In naher Zukunft sollen Bürger den Parkausweis bequem vom Sofa aus verlängern können und Unternehmen können Baugenehmigungen vom Büro aus beantragen. Dafür sollen im Projekt „Kommunale Digitallotsen“ Digitallotsen bei ihren Kollegen in den Verwaltungen Begeisterung für die Digitalisierung entfachen.
„Wir arbeiten an der digitalen Verwaltung: In naher Zukunft sollen die Bürgerinnen und Bürger im Land den Parkausweis bequem vom Sofa aus verlängern können und die Unternehmen können Baugenehmigungen vom Büro aus beantragen. Den Gang aufs Amt werden wir abschaffen – das macht den Kontakt mit Behörden lebenswerter und stressfreier. Das gelingt freilich nur, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung offen sind für den technischen Fortschritt. Der digitale Wandel beginnt im Kopf! Genau an diesem Punkt setzen wir mit dem Projekt ‚Kommunale Digitallotsen‘ an. Die Digitallotsen werden bei ihren Kolleginnen und Kollegen in den Verwaltungen die Begeisterung für die Digitalisierung entfachen“, erklärte der stellvertretende Ministerpräsident und Digitalisierungsminister Thomas Strobl zum Start des ersten Seminars des Qualifizierungsprogramms „Kommunale Digitallotsen“.
„Auf Initiative des Städtetags Baden-Württemberg wurde das Qualifizierungsprogramm ‚Kommunale Digitallotsen‘ entwickelt. Die Digitalisierung ist allumfassend und wirkt sich auf sämtliche Verwaltungsebenen aus. Vor allem die Städte nehmen eine Vorreiterrolle auf dem Weg zur digitalen Verwaltung ein. Wir wollen kommunale Digitallotsen in den Städten qualifizieren und etablieren, damit die Mitarbeitenden in den Städten aus eigenem Antrieb für die Digitalisierung der Verwaltung brennen. Die Digitallotsen sollen ihre Kolleginnen und Kollegen begeistern und anstecken, so dass verwaltungsintern ein Netz von Begeisterten wächst. Die Motivation soll nachhaltig wirken, weil die Mitarbeitenden selbst die Digitalisierung beeinflussen können“, sagte Gudrun Heute-Bluhm, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg.
„Das Qualifizierungsprogramm ‚Kommunale Digitallotsen‘ ist ein weiterer Baustein zur Förderung des digitalen Wandels in den Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg. Es ergänzt das bereits bestehende vielfältige Angebot des Gemeindetags unter dem Dach seiner Initiative „Städte und Gemeinden 4.0-Future communities“, erklärt Roger Kehle, Präsident und Hauptgeschäftsführer des baden-württembergischen Gemeindetags. „Ich freue mich sehr, dass die Verwaltungsschule des Gemeindetags hierzu einen wertvollen Beitrag leisten kann. Durch die Konzipierung als dreitägiges Grundlagenseminar ist das Programm auch für kleinere und damit weniger personalstarke Gemeinden interessant“, ergänzt Roger Kehle, Präsident und Hauptgeschäftsführer des Gemeindetags Baden-Württemberg.
„Die Landkreise in Baden-Württemberg unterstützen das erklärte Ziel der Landesregierung, die kommunale Verwaltung zum Vorreiter für digitale Dienste in einer modernen und bürgernahen Verwaltung 4.0 zu machen. Die beim Landkreistag angesiedelte Fachberatung wird mit dafür sorgen, Ideen und Projekte, die von Kommunen und Land im Rahmen der Digitalakademie entwickelt werden, vor Ort ‚gangbar‘ zu machen. Die Digitalisierung der Verwaltung muss nun rasch weiter Fahrt aufnehmen, damit wir im europäischen Vergleich nicht zurückbleiben. Neben weiteren Bausteinen wie etwa bürgerfreundlichen Online-Services und digitalisierten Verwaltungsabläufen kommt speziell der digitalen Qualifizierung der Verwaltung eine Schlüsselrolle zu“, so Dr. Alexis von Komorowski, Hauptgeschäftsführer des Landkreistags Baden-Württemberg.
Mit dem Projekt „Kommunale Digitallotsen“ sollen bis August 2020 rund 1.600 Digitallotsen mit einem umfassenden Schulungsprogramm qualifiziert werden. Baden-Württemberg fördert das Projekt mit mehr als 800.000 Euro. Jede Kommune hat die Möglichkeit, die Qualifizierung mindestens eines Digitallotsen durch das Land fördern zu lassen und damit dem digitalen Fortschritt mutig und offen zu begegnen. Die Digitallotsen werden Motivatoren für ihre Kolleginnen und Kollegen und Impulsgeber sein, um Maßnahmen sowie Transformations- und Veränderungsprozesse des digitalen Wandels aufzuzeigen und anzustoßen. Sie beschäftigen sich langfristig mit dem Thema Digitalisierung, arbeiten Gemeinsamkeiten der Kommunen heraus und nutzen Synergieeffekte, damit einheitliche Standards bestmöglich und benutzerfreundlich entwickelt werden können. Die kommunalen Digitalisierungsexperten werden damit in der Lage sein, auf Augenhöhe mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft digitale Projekte im kommunalen Umfeld umzusetzen.
Das Basiswissen wird in einem dreitätigen Seminar vermittelt. Darüber hinaus wird es regelmäßige Netzwerktreffen geben, um den kommunalen Austausch weiter voranzutreiben. Zusätzlich sollen sich die kommunalen Digitallotsen über eine Kommunikationsplattform miteinander vernetzen und so in regem Kontakt zueinander stehen können. Zu Projektbeginn bieten die Verwaltungsschule des Gemeindetags Baden-Württemberg und Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien Baden-Württemberg die Qualifizierungskurse an.
Digitalisierung
Die Digitalisierung ist ein zentraler Arbeitsschwerpunkt der Landesregierung. Dazu hat sie eine Investitionsoffensive gestartet: Rund eine Milliarde Euro werden in dieser Legislatur in die Digitalisierung investiert, rund die Hälfte davon fließt in den Ausbau der digitalen Infrastruktur. Das Qualifizierungsprogramm mit den Digitallotsen ist Teil des Leuchtturmprojekts „Digitalisierungsakademie@bw“, das insgesamt mit über 9 Millionen Euro dotiert ist. Erstmals werden alle Vorhaben auch unter dem Dach des Digitalisierungsministeriums koordiniert und gebündelt. Mit „digital@bw“ wurde im Sommer 2017 die erste, landesweite und ressortübergreifende Digitalisierungsstrategie vorgestellt, die in Teamarbeit von allen Ministerien erstellt wurde. In den kommenden zwei Jahren werden dazu über 70 ganz konkrete Projekte mit einem Volumen von 265 Millionen Euro umgesetzt, um Baden-Württemberg als Leitregion des Digitalen Wandels in Europa zu verankern. Schwerpunkte von „digital@bw“ sind die Bereiche: Intelligente Mobilität der Zukunft, digitale Start-Ups, Wirtschaft 4.0, Bildung und Weiterbildung in Zeiten der Digitalisierung, digitale Gesundheitsanwendungen sowie digitale Zukunftskommunen und Verwaltung 4.0. Dazu kommen die Querschnittsbereiche Forschung, Entwicklung und Innovation, Nachhaltigkeit und Energiewende, Datensicherheit, Datenschutz und Verbraucherschutz.