Bei der Einweihung der Pilotanlage zur Herstellung von Textilfasern aus Buchenholz am Technikum Laubholz betonte Minister Peter Hauk die Bedeutung der holzbasierten Bioökonomie für den Ländlichen Raum und den Klimaschutz.
„Baden-Württemberg ist bundesweit führend im Bereich der holzbasierten Bioökonomie. Mit dem Technikum Laubholz (THL) gestalten wir die Zukunft der Holzverwendung mit. Damit ist Baden-Württemberg richtungsweisend für Deutschland und Europa. Mit dem Innovations-Hub am Standort in Göppingen entwickeln wir innovative und hochwertige Anwendungen für Laubholz, die dazu beitragen wird unsere Wirtschaft resilient und zukunftsfähig aufzustellen sowie unsere Klimaschutzziele zu erreichen. Mit der neuen Pilotanlage zur Herstellung von Textilfasern aus heimischem Buchenholz, gehen wir innovative Wege und werden die Textilbranche revolutionieren“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, am 9. August 2023 anlässlich der Inbetriebnahme der Pilotanlage zur Herstellung von Textilfasern aus Buchenholz am TLH in Göppingen.
Innovatives Holzaufschlussverfahren öffnet neue Perspektiven
In einem neuartigen, patentierten Verfahren werden am THL Textilfilamente der Hochleistungsfaser aus Buchenzellstoff gewonnen. Das benötigte Wasser wird wiedergewonnen und erneut eingesetzt.
Dank des effizienten Prozess-Steuerungssystems und des Lösungsmittel-Recycling-Systems stellt das TLH einen geschlossenen Rohstoffkreislauf ohne Abfallströme sicher – ein klares Bekenntnis zur Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit. „Mit dieser Technologie setzt das TLH einen Meilenstein für nachhaltige Produktionsverfahren und öffnet neue Horizonte für die textile Zukunft“, sagte Minister Hauk.
Textilfasern aus heimischem Buchenholz
Die Textilfaser WDBSD TX aus Buchenholz steht für Innovation, Umweltfreundlichkeit und außergewöhnliche Leistungsfähigkeit. Sie bietet ein breites Anwendungsspektrum: von technischen Textilien für die Mobilitätsbranche über medizinische Anwendungen und Hygieneartikel bis hin zu begehrten Produkten in der Bekleidungsindustrie. Insbesondere im boomenden Markt für Freizeit- und Sportbekleidung können diese Hochleistungsfasern, dank ihrer hohen Hydrophilie, exzellenten Festigkeit und eines hervorragenden Tragekomforts, eine nachhaltige Alternative und leistungsstarke Option sein.
Ludwig Lehner, Vorstandsvorsitzender des Technikums Laubholz äußert sich begeistert: „Die Inbetriebnahme unserer Pilotanlage zur Herstellung von Textilfasern aus Buchenholz steht symbolisch für einen Wendepunkt in der Textilindustrie und stellt einen bedeutenden Fortschritt für eine nachhaltigere Zukunft dar. Wir sind stolz darauf, eine wegweisende Technologie entwickelt zu haben, die nicht nur die Textilindustrie revolutionieren wird, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Umweltschutz leistet.“
Breites Anwendungsspektrum in der Textilindustrie
Dr. Ing. Tobias Wolfinger, wissenschaftlicher Vorstand des Technikums Laubholz, betont: „Mit der WDBSD TX – Woodbased Textile Fiber – können wir ein sehr breites Anwendungsspektrum in der Textilindustrie abdecken. Von technischen Textilien für die Mobilitätsbranche bis hin zu medizinischen Anwendungen und Bekleidungsprodukten – die Textilfaser WDBSD TX bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten mit außergewöhnlichen Leistungseigenschaften.“
Dr. Rolf Moors, Leiter Faserbasierte Biopolymerwerkstoffe des TLH, fügt hinzu: „Die Entwicklung von WDBSD TX war eine Reise der Innovation und des Umweltbewusstseins. Es ist inspirierend und erfüllend zu sehen, welch transformative Wirkung diese nachhaltige Technologie in verschiedenen Branchen entfalten wird. Mit WDBSD TX revolutionieren wir nicht nur Fasern. Wir gestalten aktiv eine greifbare und nachhaltigere Zukunft.“
„Mit dem Technikum Laubholz am Standort Göppingen, haben wir einen weiteren Leuchtturm der zirkulären Bioökonomie in und aus Baden-Württemberg. Jetzt geht es in Sachen Klimaschutz, Ökologie und zirkulärer Wertschöpfung weiter kraftvoll voran“, betonte Minister Hauk abschließend.
Technikum Laubholz
Das Technikum Laubholz ist eine außeruniversitäre Einrichtung der Spitzenforschung. Es wurde im Jahr 2020 auf Initiative des Landes Baden-Württemberg mit dem Ziel gegründet, Erkenntnisse der Grundlagenforschung beschleunigt zur Industriereife zu führen. Im Mittelpunkt aller Bemühungen steht die wertschöpfende Verwendung von Holz und vor allem von Laubholz. Mit der Arbeit am Technikum Laubholz werden die Bemühungen des Landes Baden-Württemberg zur beschleunigten Umsetzung der gesetzten Ziele der Bioökonomie unterstützt. Schwerpunkt ist die beschleunigte biologische Transformation industrieller Fertigung.
Interdisziplinäre Teams arbeiten hierfür in mittlerweile vier Forschungsfeldern. Im Endausbau der Einrichtung werden acht Forschungsfelder mit international anerkannter Expertise zur Verfügung stehen.