Deutlich weniger Zonen gibt es ab August im Tarifverbund Ortenau. Die historische Reform macht Pendeln einfacher und attraktiver. Auch eine neue App soll den Nahverkehr stärken.
„Mit der Tarifreform zum 1. August 2021 bricht ein neues Zeitalter für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Ortenau an. Mit dieser in ihrer Dimension historischen Neugestaltung der Tarife gewinnt der ÖPNV im Ortenaukreis deutlich an Attraktivität “, erklärte Landrat Frank Scherer. Um sich über den großen Wurf in der Ortenau zu informieren und die zugesagte finanzielle Unterstützung des Landes zu skizzieren, war der Minister für Verkehr des Landes Baden-Württemberg, Winfried Hermann, eigens aus Stuttgart nach Offenburg angereist. Auch Justizministerin Marion Gentges, Abgeordnete für den Wahlkreis Lahr, und Staatssekretär Volker Schebesta, Abgeordneter für den Wahlkreis Offenburg, sowie Vertreter der Kreis- und Kommunalpolitik, des ÖPNV und Verkehrswesens im Ortenaukreis ließen es nicht nehmen, persönlich mit dabei zu sein.
Öffentlicher Nahverkehr darf nicht kompliziert erscheinen
„Ich bin 2011 mit dem Ziel vor Augen angetreten, dass alles was den ÖPNV kompliziert erscheinen lässt nach und nach abgeschafft wird: zu viele Zonen und Waben, zu komplizierte Tarifsysteme und der reine Automatenfahrkartenverkauf“, sagte Minister Hermann. Und weiter: „Darum kann ich den Ortenaukreis nur zu dieser großen Reform beglückwünschen, denn Fahrkartenkauf und -preis sind nun sicherlich kein Hindernis mehr zum Umstieg auf Bus und Bahn. Als Land unterstützen wir hier nicht nur finanziell, sondern auch politisch. Langfristig streben wir für ganz Baden-Württemberg ein landesweit konsistentes Modell erschwinglicher und gerechter Tarife an.“
50 Zonen weichen 6
„Wer die Verkehrswende hin zu weniger motorisiertem Individualverkehr und mehr öffentlichem Nahverkehr wirklich will, der darf im Ländlichen Raum nicht kleckern, sondern muss gerade hier klotzen“, so Scherer. Aus bislang 50 kleinteiligen, über die Fläche des Ortenaukreises verteilten Tarifzonen werden nur noch sechs übersichtliche Zonen mit preislich überzeugenden Monatskarten und Einzelfahrscheinen. Herzstück ist das Schülernetzticket, für das alle Schülerinnen und Schüler, Auszubildenden und Studierenden im Ortenaukreis den gleichen Preis bezahlen. „Mit dem Angebot der Schülernetzkarte im Abonnement für monatlich 30 Euro wird Mobilität im gesamten Gebiet des Tarifverbunds Ortenau (TGO) für weniger als einen Euro pro Tag möglich. Das ist unschlagbar!“, freute sich der Landrat, der dem Minister für die Zusicherung finanzieller Unterstützung und dem Kreistag sowie den Akteuren im Verkehrswesen für ihr klares Bekenntnis zum ÖPNV und die gemeinschaftliche Umsetzung der Reform von Herzen dankte. „Das, was wir heute gemeinsam auf den Weg bringen, ist ein mutiger und entscheidender Schritt in die Zukunft der Mobilität im größten Landkreis Baden-Württembergs – und ich bin mir sicher, dass unsere Kinder und Kindeskinder uns dafür mal dankbar sein werden!“
Land unterstützt mit 4 Millionen Euro
Am 3. November 2020 hatte der Kreistag des Ortenaukreises die wegweisende Entscheidung für eine entschlossene Fortentwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs getroffen, indem er einstimmig dem Vorschlag von Landrat Frank Scherer für eine umfassende Tarifreform 2021 zustimmte. Um diese weitreichenden Verbesserungen für die Fahrgäste und mehr umweltfreundliche Mobilität im Ländlichen Raum zu ermöglichen, gewährt der Ortenaukreis nun jährlich weitere 4,6 Millionen Euro als Finanzierungszuschuss an die TGO, zusätzlich zu den bisherigen zehn Millionen Euro, die er bereits bisher jährlich aus kommunalen Mitteln in den ÖPNV investierte. Das Land Baden-Württemberg wird für die Reform einen Zuschuss über mehrere Jahre in Höhe von voraussichtlich insgesamt circa vier Millionen Euro geben.
Neue App und besseres Angebot
Neben der Tarifsenkung sorgt der Ortenaukreis mit umfassenden Angebotsverbesserungen und der Einführung einer leistungsfähigen Mobilitäts-App für einen attraktiveren und nutzerfreundlicheren ÖPNV. So wurden in den letzten Jahren bestehende Liniengebote erweitert und neue Buslinien eingerichtet, wie zuletzt eine neue Regio- und drei Zubringerbusse in den Nationalpark, die erweiterte Linie R2 Offenburg – Schutterwald bis zum Europäischen Forum am Rhein und die neue grenzüberschreitende öffentliche Buslinie Lahr – Erstein. Weitere Verbesserungen, wie die grenzüberschreitende Buslinien Achern – Hagenau und ein durchgängiger öffentlicher Linienverkehr Offenburg – Illkirch sollen folgen.
Ergänzend zu diesem Gesamtpaket führt auch die Stadt Offenburg zeitgleich mit der Tarifabsenkung das Einer-Ticket für innerstädtische Strecken ein, die Städte Lahr und Kehl werden wahrscheinlich folgen.