farben unserer Streuobstwiese“ stehen fest: Die Regionalgruppe Tübingen des Netzwerks Blühende Landschaft aus dem Landkreis Tübingen, Familie Geigle aus dem Landkreis Reutlingen, der Obst- und Gartenbauverein Rangendingen e.V. aus dem Landkreis Zollernalb sowie die Initiative Feines von Reutlinger Streuobstwiesen aus dem Landkreis Reutlingen dürfen sich über ein attraktives Preisgeld freuen.
Streuobstwiesen als artenreiche und wertvolle Lebensräume
„Wir zeichnen vorbildliche Streuobst-Projekte aus, in denen die Streuobstwiesen mit besonderem Augenmerk auf die Biodiversität bewirtschaftet werden. Die ausgewählten Preisträgerinnen und Preisträger zeigen beispielhaft, wie man Streuobstwiesen zu artenreichen und wertvollen Lebensräumen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten macht. Ihre Motivation und ihr Einsatz verdienen unsere höchste Anerkennung“, betonte der Minister.
Das Engagement für eine artenreiche Kulturlandschaft sei heute wichtiger denn je. „Es gilt, Menschen für die naturnahe Pflege und Nutzung der Streuobstwiesen zu motivieren. Nur so können auch künftige Generationen eine intakte, vielgestaltige Kulturlandschaft genießen“, so Hauk. Das Land Baden-Württemberg trage eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Streuobstbestände. Daher unterstütze es gerne Initiativen, in denen Bürgerinnen und Bürger aktiv und oftmals ehrenamtlich Ideen zur Bewahrung der Streuobstwiesen entwickeln und umsetzen.
Aktiv im Einsatz für die Kulturlandschaft
Insgesamt 40 Bewerbungen von Privatpersonen, Kindergärten, Vereinen und Kommunen aus ganz Baden-Württemberg sind im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz eingegangen. Eine Fachjury bewertete unter anderem die Konzepte zur Pflege und Nutzung des Unterwuchses sowie der Verwertung des Obstes, Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt und die aussagekräftige Darstellung durch Fotos.
„Die hohe Biodiversität unserer Streuobstbestände ist Grund dafür, ihren Erhalt als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu verstehen. Umso mehr freue ich mich, dass sich so viele Menschen in unserem Land dafür engagieren, eine auf Vielfalt ausgerichtete Bewirtschaftung zu praktizieren“, sagte Hauk. „Nur durch das große Engagement von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern bleiben die Streuobstwiesen mit ihrer Vielfalt erhalten. Das Land unterstützt dieses Engagement mit zahlreichen Maßnahmen wie der Förderung Baumschnitt-Streuobst, dem Agrarumweltprogramm FAKT zur Unterwuchspflege oder dem Streuobstpreis. Uns freut die rege Teilnahme an diesen Maßnahmen sehr und sie zeigt uns, dass wir damit wichtige Anreize setzen.“
Die Preisträger
Die Regionalgruppe Tübingen des Netzwerks Blühende Landschaft ist eine bereits langjährig engagierte Gruppe, die sich für artenreiches Grünland einsetzt: durch das Ausbringen von „Hosentaschensaatgut“, die insektenfreundliche Sensenmahd und Heugewinnung oder die Beweidung mit Ziegen. Die Gruppe kooperiert mit einer Schule und verknüpft dadurch die Streuobstbewirtschaftung und -verwertung mit pädagogischer Arbeit.
Familie Geigle aus Bad Urach setzt sich seit ein paar Jahren mit eigenen Flächen für den Streuobstbau ein. Sie hat eine verbuschte Streuobstwiese revitalisiert, lokale Sorten aufgepflanzt, führt insektenfreundliche Maßnahmen im Grünland durch und verwertet das Obst auf vielfältige Weise, unter anderem zu „Fruchtleder“.
Der Obst- und Gartenbauverein Rangendingen bewirtschaftet eine sehr artenreiche Streuobstwiese mit situationsbezogener Staffelung der Mahd. Der Baumbestand ist altersdifferenziert mit vielen Sorten. Darüber hinaus führt der Verein weitere biodiversitätsfördernde Maßnahmen durch, wie Totholzerhalt, die Anlage von Reisighaufen, einer Trockenmauer oder einem Bienenhotel. Auch die Zusammenarbeit mit einem Imker und Jugendaktionen sind würdigend hervorzuheben. Das Obst wird teilweise zu Saft für eine Schulmensa, womit der Verein den Bezug von jungen Menschen zum Streuobst fördert.
Die Initiative Feines von Reutlinger Streuobstwiesen engagiert sich seit vielen Jahren für den Streuobstbau und hat eine große Breitenwirkung erreicht. Mittlerweile bündelt die Initiative zahlreiche Akteure und etwa 40 Hektar biozertifiziertes Streuobst. Auf einem Teil der Fläche setzt die Initiative das Konzept „Artenreiche Blumenwiese“ um, welches das Vorkommen von Kennarten honoriert. Sie bietet streuobstpädagogische Projekte an, organisiert Baumpatenschaften und Pflanzaktionen. Außerdem betreibt die Initiative eine Streuobstwiesenbörse, die Besitzer, Helfer, Pächter oder Käufer verbindet.
Der Streuobstpreis
Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz vergibt den Streuobstpreis Baden-Württemberg alle zwei Jahre an Gruppen von Bürgerinnen und Bürgern, die vorbildliche Projekte im Bereich Streuobst umsetzen. Der Wettbewerb steht unter wechselnden Mottos und regt so unterschiedliche Akteure an teilzunehmen.
Der Streuobstpreis ist in der Regel mit insgesamt 3.000 Euro dotiert und wird an drei Preisträgergruppen verliehen. Im Rahmen des Streuobstpreises 2019 wurden nach der Bewertung der fachlichen Auswahlkriterien durch die Jury vier Preisträgergruppen ausgezeichnet.
Infodienst Landwirtschaft - Ernährung - Ländlicher Raum: Streuobstportal des Landes