Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut hat die mittelständischen Unternehmen in Baden-Württemberg im Rahmen des vom Wirtschaftsministerium initiierten Kongresses „Open Innovation – Digitalisierung der Innovationsprozesse“ dazu aufgerufen, vermehrt auch auf neue Wege zur Dynamisierung des Innovationsgeschehens im Land zu setzen.
„Baden-Württembergs derzeitige Stellung als Innovationsregion Nummer 1 in Europa ist nicht ungefährdet, in der Innovationsdynamik holen andere Regionen auf. Um den Wohlstand von morgen zu sichern, ist und bleibt es daher gemeinsame Aufgabe von Unternehmen, wirtschaftsnaher Forschung und Wirtschaftspolitik, dem Innovationsgeschehen in Baden-Württemberg immer wieder neue Impulse zu verleihen. Insbesondere mittelständische Unternehmen im Land können und sollten daher die Potentiale von Instrumenten wie ‘Open Innovation’ verstärkt nutzen, um Innovationsprozesse zu beschleunigen“, sagte Hoffmeister-Kraut vor mehr als 400 Teilnehmern des Kongresses in Stuttgart.
Unter dem Stichwort „Open Innovation“ nutzten gerade große Unternehmen hierfür bereits zunehmend das Wissen von Kunden, Lieferanten, Forschungseinrichtungen und der gesamten globalen Community, um Innovationsschübe zu generieren. Solche Methoden könne auch der Mittelstand übernehmen, zumal die Potentiale von „Open Innovation“ durch die Digitalisierung noch erweitert und effizienter gestaltet werden könnten.
Nach dem Innovationsreport 2015/16 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags nennen 47 Prozent der befragten Unternehmen „Open Innovation“ als wichtige Innovationsstrategie. Damit versprechen sich auch kleine Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern positive Impulse von
Open Innovation.
Auch das durch das Wirtschaftsministerium geförderte Projekt „Open Innovation“ der Steinbeis 2i GmbH zeige, dass kleine und mittlere Unternehmen in Baden-Württemberg durchaus Kooperationen nutzen, um Innovationsprozesse zu beschleunigen oder externes Wissen in das eigene Unternehmen zu holen. Baden-Württemberg habe schon früh die richtigen Impulse gesetzt und ein gutes Angebot zum Wissens- und Technologietransfer geschaffen. Allerdings gebe es noch immer Ängste wie zum Beispiel die unberechtigte Verwendung geistigen Eigentums und die unfaire Aufteilung von Kosten und Gewinn. Diese Ängste zu beseitigen oder Unterstützung bei der Suche nach Kooperationspartnern, sei als Strategie nun vordringlich, so Ministerin Hoffmeister-Kraut.
Dazu Dr. Petra Püchner, Geschäftsführerin der Steinbeis 2i GmbH: „Unternehmen, die aufgrund ihres Geschäftsmodells nicht zusammen mit externen Partnern innovieren, benötigen eine spezifische Motivation. Barrieren werden in der Regel nur dann überwunden, wenn der Handlungsdruck von außen steigt, z.B. durch Veränderungen im Wettbewerb oder bei neuen Kundenanforderungen. Ein Coaching kann helfen, Barrieren zu identifizieren und geeignete Kooperationspartner zu finden. Das Schaffen vertrauensvoller ‚Open Innovation-Räume‘ stellt daher ein zentrales Handlungsfeld dar, bei dem KMU Unterstützung benötigen.“
Ergänzend dazu Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart, in deren Räumen der Kongress stattfand: „Impulse von außen und Ideen von Kunden oder Lieferanten sind für Innovationsprozesse in Unternehmen ebenso wichtig wie interne Vorschläge. Damit Open Innovation erfolgreich sein kann, brauchen Unternehmen ein funktionierendes Innovationsmanagement. Voneinander zu lernen und neue Anreize zu erhalten, stand beim heutigen Open Innovation-Kongress daher im Fokus.“
Weitere Informationen
Anlässlich des Kongresses hat die Steinbeis 2i GmbH ein Handbuch zur strategischen Herangehensweise für KMU veröffentlicht. Auf rund 80 Seiten bietet das Handbuch Handlungsempfehlungen und zeigt Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung sowie politische Handlungsfelder auf. Dabei wird auch ein Blick auf gute Praktiken in die europäischen Nachbarregionen Katalonien (Spanien), Rhônes-Alpes (Frankreich), Lombardei (Italien) und nach Schottland geworfen.
Auf dem Kongress vermittelten Expertinnen und Experten aus Theorie und Praxis Grundlagen, Strategien, Methoden, gute Praktiken und Erfolgsgeschichten gerade auch von kleineren Unternehmen und Start-ups im Bereich Open Innovation. Ein Schwerpunkt lag auf der Bedeutung digitaler Techniken. Neue Innovationsmethoden, wie z.B. das Innovation Hacking, wurden ebenso vorgestellt wie neue Infrastrukturkonzepte in Form von Innovation Labs und Makerspaces und diskutiert. Auch Themen wie Crowdfunding, IT Sicherheit und geistiges Eigentum konnten in den parallelen Foren vertieft werden.
Der Kongress wurde im Rahmen des Enterprise Europe Network mit regionalen und europäischen Partnern durchgeführt. Das Enterprise Europe Network der Europäischen Kommission verfügt über 600 Partner in mehr als 50 Ländern. Ziel des Netzwerks ist es, den Unternehmen bei allen Fragen zu Europa, zu Innovation, Forschung und Technologietransfer zur Seite zu stehen sowie die Nutzung der Ergebnisse europäischer Forschung zu fördern.
Open Innovation für den baden-württembergischen Mittelstand